Kulturkommentar

„Mit dem 8. März ist es nicht getan“

Mit dem 8. März ist es nicht getan

Mit dem 8. März ist es nicht getan

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Frauen müssen lauter und unbequemer werden, schreibt Claudia Knauer in ihrem Kulturkommentar. Männer müssen bereit sein, abzugeben.

Wie schön, dass uns zum Weltfrauentag reichlich Angebote in die Mailbox flattern. Da ist die Antifaltencreme reduziert und die neuste Mode gibt’s zum Tag der Frauen auch günstiger. Dazu kommen viele freundliche Reden, Feststellungen, dass Frauen immer noch weniger verdienen, dass sie mehr Arbeit im Haushalt, bei Kindererziehung und Pflege leisten und am Ende dann mit einer Mini-Rente dastehen. Das hören wir jedes Jahr. Hast sich etwas geändert? Nein. 
 
In Deutschland sollen jetzt die Frauen mobilisiert werden, um die Fachkräftekrise abzuwenden. Prima, mal wieder die Lückenbüßerin spielen, wenn es kneift. Das war schon im Krieg und kurz danach so. Und dann heißt es wieder, ab an den Herd, wenn wir nicht mehr gebraucht werden.
 
In Dänemark sind über 86 Prozent der Chefs in privaten Unternehmen mit über 50 Angestellten Männer. Frauen verdienen knapp zwölf Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und rund acht Prozent davon kann man nicht mit Erfahrung, Elternurlaub, Krankheit oder ähnlichem erklären.
 
Klar, wir Frauen sind einfach nicht genug darin, unsere Rechte einzufordern, weil wir dazu nicht erzogen wurden, weil wir nett und ruhig sein sollen und weil es noch lange nicht genug Vorbilder gibt, an denen sich junge Mädchen orientieren können. Mittlerweile gibt es viele Bücher, in denen die Mädels den Ton angeben, aber noch viel zu viele, in denen Jungs und Mädchen nicht auf Augenhöhe spielen. Verantwortung dafür liegt bei allen – Männern wie Frauen, Eltern wie Nicht-Eltern. 
 
Wir Frauen müssen lauter werden, unbequemer. Wir müssen es aushalten, dass die Männer – mal offen, mal verborgener – mit den Augen rollen, weil wir schon wieder was wollen. Männer müssen bereit sein, abzugeben. Ja, das fällt schwer. Wir Frauen lernen das schon von Kindesbeinen an. 
 
Dazu gehört auch, dass wir in unseren eigenen Vereinen und Verbände mal gründlich nachschauen, was wir tun und – in diesem Fall – singen. Nicht nur ein örtlicher Verein der deutschen Minderheit hat überhaupt keine Probleme damit, unkommentiert deutsches Liedgut zu schmettern, in denen Frauen mit ihren lockenden Lippen zum Küssen verführen, in denen sie die schöne Zierde sind und der tapfere Mann in die Welt hinauswandert, als Handwerksgesell anpackt oder als Student die Fässer leersäuft. Frauen dürfen mitkommen, mitbestimmen dürfen sie nicht.
Dankeschön. 
 
Um Trude Herr mal komplett abzuwandeln, die Ende der 50er Jahre sang „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“, fordern wir „Ich will keine schönen Worte, ich will lieber ein Stück der Macht.“
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