Kulturkommentar

„Auszeit“

Auszeit

Auszeit

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Ostern naht, doch wie lässt sich das Fest begehen angesichts von Krieg und Leid? Claudia Knauer hat in ihrem Kulturkommentar eine Idee.

Um uns herum geht, leider nicht nur gefühlt, sondern auch wahrhaftig die Welt in Trümmer. Wir können die Endlosschleife der schlechten Nachrichten kaum mehr ertragen. Ukrainekrieg, Leichen in den Straßen, Vergewaltigungen, Hinrichtungen, Klimakrise, Preisschock, Inflation, Flüchtlinge, keine Mädchen mehr in afghanischen Schulen, Krieg im Jemen – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Davon, dass wir die Fernseh- oder Radiosendungen ausschalten und auf Facebook nur noch Katzenvideos schauen (die sehr entspannend sind, keine Frage) gehen die Probleme nicht weg. Aber wenn wir, egal wo, etwas ändern wollen – ob wir nun für Flüchtlinge da sind, Spenden sammeln, für die Abschaffung des Verteidigungsvorbehalts trommeln oder bei Amnesty Eingaben unterschreiben – alles können wir nur, wenn wir mit unseren Kräften haushalten.

Die kommende Karwoche und das Osterfest geben dazu Raum und Anlass. Wir könnten uns zuerst einmal auf unsere Kultur besinnen und mal in die Runde fragen, was es mit dem Gründonnerstag auf sich hat. Es ist die Bezeichnung für den fünften Tag der Karwoche bzw. der heiligen Woche. An ihm gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Mit wem willst du dein Brot brechen?

Und der Karfreitag? Christen gedenken an diesem Tag des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz. Der Karfreitag wird auch stiller Freitag oder hoher Freitag genannt. Zeit zum Innehalten und Nachdenken, wie wir die kommenden Tage, Wochen, Monate nutzen. Wie sorgen wir für Energiesparen, dafür, dass unser Planet nicht verdurstet oder überschwemmt wird? Wie erreichen wir Unabhängigkeit von Diktatoren? Den einen mit dem anderen auszutauschen ist keine probate Lösung. Wie sichern wir, dass der Ukrainekrieg, die Verteidigung auch unserer Demokratie und Freiheit, nicht in Vergessenheit gerät, weil er doch nun schon so lange andauert?

Viele Fragen – keine Antworten an dieser Stelle. Hier steht nur die Aufforderung, einmal innezuhalten. Gemeinschaft am Tisch zu schaffen. Ruhe zu erleben und nachzudenken und dann auch ein freudiges Fest zu feiern, ob nun das Osterfest oder einfach den kommenden Frühling. Denn auch das brauchen wir. Sogar ganz dringend.

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