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Verstärkt Fake News über Kamala Harris im Umlauf

Verstärkt Fake News über Kamala Harris im Umlauf

Verstärkt Fake News über Kamala Harris im Umlauf

dpa
Berlin/Washington
Zuletzt aktualisiert um:
Kamala Harris will die erste Präsidentin der USA werden. Foto: Stephanie Scarbrough/AP/dpa

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Seitdem klar ist, dass Kamala Harris erste US-Präsidentin werden will, kursieren verstärkt Falschinformationen über sie und ihre Kandidatur. Behauptungen aus sozialen Netzwerken im Überblick.

Die Demokraten schicken sie gegen Donald Trump ins Rennen: Kamala Harris will erste US-Präsidentin werden. Rund um ihre Kandidatur ist eine Desinformationswelle entstanden. Diese Fakes kursieren in sozialen Netzwerken:

Behauptung: Harris will die US-Bevölkerung reduzieren.

Falsch. US-Vizepräsidentin Harris spricht im Juli 2023 an der Coppin State University in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) über Klimaschutz. Dabei unterläuft ihr ein Versprecher: Statt «pollution» (Deutsch: Umweltverschmutzung) sagt sie «population» (Bevölkerung). Das geht aus dem offiziellen Transkript des Weißen Hauses hervor, in dem die Berichtigung des Fehlers zu finden ist: «population» ist dort durchgestrichen und in eckigen Klammern «pollution» hinzugefügt worden.

Auch aus dem Kontext der Rede ist die richtige Lesart ersichtlich. Denn an zwei weiteren Stellen spricht Harris explizit von einer Verminderung der Umweltverschmutzung. In dem Absatz vor dem Versprecher geht es eindeutig um wirtschaftliche Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Harris sagt unter anderem, der Ausstoß von Treibhausgasen solle bis 2030 halbiert werden. Auch ein Sprecher des Weißen Hauses bestätigt schon im Juli 2023 gegenüber US-Faktencheckern, dass es sich um einen Versprecher handele. Harris habe «Umweltverschmutzung» gemeint.

Behauptung: Ein verbreitetes Foto zeigt Harris gemeinsam mit Jeffrey Epstein.

Falsch. Das Foto wurde manipuliert. Durch eine Bilderrückwärtssuche lässt sich das Original in der Bilddatenbank von Getty Images finden. Es wurde am 17. September 2015 bei einer Veranstaltung in Los Angeles aufgenommen und zeigt Harris mit ihrem Ehemann Douglas Emhoff. US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein ist darauf nicht zu sehen. Das heißt: Sein Kopf wurde in das Foto montiert. Auch hier lässt sich das Originalfoto finden: Es handelt sich um Polizeifoto, das 2006 aufgenommen wurde.

Epstein war ein US-amerikanischer Multimillionär, der des Kindesmissbrauchs für schuldig befunden wurde. Ihm wurde auch vorgeworfen, ein Sex-Netzwerk aufgebaut zu haben. Er starb 2019 in seiner Zelle in New York. Der Fall hatte auch deshalb weltweit für Aufsehen gesorgt, weil der Unternehmer bis in die höchsten Kreise vernetzt war. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien. Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zu den früheren US-Präsidenten Donald Trump und Bill Clinton.

Behauptung: Harris spricht bei einer Rede nur Kauderwelsch.

Falsch. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, in dem einer scheinbar verwirrt wirkenden Harris Worte in den Mund gelegt werden, die sie nicht gesagt hat. Übersetzt verkündet sie angeblich: «Heute ist heute. Und gestern war gestern heute. Morgen wird morgen heute sein...» Dabei handelt es sich allerdings um einen manipulierten Clip. Das Original-Video wurde von einer gemeinnützigen Organisation für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche am 26. April 2023 auf Facebook ausgestrahlt. Es zeigt eine Veranstaltung an der Howard University in der US-Hauptstadt Washington vom Vortag, auf der Harris spricht.

Ein Vergleich der Gesten von Harris und dem Publikum offenbart, dass für den verbreiteten Clip einen Ausschnitt dieser Rede ab Minute 61:02 verwendet wurde. Der Ton wurde gegenüber dem Original verändert. In Wahrheit sagt Harris an der Stelle etwas anderes und spricht über Führungspersönlichkeiten und darüber, «wo wir in der Geschichte stehen». Auch im offiziellen Transkript des Weißen Hauses taucht das vermeintliche «Heute ist heute»-Zitat nicht auf.

Behauptung: Wegen der Herkunft ihrer Eltern darf Harris nicht kandidieren.

Falsch. Die Herkunft der Eltern spielt für das Amt des US-Präsidenten keine Rolle. Die Verfassung schreibt nur drei Anforderungen vor: Anwärter müssen gebürtige US-Bürger sein, mindestens 35 Jahre alt sein und zumindest 14 Jahre in den USA gelebt haben. US-Vizepräsidentin Harris erfüllt diese drei Kriterien: Sie wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Der 14. Zusatzartikel zur US-Verfassung gewährt die Staatsbürgerschaft allen Menschen, die in den Vereinigten Staaten geboren worden sind.

Nach dem Studium wurde Harris die erste schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in Kalifornien. Harris ist die erste Frau und die erste Schwarze im US-Vizepräsidentenamt. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin, kam aus Indien und lernte Harris' Vater in den 1960er Jahren in den USA kennen.

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