Kulturkommentar

„Mein politischer Aktivismus“

Mein politischer Aktivismus

Mein politischer Aktivismus

Julia Röhr
Apenrade
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In der Hochschule bin ich nicht die Einzige, deren Laptop so aussieht. Foto: Julia Röhr

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Um politisch aktiv zu sein und etwas zu bewirken, muss man sich nicht zwingend irgendwo anketten oder im Bundestag sein, findet unsere Praktikantin Julia Röhr.

Politisch aktiv zu sein muss nicht immer die großen Schritte bedeuten. Ich muss mich nicht irgendwo anketten oder im Bundestag sprechen, um etwas zu erreichen. Aus meiner Sicht kann jeder politisch aktiv werden – und sollte dies auch tun.

Es ist sehr effektiv, einfach miteinander zu sprechen. Über die tagesaktuellen Themen, die einen beschäftigen. Die gerade mal wieder aktuell sind. Themen wie Sexismus oder Rassismus sind unangenehm zu diskutieren, besonders wenn es um den Kommentar einer Person aus deinem Umfeld geht. Es muss unangenehm werden, sonst wird es eben nicht besser. Politischer Wandel ist in der Vergangenheit nicht durch Schweigen passiert. Das war auch für mich ein großer Schritt, weil ich mich nicht getraut habe, mich entsprechend verbal zu äußern, wenn ich etwas nicht gut fand. Klare Äußerungen sind aber wichtig.

Klare Äußerungen stehen auch auf meinem Laptop. Hier kleben Sticker mit den Aufschriften „Gegen Sexismus überall“, „Refugees Welcome“ oder „My Body My Choice“. Die politischen Statements trage ich immer mit mir rum. Aufkleber sind eine tolle Art, politischen Aktivismus zu betreiben. Sie kleben einfach und präsentieren ihre Botschaften. Nicht mehr, nicht weniger. In Apenrade habe ich noch nicht viele beobachtet, in meiner Studienstadt Magdeburg ist jeder Laternenpfahl damit übersät. Aber natürlich ist es verboten, Sticker auf fremde Objekte zu kleben. Bei mir musste eben mein Laptop herhalten. Und mein Notizbuch. Und meine Zimmertür. Und mein Fahrrad. Aber alles natürlich in Maßen.

Für politische Statements sind auch die sozialen Medien gut. Instagram kann tatsächlich ein tolles Bildungsangebot sein. Natürlich werden auch falsche Infos verbreitet, mit einem kritischen Blick kann man diese aber von der Wahrheit unterscheiden. Millionen von Akteurinnen und Akteuren sprechen über tagesaktuelle Themen und verpacken das in einzelne Postings. Da geht’s um den eigenen Körper, toxische Männlichkeit, Sexismus, strukturellen Rassismus, den Klimawandel und mehr. Diese Postings teile ich gern über meine Story, damit es meine Freunde sehen können. Ich hoffe damit, jemanden zu erreichen, der sich eventuell für diese einzelnen Themen interessiert und etwas dazulernt. Auch hier ist geboten: laut sein. Zwar sind die Storys stumm, aber ich teile eben meine Meinung.

Die Geschichte zeigt – wenn man nicht aktiv ist, verändert sich nichts. Rosa Park blieb 1950 einfach auf ihrem Platz sitzen, der für einen weißen Bürger gedacht war. Und hat damit in der ganzen Welt auf den Rassismus in Amerika aufmerksam gemacht. Wenn ihr also denkt: Ach, das bringt doch eh nichts, da jetzt was zu sagen. Doch, das tut es.

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