Leitartikel

Massiv gegen das Bandengeschwür

Massiv gegen das Bandengeschwür

Massiv gegen das Bandengeschwür

Apenrade/Aabenraa
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Die mobile Polizeiwache im Kopenhagener Stadgebiet Nørrebro. Foto: Scanpix

Banden dürfen nicht unseren Alltag bestimmen. Deshalb sollte die Polizei von der unnützen Grenzkontrolle abgezogen und gegen die Banden eingesetzt werden, meint Gwyn Nissen.

Es gibt keine wirklich gute deutsche Übersetzung für das dänische Wort „hygge“. Für „uhygge“ dagegen schon: unheimlich. Und das Wort trifft genau auf die augenblickliche Situation in Kopenhagen zu. Die Rivalität zwischen Banden, die um das Drogengeschäft ringen, hat Teile der Hauptstadt unsicher gemacht.
Kopenhagen ist zwar eine große Stadt, und die meisten Bewohner und Touristen werden davon nichts mitbekommen haben. Aber dennoch ist die jetzige Situation untragbar und kann  sich negativ auf den Tourismus in der Hauptstadt auswirken.

Seit Mitte Juni hat es mindestens 18 Schießereien in Kopenhagen gegeben. Allein vergangene Woche gab es fünf Schießereien, und in zwei Fällen wurden sogar zwei unschuldige junge Männer angeschossen, die nichts mit dem Bandenkonflikt zu tun haben. Daraufhin hat die Polizei jungen Männern geraten, sich nicht in den kritischen Gebieten aufzuhalten. Am Wochenende konnte ein Bewohner im Mjølnerparken schließlich eine Kugel aus dem Sofa holen.
Mjølnerparken ist nicht  der Rathausplatz, aber immer noch zentrales Kopenhagen – 3,5 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Um die Ecke liegen ein Krankenhaus, ein Porsche-Händler, Fitnessstudios, Schulen und Einkaufszentrum.

Es wohnen auf  dem dicht bevölkerten Nørrebro 75.000 Menschen, die, wie eine Mutter es gegenüber der Zeitung Politiken beschrieb, gefangen sind in einer „Parallelwelt zwischen Schießereien, Fladenbrot und Freitagsnaschereien“. Banden dürfen einfach nicht unseren Alltag bestimmen. In Dänemark sollte jedermann jederzeit ungefährdet auf die Straße gehen können. Politiker und Polizei müssen daher den Konflikt schnellstens in den Griff bekommen, bevor er weiter eskaliert. Und das mit allen Mitteln. Die Polizei vor Ort hat bereits Hilfe von außen bekommen, und aus Kopenhagen melden sich  kritische Stimmen: Zieht die Polizisten von der unnützen Grenzkontrolle ab und setzt sie gegen die Banden ein. Das  macht Sinn.

Übrigens, wer stattdessen seinen Kurzurlaub nach Aarhus  verlegt,  kommt vom Regen in die Traufe: Denn auch in der europäischen Kulturhauptstadt gab es in diesem  Sommer in den Vorstädten Schießereien auf offener Straße. Ein weiterer Grund, noch mehr Ressourcen gegen das Bandengeschwür einzusetzen.
 

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