Deutsche Minderheit

45 Jahre lang hatte Hans Jacob die BDN-Kasse in seiner Hand

45 Jahre lang hatte Hans Jacob die BDN-Kasse in seiner Hand

45 Jahre lang hatte Hans Jacob die BDN-Kasse in seiner Hand

Rothenkrug/Rødekro
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Die Tagesordnung war nach rund einer halben Stunde abgearbeitet. Foto: Anke Haagensen

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Jetzt übernimmt Kerstin Jürgensen das Amt des „Geldeintreibers“ des Ortsvereins.

Nach 45 Jahren als Kassenwart des Rothenkruger Ortsvereins des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) hat Hans Jacob Nissen sein Amt auf der Generalversammlung am Donnerstagabend niedergelegt. Er bleibt aber weiterhin dem Vorstand als Beisitzer erhalten.

Er übergibt die Kasse und seine säuberlich geführten Kassenbücher an Kerstin Jürgensen, die vor wenigen Monaten bei der wegen Corona verschobenen Generalversammlung für 2021 neu in den Vorstand gewählt wurde.

Gesundheit geht vor

Aus gesundheitlichen Gründen sieht sich Hans Jacob Nissen gezwungen, seine ehrenamtliche Arbeit zu reduzieren.

Im Oktober des vergangenen Jahres hatte er bereits durch die Auflösung des Schützenvereins Rothenkrug die Kasse dieses Vereins abgegeben, die er übrigens bei der Vereinsgründung im Jahr 1970 übernommen hatte. Wer – wie Hans Jacob Nissen – rechnen kann, wird sicherlich auffallen, dass er nach Adam Riese 51 Jahre (!) lang die Finanzen dieses Vereins verwaltet hat.

Der Vorsitzende Gerhard Mammen (l.) dankte dem langjährigen Kassierer Hans Jacob Nissen mit vielen netten Worten und einem Geschenk. Foto: Anke Haagensen

Klimpergeld und Scheine

Wann er genau Kassierer des Ortsvereines wurde, vermag Hans Jacob Nissen gar nicht wirklich zu sagen. „Ich habe aber von mir abgezeichnete Belege aus dem Jahr 1977 gefunden. Also habe ich die Kasse wohl mindestens seitdem geführt“, vermutet er mit einem schelmischen Lachen.

Er erinnert sich noch gut, dass sein Amtsvorgänger Hans Friedrich Andresen bei einer Zusammenkunft der deutschen Gemeinschaft in Rothenkrug plötzlich aus seiner Hosentasche „etwas Klimpergeld und einige Geldscheine“ auf den Tisch legte und zu dem verdutzten Hans Jacob Nissen in etwa sagte: „Hier bitte, das ist die Kasse des Ortsvereins. Darum kannst du dich künftig kümmern.“ So zumindest hat der heute 77-Jährige die Episode in Erinnerung.

„Immer gern gemacht“

Seitdem hat er die Finanzen des Vereins verwaltet. „Ich habe es immer gern gemacht“, betont Hans Jacob Nissen. Er hätte das Amt sicherlich auch noch weiter behalten, wenn gesundheitliche Gründe ihn nicht zum Aufhören zwängen.

Er bedankte sich, unterstützt von seiner Frau Ingrid, in einer emotionalen Rede bei den Mitgliedern, die ihm die Arbeit so leicht gemacht hätten, weil sie stets schnell und fristgerecht ihren Beitrag gezahlt hätten.

Das Rothenkruger 3G

„Beim Ortsverein Rothenkrug herrscht die 3G-Regel“, sagte er und konnte den verwunderten Gesichtern der Zuhörinnen und Zuhörer offensichtlich ansehen, dass wohl eine Erklärung angebracht war. „Geimpft – genesen – gezahlt“, erläuterte Nissen augenzwinkernd das Rothenkruger 3G-Konzept.

Hohe Zahlungsmoral

Ganz selten sei es für ihn in den 45 Jahren notwendig gewesen, Mahnungen auszustellen, sagte er.

„Die Mitglieder wollten mir wohl nicht eigens aus diesem Grund den Weg zu ihnen aufbürden“, vermutet Hans Jacob Nissen. Denn der Kassierer des Ortsvereins Rothenkrug hat die Girokarten und auch das Vereinsheft „Immerwatt“ stets persönlich ausgetragen. Die weiter entfernt wohnenden Mitglieder hat er mit dem Fahrrad erreicht.

Mir hat es Spaß gemacht.

