Humanitäre Lage in Gaza

WHO-Forderung: Evakuierungsbefehl für Kliniken zurücknehmen

WHO-Forderung: Evakuierungsbefehl für Kliniken zurücknehmen

WHO-Forderung: Evakuierungsbefehl für Kliniken zurücknehmen

dpa
London
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Palästinenser inspizieren die Trümmer nach einem israelischen Angriff auf die Stadt. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

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Die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza kommen nur langsam voran. Die WHO und Außenministerin Baerbock machen vor allem auf die prekäre Situation der Kliniken aufmerksam.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel mit Nachdruck aufgefordert, die Evakuierungsaufforderung für Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens zurückzunehmen. «Es gibt dort Patienten, die einfach nicht bewegt werden können, viele werden beatmet, es gibt Neugeborene in Brutkästen, Menschen in instabilem Zustand, und es ist sehr schwierig, sie zu transportieren», sagte WHO-Sprecher Tarik Jašarević am Montag der BBC. Die Aufgabe sei «fast unmöglich». «Wir rufen Israel auf, diese Anordnung zu überdenken», sagte Jašarević.

Bisher seien vier Lastwagen mit chirurgischem und Verbandsmaterial sowie Medikamenten gegen chronische Krankheiten über den Grenzübergang Rafah nach Gaza gebracht worden, sagte der Sprecher. «Aber das reicht bei weitem nicht aus.» Auf der ägyptischen Seite stünden noch mehr Lastwagen bereit, aber bisher gebe es keine Sicherheitsgarantien, dass die Vorräte eingeführt werden könnten.

Baerbock dringt auf Treibstoff-Lieferungen

Außenministerin Annalena Baerbock hat auf Treibstoff-Lieferungen in den Gazastreifen gedrungen. Sie habe selbst bei der internationalen Konferenz am Wochenende in Kairo deutlich gemacht, dass es vor allem Treibstoff brauche, damit die Krankenhäuser zumindest in Minimalfunktion laufen könnten, sagte die Grünen-Politikerin am Montag im Deutschlandfunk. «Ohne Strom werden auch die Entsalzungsanlagen und die Pumpen für Trinkwasser nicht funktionieren können. Deshalb braucht es dringend Treibstoff, damit die Wasserversorgung wieder steht.»

Von Israel seien ein bis zwei Wasserleitungen wieder aktiviert worden, eine dritte sei nach israelischen Angaben von der Hamas zerstört worden. «Aber das ist nur ein minimaler Teil der Wasserversorgung für Gaza. Es müssen vor allem die Pumpen und die Entsalzungsanlagen wieder funktionieren. Daran arbeiten wir mit.» Die Lage vor Ort sei dramatisch. Es drohe ein Ausbruch der Cholera.

Weiter katastrophale Lage für die Menschen in Gaza

Die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in der von Israel abgeriegelten Küstenenklave mit gut zwei Millionen Einwohnern kommen nur langsam voran. Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths fuhr am Sonntag ein zweiter Konvoi aus 14 vor allem mit Arznei- und Lebensmitteln beladenen Lkw nach Gaza hinein. Er sprach von einem weiteren «Hoffnungsschimmer». Am Vortag hatte die erste Lieferung seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober die Grenze passiert. Nach Einschätzung der UN wären zur Versorgung der Menschen rund 100 Lastwagenladungen täglich nötig.

Hunderte Terroristen hatten am 7. Oktober im Auftrag der Hamas Israel überfallen und im Grenzgebiet Massaker angerichtet. Israel hat seither mehr als 1400 Tote zu beklagen, der Großteil davon Zivilisten. Die Identifikation der Leichen dauert an. Zudem wurden nach Angaben des israelischen Militärs mindestens 212 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch Deutsche. Zwei US-amerikanische Geiseln waren am Freitag freigelassen worden.

Seit dem Terrorangriff bombardiert Israels Armee pausenlos den dicht besiedelten Gazastreifen. Die Zahl der dort getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 4651. Die Zahlen waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.

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