Kulturkommentar

„Verbindlich – Unverbindlich“

Verbindlich – Unverbindlich

Verbindlich – Unverbindlich

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Ein wenig mehr Verbindlichkeit täte uns allen gut, schreibt Büchereidirektorin Claudia Knauer in ihrem Kulturkommentar. Denn die Unverbindlichkeit bedeute auch eine Abwertung des Gegenübers.

Wer schon jemals auf einen Handwerker gewartet hat, weiß, wovon ich rede: Er kommt oder auch nicht. Er ruft zurück oder auch nicht. Verbindlichkeit sieht anders aus. Es mag seine guten Gründe geben. Wenn beim Nachbarn das Wasserrohr gebrochen ist, ist das wichtiger als mein tropfender Wasserhahn. Aber das Handy ist ja nie weiter entfernt als eine halbe Armlänge zur Hosentasche. Bescheid sagen wäre also möglich. 

Viel weniger verbindlich werden die Menschen auch im Privaten. Man kommt zur Party – vielleicht. Gerade jüngere Menschen sind nicht mehr sehr geneigt, sich festzulegen. Fomo heißt das – fear of missing out. Also die Angst, etwas zu verpassen. Vielleicht ist die andere Feier spannender, das Gras auf der anderen Seite des Zaunes grüner, die Drinks besser, der Club cooler.

Etwas ältere Semester haben nicht selten die Einstellung entwickelt: Ihr wisst doch, dass ich komme. Ist immer so. Tja, das kann man ja nun wirklich wissen und sich darauf einrichten.

Ein wenig mehr Verbindlichkeit täte uns allen gut. Wer sich eine teure Eintrittskarte gekauft hat – oft sogar mit einem langen Vorlauf – der wird kaum für ein anderes Angebot die ursprüngliche Planung aufgeben. Also alles nur über Geld regeln? Das wäre schade und nicht zielführend.

Es hat viel mit Respekt gegenüber dem Veranstalter oder denjenigen zu tun, die einladen. Respekt vor der Zeit und dem Bemühen der anderen. Die Unverbindlichkeit bedeutet auch eine Abwertung des Gegenübers.

Es gibt übrigens auch die Gäste, die zuverlässig kommen – und zwar eine Stunde zu früh. Das ist ebenfalls ein Albtraum. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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