Diese Woche in Kopenhagen
Trump sei Dank
Trump sei Dank
Trump sei Dank
In Donald Trump haben die Europäer einen gemeinsamen Widersacher gefunden. Das könnte die EU wieder enger zusammenführen, meint der Leiter des Kopenhagener Sekretariats der deutschen Minderheit in Dänemark, Jan Diedrichsen.
In Donald Trump haben die Europäer einen gemeinsamen Widersacher gefunden. Das könnte die EU wieder enger zusammenführen, meint der Leiter des Kopenhagener Sekretariats der deutschen Minderheit in Dänemark, Jan Diedrichsen.
Nein, Donald Trump wird nicht im Alleingang die Welt in die Katastrophe stürzen. So skandalös seine Entscheidung ist, das Pariser Klimaabkommen einseitig zu kündigen, alleine ist auch der vorgeblich mächtigste Mann der Welt, nur ein Mann. Auch die anderen Vertragsstaaten von Paris, wie Dänemark und Deutschland, müssen sich erheblich anstrengen, um ihren Verpflichtungen zur Rettung des Planeten auch wirklich nachzukommen. So paradox das klingen mag, Donald Trump könnte dem Ziel, eine solidarischere Welt zu etablieren, mit seinem nationalistischem America-First-Gepolter sogar befördert haben.
Er schweißt zusammen, was vorher durch nationalstaatliche Egoismen immer weiter auseinander zu fliegen drohte. Ein Beispiel für diese These, ist die Europäische Union und die europäische Zusammenarbeit. Ohne Donald Trump würde die Zusammenarbeit der Europäischen Staaten nicht so gut dastehen, wie sie es derzeit tut. Lange ist es her, dass die Zustimmungswerte so hoch gewesen sind. Mit Merkel und Macron deutet sich eine starke Führung neben der Europäischen Kommission in Brüssel an.
Dabei sollten natürlich nicht die Probleme verleugnet werden; vor allem im Osten Europas brodelt es mit nationalistischen Strukturen - Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien. Alles wahrlich keine lupenreine Demokratien.
Dänemark befand sich bis vor einigen Monaten unter der Avantgarde der EU-Kritiker:
Die Zusammenarbeit nicht pauschal verurteilend, aber deutlich kritisch, einem weiteren Zusammenwachsen entgegentretend. Mittlerweile steht Dänemark mit seiner passiv-negativen EU-Kritik ziemlich isoliert da. Es wird immer schwieriger, gegen eine Stärkung der EU zu argumentieren. Donald Trump sei Dank.
In den Hauptstädten hat der US-Präsident Panik ausbrechen lassen und die Bedeutung einer engeren und weitreichenderen Zusammenarbeit schlagartig deutlich gemacht. Lars Løkke hat sich zwar bislang eher moderat zum polternden und schimpfenden Trump geäußert: Man dürfe seinen Stil nicht überbewerten. Auf die Politik komme es schließlich am Ende an, so der dänische Regierungschef.
Was Løkke nun nach den Auftritten von Trump bei der NATO, dem G7-Gipfel und dessen Klima-Kündigung meint, wird spannend zu verfolgen sein.Doch was bleibt als Alternative zur ehemaligen Leit- und Schutzmacht USA? Natürlich nur die EU. Angela Merkel hat es deutlich gemacht, dass wir unser Schicksal in die eigene Hand nehmen müssen. Der französische Präsident Macron steht der Kanzlerin, gekonnt mit französischem Pathos garniert, bei.
Ein kleiner Zwischenruf sei hier jedoch erlaubt. Die USA abzuschreiben, wäre ein Fehler.
Wer derzeit beobachtet, welch Widerstand sich gegen Trump und Co in den USA formiert und wie formidabel sich die Presse engagiert, der sollte die Hoffnung mit Blick auf den Atlantik nicht aufgeben.
Man wünscht sich manchmal so viel drive in Europa oder Dänemark, wie man derzeit in der amerikanischen Zivilgesellschaft erkennen kann!
Und wo positioniert sich Dänemark? Wenig bis gar nicht. Aktive Verantwortung für Europa zu übernehmen sieht zumindest anders aus.
Lieber verstecken sich sowohl Regierung als auch Opposition im nationalen Kosmos bzw. Ententeich der dänischen Innenpolitik. Doch man sollte auch hier die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht schafft es Trump, den Fokus von Inger Støjberg und der dänischen Innenpolitik, etwas mehr richtig Europa und der Welt zu schwenken.
Hier werden nämlich derzeit die wirklich wichtigen Schlachten für die Zukunft des Planeten, Europas und damit auch Dänemarks geschlagen.