Leitartikel

Kein Weltuntergang

Kein Weltuntergang

Kein Weltuntergang

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Søren Sielemann/Ritzau Scanpix

Eine Reihe von Behörden, die dem ganzen Land dienen und nicht geographisch an die Hauptstadt gebunden sind, wurden in den vergangenen Jahren ausgewählt und müssen nun in die Provinz ziehen. Natürlich sind die betroffenen Mitarbeiter unzufrieden. Doch es ist kein Weltuntergang, sondern eine sinnhafte Maßnahme in den Bestrebungen, in Dänemark für eine balancierte Entwicklung zwischen Hauptstadt und Provinz zu sorgen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die dänische Regierung hält an ihren Umzugsplänen fest: Eine Reihe von Behörden, die dem ganzen Land dienen und nicht geographisch an die Hauptstadt gebunden sind,  wurden in den vergangenen Jahren  ausgewählt und müssen nun in die Provinz ziehen. Das gilt natürlich auch für die etwa 6.000 Mitarbeiter.
Für einige von ihnen scheint dies allerdings die Höchststrafe zu sein. Immer wieder warnen sie – meist in den Hauptstadtmedien – davor, dass der Wissensverlust immens sein wird, wenn die Behörde umzieht, viele der Mitarbeiter  aber in Kopenhagen bleiben.

 Natürlich sind die betroffenen Mitarbeiter unzufrieden. Das ist menschlich nachvollziehbar: sie haben ihre Arbeit, ihre Freunde, Familie und ihr soziales Umfeld in Kopenhagen und Umgebung.  Es ist eine persönliche Entscheidung, ob sie in der Hauptstadt bleiben und sich einen neuen Job suchen wollen, oder ob sie mit ihrem Arbeitsplatz umsiedeln.

Viele – sicherlich auch mehr als die Regierung  zuvor kalkuliert hatte – machen den Umzug nicht mit. Zum Glück gibt es aber auch die guten Geschichten über Mitarbeiter, die den Umzug in die Provinz „überlebt“ haben. Die nicht nur ihren Job mögen, sondern auch Gefallen an ihrer neuen Heimat haben.
Ab und zu muss man sich aber wirklich an den Kopf fassen, wenn Mitarbeiter oder andere den Zusammenbruch der umzuziehenden Behörde prophezeien.
 Zum Beispiel in Verbindung mit Dansk Sprognævn. Die Konsequenz des Umzugs der Sprachenbehörde, so ein Professor,  würde eine „Erstarrung unserer Rechtschreibung“  mit sich bringen, weil die Behörde nach Nordfünen zieht. „Dort, wo der Bus nur jede Stunde fährt“, fügt er hinzu.

Ja, es geht Wissen verloren, wenn ein Großteil der  Mitarbeiter nicht mit in die Provinz zieht. Aber  eigentlich sollten alle Mitarbeiter in  Behörden und Ministerien ein Praktikum in der Provinz machen, damit  sie erleben, dass wir mit schlechten Busverbindungen leben, dafür aber andere Qualitäten haben. Es gibt eben auch eine Wirklichkeit westlich der Hauptstadt. Zum Glück hat die Regierung dem Jammern der Weltuntergangsapostel nicht nachgegeben. Denn es ist kein Weltuntergang, sondern eine sinnhafte Maßnahme in den Bestrebungen, in Dänemark für eine balancierte Entwicklung zwischen Hauptstadt und Provinz zu sorgen.

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