Süddänemark

Schwestern-Loge: „Wir sind viel moderner, als viele denken“

Schwestern-Loge: „Wir sind viel moderner, als viele denken“

Schwestern-Loge: „Wir sind viel moderner“

Apenrade/Aabenraa
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Karin Riggelsen ist seit vielen Jahren Teil der Schwestern-Loge. Foto: Anna-Lena Holm

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Ist man kein Mitglied einer Loge, bleibt einem das, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht, in der Regel verborgen. Was macht eine Loge, und wofür steht sie? „Der Nordschleswiger“ ist den Fragen bei einem Besuch im Odd-Fellow-Haus in Apenrade nachgegangen.

Freundschaft, Liebe und Wahrheit – dafür stehen die drei Ringe der Kette, die das Symbol des Odd-Fellow-Ordens ist. Sichtbar prangt es über dem Eingang des Hauses in der Forstalle in Apenrade.

Hinter verschlossenen Türen

Die Fassade des Odd-Fellow-Hauses ist wohl den meisten Menschen in der Stadt bekannt – was allerdings hinter den Türen dieses Gebäudes vor sich geht, wissen die wenigsten.

Odd Fellow ist ein Orden, der verschiedene Niederlassungen in ganz Dänemark hat. In Apenrade sind zwei Logen Teil dieses Ordens: eine ausschließlich für Männer, eine andere ausschließlich für Frauen. Bis auf wenige Feierlichkeiten agieren diese beiden Vereinigungen völlig unabhängig voneinander. Die aktuell 49 Mitglieder der Schwestern-Loge treffen sich alle zwei Wochen zu den gemeinsamen Ritualen. Anschließenden haben die Schwestern, während des gemeinsamen Abendessens, die Möglichkeit sich privaten Themen zu widmen. 

Ethisches und humanitäres Verhalten im lokalen, nationalen und auch internationalen Kreis haben für uns oberste Priorität.

Karin Riggelsen, Obermeisterin

Dass Institutionen, die nicht öffentlich in voller Gänze einsehbar sind, eine gewisse Skepsis hervorrufen können, ist der sogenannten Obermeisterin der Søsterloge Nr. 46 (Schwestern-Loge), Karin Riggelsen, durchaus bewusst. Dabei darf jeder seine Neugier stillen und sich vor Ort über das Prinzip einer Loge aufklären und die Lokalitäten zeigen lassen.

Tapas-Abend wird voller Erfolg

„Wir sind viel moderner, als viele denken“, erklärt Karin Riggelsen bei einem Besuch des „Nordschleswigers“ in der Forstalle. „Vor Kurzem haben wir beispielsweise die Öffentlichkeit zu einem Tapas-Abend bei uns in der Loge eingeladen – wir wollten mal etwas ganz anderes anbieten als die klassische Kaffeetafel und haben die mit einer Einladung verknüpft, uns kennenzulernen.“ Das Ziel sei vor allem gewesen, jüngere Interessierte anzusprechen. Das Angebot sei sehr gut angenommen worden, sodass die Aktion insgesamt ein voller Erfolg wurde. In den Folgetagen seien einige Anmeldungen eingetrudelt.

Traditionell legen die Schwestern Wert auf altbewährte Verhaltensweisen, die das generelle, menschliche Miteinander betreffen. „Ethisches und humanitäres Verhalten im lokalen, nationalen und auch internationalen Kreis haben für uns oberste Priorität. Es geht um den Umgang miteinander und das uneigennützige Helfen, in welcher Form auch immer.“

Soziales Arrangement

Regelmäßig spenden die Schwestern für verschiedene Zwecke. Um das Geld zusammenzubekommen, organisieren die Frauen beispielsweise ein gemeinsames Lotto-Spiel. Die nächste Spende soll wahrscheinlich in die Ukraine gehen.

Aber damit nicht genug Gemeinnützigkeit. Immer wieder besucht die Gruppe Pflegeheime in und um Apenrade, um für und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu singen. Ihre Aktionen seien vielseitig und neue Vorschläge und Anreize immer sehr willkommen.

Der Mensch im Vordergrund

Für eine Loge sind Regeln und Rituale typisch. „Wichtig ist zunächst einmal, dass hier drin das Handy ausbleibt. Hier soll ein Ort sein, an dem man zur Ruhe kommt, ganz ohne äußere Einflüsse.“ Auch gewisse potenziell emotional aufgeladene Themen seien deswegen regelrecht verboten: „Politik und Sekten sind Gesprächsthemen, die wir hier nicht zulassen.“

Zu jedem Treffen sind die Damen in Schwarz gekleidet. Bei festlichen Gelegenheiten, wie beispielsweise der Aufnahme einer neuen Schwester, tragen sie zu einem knöchellangen Kleid weiße Handschuhe. So werde man der Prozedur, die immer sehr feierlich sei, auf besondere Weise gerecht.

Um Teil der Søsterloge Nr. 46, also eine Schwester, zu werden, gebe es nicht viele Punkte, die eine Kandidatin erfüllen muss. „Es ist ganz egal, welcher religiösen Glaubensrichtung du angehörst – wichtig ist nur, dass du an ein höheres Wesen glaubst. Ob Allah oder Gott spielt keine Rolle.“ Gleiches gelte für die Herkunft. „Wo eine Schwester herkommt, spielt überhaupt keine Rolle.“ Unter ihnen seien auch Frauen, die aus der deutschen Minderheit stammen.

Geheimnisse machen interessant

Natürlich bleiben jedoch wichtige Rituale, die sich während eines Treffens im Kreise der Schwestern abspielen, geheim. Dem „Nordschleswiger“ gegenüber verrät Riggelsen nur so viel: „Diese Rituale sind etwas, auf das man sich freuen kann, diese zu erfahren. Geheimhaltung sorgt meines Erachtens dafür, dass diese Vorfreude und die begleitende, prickelnde Spannung bewahrt werden.“ Es sei aber noch jede Schwester nach ihrem ersten Treffen wiedergekommen, versichert Riggelsen.

Anmerkung der Redaktion: Bei der Karin Riggelsen, um die es in diesem Text geht, handelt es sich nicht um die beim „Nordschleswiger“ beschäftigte Fotografin. Die beiden teilen sich sowohl Vor- als auch Nachnamen.

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