Wiederaufbau der Ukraine

Scholz will «Marshallplan» für Ukraine schon jetzt

Scholz will «Marshallplan» für Ukraine schon jetzt

Scholz will «Marshallplan» für Ukraine schon jetzt

dpa
Berlin
Zuletzt aktualisiert um:
Bundeskanzler Olaf Scholz versprach der Ukraine auf der internationalen Wiederaufbaukonferenz Unterstützung, solange es notwendig sei. Foto: Christophe Gateau/dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der beste Wiederaufbau sei «Wiederaufbau, der gar nicht notwendig wird», sagt der Kanzler - und stellt weitere Militärhilfe in Aussicht. Die Ukraine verspricht Reformen auf dem Weg in die EU. Auch im Krieg.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben zu einem internationalen Kraftakt für den Wiederaufbau der Ukraine aufgerufen.

Ein solcher Marshallplan nach dem Vorbild des US-Aufbauprogramms für Deutschland und ganz Europa nach dem Zweiten Weltkrieg sei «eine Generationenaufgabe, mit der man jetzt beginnen müsse», forderte Scholz bei einer internationalen Expertenkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Berlin. Dies werde die «Stärke der gesamten Völkergemeinschaft notwendig machen». Von der Leyen mahnte, es sei keine Zeit zu verschwenden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warb für rasche internationale Investitionen in den Wiederaufbau seines durch die russischen Angriffe stark zerstörten Landes. Wer in den Wiederaufbau der Ukraine investiere, investiere in ein künftiges EU-Mitgliedsland, betonte Selenskyj, der für eine Rede live per Video zu der Konferenz zugeschaltet war, laut Simultanübersetzung. «Europa kann man nur mit der Ukraine gemeinsam denken.» Das Land trete für die Sicherheit Europas ein, indem es den russischen Schlag abfange.

Schmyhal verspricht schnelle Reformen für EU-Beitritt

Auf Einladung von Scholz und von der Leyen beraten in Berlin internationale Experten über den Wiederaufbau der Ukraine. An der Tagung nehmen auch der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki teil.

Schmyhal versprach auf dem Weg seines Landes in die Europäische Union eine schnelle Fortsetzung tiefgreifender Reformen. Bis Ende des Jahres wolle sein Land das Assoziierungsabkommen umsetzen. Die ukrainische Regierung plane unter anderem, EU-Standards für verschiedene Industriesektoren, eine Zollreform, eine Regierungsreform und die Liberalisierung des Arbeitsrechts.

All dies geschehe auch während des Krieges - die Ukraine erfülle ihre Verpflichtungen, so Schmyhal.

Scholz: Unterstützen Ukraine so lang wie möglich

Scholz versprach erneut, Deutschland werde die Ukraine weiterhin mit dringend benötigten Luftverteidigungssystemen ausstatten. Der beste Wiederaufbau sei «der Wiederaufbau, der gar nicht notwendig wird, weil die Städte und Kraftwerke der Ukraine vor russischen Bomben, Drohnen und Raketen geschützt sind». Deutschland werde die Ukraine so lange wie nötig unterstützen. «In ihrem Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität ist die Ukraine nicht alleine.»

Bei der Konferenz gehe es darum, Wege für die Gestaltung der Zukunft des Landes zu finden, «nicht nur für die kommenden Monate, sondern für die kommenden Jahre», so Scholz. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, müssten private und staatliche Investoren der ganzen Welt zusammengebracht werden.

Der Wiederaufbau biete auch eine Chance für die nächsten Generationen, sagte Scholz. Es müsse darüber nachgedacht werden, wie eine weiterentwickelte, nachhaltige und widerstandsfähige Ukraine entstehen könne. Das Land könne zu einem wichtigen Erzeuger grüner Energie und einem Exporteur qualitativ hochwertiger Industrie- und Agrarprodukte werden sowie ein digitales Kraftzentrum mit einigen der besten Experten der Welt.

Mit Blick auf den Kandidatenstatus der Ukraine als mögliches künftiges EU-Mitglied sagte Scholz, nicht nur die Ukraine werde dadurch stärker werden, sondern Europa insgesamt.

Von der Leyen: Investition in Ukraine ist Investition in Demokratie

Von der Leyen sagte, kein Land oder keine Union könne den Wiederaufbau alleine stemmen. Man brauche starke Partner wie die USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Australien und andere Länder sowie Institutionen wie die Weltbank. Jeder Euro, jeder Dollar, jedes Pfund, jeder Yen sei eine Investition in die Ukraine, aber auch in die demokratischen Werte weltweit.

Es seien Milliardensummen notwendig für den Wiederaufbau. Für viele Ukrainerinnen und Ukrainer gehe es darum, im Winter ein warmes Zuhause zu haben. Mit Blick auf den Wiederaufbau von Infrastruktur sagte von der Leyen, dies müsse eingebettet werden in den Weg der Ukraine in die EU.

Morawiecki: Oligarchen-Gelder für Wiederaufbau nutzen

Polens Regierungschef Morawiecki sagte, es gebe einen großen Geldtopf, der für den Wiederaufbau verwendet werden könne - nämlich eingefrorene Werte russischer Oligarchen. Man müsse sich bewusst sein, dass für den Wiederaufbau pro Monat drei bis fünf Milliarden zusammengebracht werden müssten. Morawiecki sagte weiter, der Ukraine-Krieg sei auch ein Weckruf gewesen. Er verwies auf Abhängigkeiten von russischem Gas.

Die Ukraine war in den vergangenen zwei Wochen von fast 300 russischen Raketen und Drohnen getroffen worden. Nach ukrainischen Angaben wurde die Energie-Infrastruktur zu 40 Prozent zerstört.

Mehr lesen