Leitartikel

„Schwarze Zahlen“

„Schwarze Zahlen“

„Schwarze Zahlen“

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Jeder erwachsene Mensch kann sich selbst fragen, warum er raucht und seine Gesundheit kaputt macht. Aber der Staat sollte nicht mit Steuereinnahmen kokettieren und kalkulieren, die Leben kosten, meint Sara Wasmund.

Es gibt einen Witz, schwarz wie die Raucherlunge: Der Weg zur Lunge muss geteert sein, damit der Krebs nicht stolpert. Es ist kein Geheimnis: Zigaretten rauchen kostet. In vielerlei Hinsicht:  Geld, beim Kauf einer Packung, Gesundheit, beim einatmen der giftigen Stoffe. Und die Staatskassen kostet es, wenn Raucherkrankheiten behandelt werden.

Warum also nicht die Zigaretten derart teuer machen, dass es sich die Bürger zweimal überlegen, ob sie ihre krank machende Angewohnheit nicht vielleicht doch aufgeben? Die traurige Antwort: Weil der Staat ordentlich mitverdient am Geschäft mit den Zigaretten.  

Steuerminister Kristian Jensen (V) macht daraus kein Geheimnis: Sein Ministerium hat Berechnungen durchgeführt, was es den Staatshaushalt kosten würden, wenn man eine Packung Zigaretten von rund 40 auf 50,  70 oder 100 Kronen anheben würde. Rund 2,3 Milliarden Kronen gingen dem Staat flöten, wenn der Packungspreis beispielsweise auf 80 Kronen steigt.

Im Grunde zeigt das Rechenstück aus dem Ministerium vor allem eins: Der Staat verdient am Zigarettengeschäft kräftig mit, von der Lobbyarbeit der Zigarettenkonzerne hinter den Kulissen mal ganz zu schweigen. Schraubt man am Zigarettenpreis, nimmt man u. a. durch die zu erwartenden Weniger-Käufe  auch weniger an Abgaben ein. Werden die Zigaretten teurer und die Einnahmen kleiner, müssten andere Einnahmequellen, sprich Steuern, erschlossen werden – oder in anderen Bereichen gespart werden.  

Die Regionen halten den Berechnungen entgegen, dass die Krankenkosten für Rauchgeschädigte  sinken würden, sobald weniger Zigaretten gekauft und geraucht werden. Es würde also weniger Geld und weniger Menschenleben kosten, so  die Vorsitzende der dänischen Regionen, Stephanie Lose (V). Der Mehrwert, so das Steuerministerium, fiele für den Staat am besten aus, wenn die Preise sich zwischen 60 und 70 Kronen einpendelten. Darüber hinaus gelte es: Je teurer, desto weniger Einnahmen für den Staat. Bei zu hohen Preisen würden nicht wenige Dänen gänzlich aufhören zu rauchen – beziehungsweise Jugendliche würden erst gar nicht anfangen. Jubel über diesen gesundheitspolitischen höchst begrüßenswerten Effekt scheint im Ministerium bei diesem Gedanken nicht aufzukommen. Die Bürger würden aufhören zu rauchen – das muss vermieden werden! So weit kommt es noch, dass wir uns mit einer Preisverordnung die Raucher abschaffen, scheint man im Ministerium zu denken.

Dieses Spiel mit Zahlen und Menschenleben ist zynisch. Jeder erwachsene Mensch kann sich selbst fragen, warum er raucht und seine Gesundheit kaputt macht. Aber der Staat sollte nicht auf diese Weise mit Steuereinnahmen kokettieren und kalkulieren, die Leben kosten.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Jan Køpke Christensen
„Faste mindre teams vil hjælpe, men der skal holdes øje med kommunerne“

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Sexismus in der Minderheit: Menschen wie Maike Minor brauchen Rückhalt“