Leitartikel

Was wäre wenn

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Apenrade/Aabenraa
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Stromausfall
Im Dunkeln ist gut munkeln: Stromausfall in Puerto Rico. Foto: Scanpix

Was wäre eigentlich, wenn in ganz Dänemark der Strom über längere Zeit ausfallen würde? Die wenigsten machen sich über einen solchen Ernstfall Gedanken, meint Chefredakteur Gwyn Nissen. In einer hoch-digitalisierten und elektronisch gesteuerten Gesellschaft wie der dänischen, hätte ein tagelanger Stromausfall verheerende Konsequenzen, meint er.

Bundeswehrsoldaten sind in diesen Tagen in Südjütland unterwegs – unter anderem in Hadersleben und Kolding. Gemeinsam mit dänischen, niederländischen und britischen Soldaten erörtern sie den „Ernstfall“ – nicht nur militärisch, sondern auch wie die Zivilbevölkerung auf eine Katastrophe reagieren würde – und welche Erwartungen der Bürger an die verantwortlichen Behörden hat.  Das Was-Wäre-Wenn-Spielchen ist ein Augenöffner.

In unserer Hauptredaktion fragten Christian H. und seine Kollegen, welche Konsequenzen eine doppelte Katastrophe haben würde: Ein Hochwasser gekoppelt mit einem totalen Stromausfall nach einem Cyberangriff, bei dem Terroristen oder fremde Mächte sich der Kontrolle der Stromversorgung ermächtigen. Je länger ein solches Gespräch dauert und je tiefer man in die Materie eindringt, umso bewusster wird einem, dass Dänemark und die hier lebenden Menschen für eine solche Katastrophe weder mental noch praktisch  gerüstet sind.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir in Dänemark in einer perfekten Gesellschaft leben, in der alles funktioniert und wir jederzeit versorgt werden: Strom, Wasser, Abfall, Abwasser – alles funktioniert bestens.  Wir kaufen zwischen 7 und 22 Uhr im Supermarkt ein, und wir kommunizieren rund um die Uhr draht- und nahtlos miteinander. Das Leben wird uns leicht gemacht.
Aber in  einer hoch-digitalisierten und elektronisch gesteuerten Gesellschaft wie der dänischen, hätte ein tagelanger Stromausfall  verheerende Konsequenzen, denn nichts geht mehr. Nichts würde mehr so funktionieren, wie wir es gewohnt sind. Absolut nichts.

Die wenigsten wären darauf vorbereitet. Die Behörden hoffentlich, aber wer von uns hat schon Bargeld, Batterien, Lebensmittel und Wasser vorrätig für eine längere Krise? Und vor allem: Wie würden wir auf eine solche Krisensituation reagieren, wenn der Strom fünf, sechs, sieben Tage oder gar länger ausfällt?

Das militärische Denkspielchen gibt zu Denken. Oder eben auch nicht. Die wenigsten machen sich nämlich über einen solchen Ernstfall Gedanken. Vielleicht sind die Dänen gerade deswegen das (zweit)glücklichste Volk der Erde. Weil man ein solch „unhyggeliges“ Denkspiel gar nicht zu Ende spielt. Denn uns wird es ja wohl nicht treffen – oder?

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