Leitartikel

„Gewollt und „die Ungewollten““

Gewollt und „die Ungewollten“

Gewollt und „die Ungewollten“

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
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Am Montagabend zeigte die ARD „Die Ungewollten“ im deutschen Fernsehen – ein guter und wichtiger Film, meint der ehemalige Chefredakteur des „Nordschleswigers" Siegfried Matlock.

Ein deutsches Millionen-Publikum hat am Montagabend den in Hadersleben geborenen Kapitän Gustav Schröder auf seiner Odyssee auf der „St. Louis“ im ARD-Film „Die Ungewollten“ über die Rettung von 900 jüdischen Passagieren kennengelernt.

An dieser Stelle zitieren wir einige Zeilen dazu aus einer gestrigen Mail eines bekannten deutschen Nordschleswigers: „Von meiner Warte aus gesehen war das eine prima Verfilmung – die armen Menschen, und was hat der arme Schröder für eine schreckliche Gewissensqual durchgemacht.  Der Film gab allerdings eine unruhige Nacht für mich!“

Das Doku-Drama, das auch unter Mitarbeit des in Hamburg lebenden Großneffen von Gustav Schröder, Jürgen Glaevecke,  inszeniert wurde, war schon seit langer Zeit im Programm vorgesehen, aber vor dem Hintergrund der jüngsten antisemitischen Anschläge mit Todesopfern in Deutschland konnte der Anlass, das Thema nicht aktueller, nicht bewegender sein. Der ARD ist zu diesem Doku-Drama zu gratulieren.

Es war kein „Gefühlsporno“ wie oft à la Hollywood, sondern es war, wie ein dänischer Kollege kommentierte, „großes Kino“. Trotz aller Emotionen, die der Streifen hervorrief, war er sachlich um Fakten bemüht und bekam durch die Aussagen von noch überlebenden Juden eine hohe moralische Legitimation – auch für die Zukunft.

Zu beglückwünschen ist auch die Besetzung der Hauptrolle durch den aus München stammenden Schauspieler  Ulrich Noethen, der eine ganz verblüffende Ähnlichkeit mit dem nordschleswigschen Gustav Schröder aufwies und der defensiv spielend nicht einen glatten Filmhelden verkörperte, sondern innerlich auch an sich selbst zu zweifeln, ja zu verzweifeln schien. Just dies erhöhte die Glaubwürdigkeit des Films.

Dass die Stadt Hadersleben in Zusammenarbeit mit dem  israelischen und deutschen Botschafter in diesem Jahr eine mehrsprachige Gedenktafel am Geburtshaus von Gustav Schröder in der Haderslebener Innenstadt anbrachte, fand ja gut ein Jahr vor dem Film im deutschen Fernsehen statt.

Das war „gewollt“, denn es ist auch ein Stück unserer Geschichte, die unvergessen bleibt und zugleich verpflichtet.

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