Kulturkommentar

„Ein Plädoyer für das Fernsehen“

Ein Plädoyer für das Fernsehen

Ein Plädoyer für das Fernsehen

Nordschleswig/Sønderjylland
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Was hast du gestern am Schirm gesehen? Darauf gibt es heute – gefühlt – genauso viele Antworten wie es Menschen gibt, weil jeder sein eigenes Programm schaut. Deshalb sollten wir gemeinsam mehr TV-Sendungen sehen, meint Journalistin Kerrin Jens in diesem Kulturkommentar.

In der heutigen Zeit sind wir es gewohnt, alles sofort und auf Abruf zu bekommen. Wir müssen nicht mehr bis zum nächsten Tag warten, um die Nachrichten in der Zeitung zu lesen, wir brauchen nicht in ein Restaurant zu gehen, um unsere Lieblingspizza zu essen, sondern können die Gerichte über eine App auf unseren Smartphones nach Hause liefern lassen, wir können jeder Zeit Filme und Serien auf Streamingdiensten gucken – unabhängig von Uhrzeit und Wochentag.
 
Doch besonders in dieser schnelllebigen Zeit, in der wir uns kaum richtig auf eine Sache konzentrieren können, ist es wichtig für mich einen festen Termin in der Woche zu haben, auf den ich mich freuen kann und bei dem ich weiß, dass ich ihn nicht verschieben kann. So schalte ich also jeden Mittwoch um 20.15 Uhr den Fernseher ein. Dabei bin ich nicht alleine, sondern habe einmal in der Woche eine feste Verabredung mit meinen Freundinnen. Das gemeinsame Anschauen der Fernsehsendung ist zu einer kleinen Tradition geworden.
 
Ein fester Bestandteil der Fernsehsendung ist nicht nur das Gucken an sich, das zu einem geselligen Abend mit Freunden und Chips geworden ist, sondern auch die Nachbesprechung am darauffolgenden Tag mit den Kolleginnen und einem Kollegen bei der Arbeit. Das Schöne bei Fernsehsendungen ist nämlich, dass alle auf dem gleichen Stand sind ­– im Gegensatz zu Serien, die auf Streamingdiensten verfügbar sind.
 
So wird die Mittagspause am Tag danach dafür genutzt, die schönsten Momente der Fernsehsendung noch einmal zu durchleben und sich auszutauschen. Nicht selten kommt es nach dem Mittagessen vor, dass einem noch etwas zu der Sendung einfällt und man in das Büro seiner Kollegin geht und sagt: „Wir haben noch gar nicht darüber geredet, dass…“ Das hört dann eine weitere Kollegin und kommt dazu. Fernsehsendungen verbinden uns.
 
Ich plädiere also dafür, mehr Fernsehen zu schauen, weil wir dann wieder lernen, uns auf Dinge zu freuen und merken, dass wir nicht immer alles sofort bekommen können. Wir müssen dafür Termine einhalten und können uns am nächsten Tag untereinander austauschen.  
 
Ob es sich bei der Fernsehsendung um die Tagesschau, den Tatort, die Bundesliga oder den Bachelor handelt, sei einmal dahingestellt. 
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