Leserbrief

„Es geht um eine gute Nachbarschaft“

Es geht um eine gute Nachbarschaft

Es geht um eine gute Nachbarschaft

Horst Leithoff
Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:

Horst Leithoff widmet sich den unterschiedlichen Abstandskriterien für Windkraftanlagen in Deutschland und Dänemark und bezieht sich auf den Artikel „Windräder – es geht um die gute Nachbarschaft".

 

Liebe Brigitta
Gerne möchte ich daran erinnern, dass die ersten Windräder entlang der Grenze bei Bølå und bei Rens aufgestellt wurden. Ja, es ist richtig, die Anlagen stehen in einer sauberen, graden Linie, mit fein abgezirkelten, gleichmäßigen Abständen. Bei Bølå stehen sie nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt. Obwohl längst bekannt war, dass höhere Windräder deutlich wirtschaftlicher laufen, wurde der Windpark dort mit Anlagen erweitert, die sinnvoller Weise mit mindestens 100m NH hätten errichtet werden können.

Auch bei Sæd wurden die Anlagen dicht an der Süderau in einer graden Linie aufgestellt. Dänische Windmühlen halten allerdings keinen Sicherheitsabstand zu Naturschutzgebieten und Natura 2000 Habitaten ein. Das deutsche Gesetz fordert hier eine variable Sicherheitszone, die je nach geschütztem Naturthema individuell bewertet wird. Deutsche Windräder müssen diesen Abstand auch zu dänischen Schutzgebieten einhalten, zu denen man in Dänemark keinen Abstand einhalten muss.

Es zeigt sich, dass das Risiko für eine Kollision von Vögeln mit steigender Nabenhöhe deutlich geringer wird. Windräder mit großen Nabenhöhen und großen Rotordurchmessern drehen deutlich langsamer und sind grade für Raubvögel deutlich leichter wahrzunehmen.

Seit wir Windräder aufstellen steigt die Zahl der Raubvögel deutlich. Vermutlich ist hier kein direkter Zusammenhang. Vermutlich steigt der Bestand obwohl wir Windräder bauen. Jedenfalls gefährden WEA‘s Vögel in weit geringerem Masse als Häuser mit großen Fenstern, ICE-Züge oder der dichte Verkehr auf unseren Autobahnen. Oder besuche doch einmal die Jäger in unserem Grenzland. In den Gebieten mit Windrädern steigt auch der Bestand des Niederwilds deutlich.

Verwunderlich sind allerdings die Vorschriften bezüglich der Nachtkennzeichnung. In Dänemark reicht ein Fahrradrücklicht am hinteren Ende des Maschinenhauses, während man in Deutschland sehr aufwendig in einem bestimmten Takt blinkende Gefahrfeuer anbringen muss, sobald die Windenergieanlagen eine Höhe von 150 m erreichen.

Seit kurzem ist geklärt, dass wir einen Antrag stellen dürfen, die Nachtkennzeichnung bedarfsabhängig zu steuern. Fast alle Windräder entlang der deutsch-dänischen Grenze arbeiten seit Jahren intensiv daran, diese Genehmigungen zu erlangen. Wir rechnen damit, dass die meisten Anlagen bis Weihnachten 2020 in der Regel nachts nicht länger beleuchtet sein werden.

Es ist schön, wenn die Kommune Tondern sich ein einheitlicheres Bild wünscht. Warum hat sie dann nicht darauf bestanden, dass die Windräder bei Sæd ebenfalls Siemensanlagen sein sollten? Und wie stellt man sich vor, dass man über viele Jahre hinweg den gleichen Mühlentyp bauen sollte, wenn die technische Entwicklung doch unaufhaltsam weitergeht? Wünscht man sich wirklich auch heute noch mit WEA’s zu arbeiten, die technisch längst überholt sind?

Vor ein paar Jahren wurde in Schleswig Holstein eine Tourismusstudie durchgeführt. Diese Studie kam zu dem Schluss, dass kaum ein Urlauber sich an den Windkraftanlagen in SH störte. Diese Form der regenerativen Energiegewinnung wurde als ein besonders wertvoller Beitrag Schleswig Holsteins zum Klimaschutz empfunden. Windräder sind gelebter, aktiver Klimaschutz.

Wenn wir es richtig anstellen, tragen sie zur Unabhängigkeit der Region bei. In SH haben wir grade eine Studie veröffentlicht, nach der der Betrieb von Windkraftanlagen in Schleswig Holstein fast 10.000.000.000 Kr. jährlich zur Wertschöpfung in diesem Land beiträgt. Wenn es gelingt, die Investition in die Windräder für die Menschen vor Ort attraktiv zu machen, kann ein großer Teil dieser Wertschöpfung auch in den Standortgemeinden gehalten werden. Daran sollten wir arbeiten. Betrachten wir die Windräder als Chance, an der wir alle teilhaben können.

Mit unserer Beteiligung an lokalen Windrädern tragen wir aktiv zum Klimaschutz bei und sichern außerdem unsere Altersversorgung. Das sollte auch dem dänischen Staat ein paar Gedanken wert sein.

Horst Leithoff, Grøngårdmark, Tondern
begeisterter Anteilshalter an sowohl dänischen wie deutschen Windparks

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