Hans Jacob Nissen

Großes Einzugsgebiet

Seit rund zweieinhalb Jahren ist er stolzer Besitzer eines E-Bikes. Davor hat er noch zu 100 Prozent selbst die Reifen seines Fahrrads in Bewegung gebracht.

Da die Mitglieder auf einem relativ großen Gebiet verstreut leben – vom Raum Lügumkloster (Løgumkloster) im Westen bis Hoptrup im Norden und fast bis nach Bollersleben (Bolderslev) im Süden – so zeigte ihm der Tacho seines E-Bikes im vergangenen Jahr 187 Kilometer in zwei Tagen an.

Seiner Nachfolgerin Kerstin Jürgensen wollte er die Strapazen nicht per se aufbürden. „Mir hat es aber Spaß gemacht“, betont Hans Jacob Nissen.

Neue Kassiererin, neue Zeiten

Sein E-Bike wollte er ihr verständlicherweise auch nicht überlassen. „Meine Frau hat schon selbst eines“, verriet Ehemann Dirk Jürgensen der Versammlung augenzwinkernd.

Da die neue Kassiererin in Klautoft (Klovtoft) und damit „weitab vom Schuss“ lebt, würde sie ziemlich wahrscheinlich jedoch viel mehr Kilometer strampeln müssen, um die Mitgliedskarten persönlich an die Frau beziehungsweise an den Mann zu bringen.

Entweder muss sich der Verein eine andere Lösung für die Verteilung der „Immerwatt“-Hefte und Girokarten ausdenken oder das Portokonto erhöhen.

Kurzer Prozess

Die Generalversammlung des BDN Ortsvereins war relativ schnell abgehakt. Wegen der Pandemie hatten 2021 nämlich nur ganz wenige Veranstaltungen durchgeführt werden können.

Höhepunkt des Jahres war sicherlich der Besuch im Deutschen Museum Nordschleswig in Sonderburg (Sønderborg), wo die Besucher von der Grenzlandhistorikerin Nina Jebsen durch das Haus geführt wurden.

„Abgespeckt“ und doch deftig

Das traditionelle Grünkohlessen im Oktober war wie gewohnt deftig, fand aber in „abgespeckter“ Form – ohne Tombola, Quiz und Musik – und deshalb in kleiner Runde statt.

Aus diesem Grund nutzte der Vorsitzende Gerhard Mammen auch die Gelegenheit, auf die beiden nächsten Veranstaltungen hinzuweisen. Am 22. März sind die Rothenkruger Mitveranstalter eines Filmabends im Haus Nordschleswig in Apenrade. Gezeigt wird dort ab 19 Uhr der Grenzland-Krimi „Der Krug an der Wiedau“.

Veranstaltungstipp: Weinprobe

Mammen legte den Mitgliedern und denen, die es noch werden wollen, dann auch eine Weinprobe am 2. Juni ans Herz. Harro Hallmann, Kommunikationschef des BDN und Leiter des Sekretariats der deutschen Volksgruppe in Kopenhagen, ist ausgewiesener Weinkenner und wird einige deutsche Weine für verschiedene Gelegenheiten und in verschiedenen Preisklassen zur Verköstigung mitbringen.

Gerhard Mammen und Irmgard Hänel wurden per Akklamation und ohne Gegenkandidaten wiedergewählt.

Nach einer halben Stunde konnte Versammlungsleiter Carl-Uwe Lorenzen die Generalversammlung offiziell beenden.

Einblicke in die BDN-Arbeit

Im Anschluss berichtete der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen über seine Arbeit und gewährte unter anderem einen Einblick in die sehr diffizilen Vorbereitungen auf den gleichzeitigen Besuch der dänischen Königin Margrethe und dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

Konstituierung brachte Änderungen

Noch am Donnerstagabend hat sich der Vorstand konstituiert: Gerhard Mammen wurde in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Auch Irmgard Hänel bleibt Schriftwartin des Vereins.

Da Kerstin Jürgensen den Posten der Kassenwartin übernimmt, musste ein neuer stellvertretender Vorsitzender gewählt werden. Das Amt bleibt aber in der Familie, da ihr Ehemann Dirk Jürgensen diesen Posten nun übernimmt. Als Beisitzer bleibt Hans Jacob Nissen dem Vorstand erhalten.

Wiedergewählt wurden übrigens auch der Revisor Carl-Uwe Lorenzen, Suppleantin Grete Gram sowie Dirk Jürgensen als offizieller Vertreter des Vereins bei den Delegiertenversammlungen des BDN.

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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“