Völkerverständigung

Eine weihnachtliche Ablenkung vom Flüchtlingsalltag

Weihnachtliche Ablenkung vom Flüchtlingsalltag

Weihnachtliche Ablenkung vom Flüchtlingsalltag

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Am Bingo im ehemaligen Pflegeheim nahmen viele Geflüchtete aus der Ukraine teil. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Im ehemaligen Pflegeheim in Tingleff laden Freiwillige immer sonnabends Geflüchtete zu einem Beisammensein ein. Das jüngste Treffen wurde auf zwei Tage ausgeweitet, denn für Kinder und Erwachsene unterschiedlicher Nationen stand ein besonderes Miteinander auf dem Programm.

Ganz viel vorweihnachtliches Leben herrschte vergangenes Wochenende im ehemaligen Pflegeheim „Grønningen“ in Tingleff. Für Geflüchtete aus der Ukraine und aus anderen Staaten organisierten Ehrenamtliche ein Adventstreffen mit Weihnachtsbingo.  

Die Einrichtung dient der Kommune Apenrade (Aabenraa) als Übergangsdomizil für Geflüchtete aus der Ukraine, bis eine geeignete Wohnung für sie gefunden ist. Im Pflegeheim gehen zudem ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger ein und aus, um nicht nur Ukrainerinnen und Ukrainern, sondern auch Geflüchteten anderer Nationen einen Treffpunkt mit Kontaktpflege zu bieten.

Unter Federführung des Roten Kreuzes organisieren Freiwillige immer sonnabends von 13 bis 15 Uhr ein Begegnungscafé. „Teilnehmende kommen zum Teil aus der gesamten Kommune zu diesen Treffen“, berichtet Johanne Knutz.

Die ehemalige Leiterin der Deutschen Schule Tingleff gehört dem ehrenamtlichen Team an, das sich im „Grønningen" Woche für Woche um die Geflüchteten kümmert und ihnen einen Ort des Austausches bietet.

Willkommene Begegnung

„Die Cafés im Pflegeheim werden vor allem von den Ukrainerinnen und Ukrainern geschätzt. Hier haben sie die Gelegenheit, sich zu treffen und sich auszutauschen. Sie machen ja eine schwere Zeit durch“, so Knutz.

Johanne Knutz verfolgt das Geschehen beim Weihnachtsbingo in Tingleff, das für Geflüchtete aus der Ukraine und aus anderen Ländern veranstaltet wurde. Knutz gehört der Gruppe Freiwilliger an, die im ehemaligen Pflegeheim „Grønningen" Begegnungscafés organisieren. Foto: Karin Riggelsen

„Der Gruppe in Tingleff gehören neun Freiwillige an“, erzählt Jane Djurhuus aus Rothenkrug (Rødekro). Die Ruheständlerin ist eine treibende Kraft und Ansprechpartnerin (tovholder) des Roten Kreuzes für die Flüchtlingsbetreuung mit Aktivitäten, Beratung, Sprachhilfe und Cafés in der Kommune Apenrade.

Man arbeite eng mit der dänischen Flüchtlingshilfe, dem Freiwilligencenter in Apenrade und der ehrenamtlichen Bewegung „Venligboerne“ zusammen, so Djurhuus, die schon seit vielen Jahren in der Flüchtlingsbetreuung aktiv und vernetzt ist.

Die Ehrenamtlerin hatte am vergangenen Wochenende beim Weihnachtsfest mit Bingo in Tingleff einmal mehr die Fäden in der Hand. Sowohl am Sonnabend als auch am Sonntag waren Flüchtlingsfamilien aus der ganzen Kommune zum geselligen Miteinander eingeladen.

Überraschung für die Kinder

Bevor es an die Gewinnjagd beim Bingospielen ging, stand erst einmal ein weihnachtliches Einstimmen für die Kinder vor dem Tannenbaum auf dem Programm. Alle bekamen eine Weihnachtstüte.

Auch der Weihnachtsmann war beim Bingospielen dabei. Foto: Karin Riggelsen

Dann hieß es, die aufgerufenen Zahlen aus dem Lostopf auf den Spielkarten abzudecken und auf eine komplette Zahlenreihen zu hoffen, um einen Preis abzuräumen.

Das Ziehen und Aufrufen der Zahlen war Chefkoordinatorin Jane Djurhuus vorbehalten. „Ich habe von allen in der Freiwilligengruppe wohl das lauteste Mundwerk“, so Djurhuus mit einem Lachen zu ihrer „Wahl“ als Ansagerin.

Lebendige Anzeigentafel

Damit die Bingospielenden die Zahlen auch ja mitbekommen, wurden sie mit großen Ziffern auf Papier zusätzlich angezeigt. Als lebende Anzeigentafel stellte sich Ehrenamtlerin Ester Eilersen zur Verfügung.

Jane Djurhuus rief die Zahlen auf, Kollegin Ester Eilersen (2. v. r.) war die lebendige Anzeigentafel. Foto: Karin Riggelsen
Welche Zahlen fehlen noch für einen Gewinn? Prüfender Blick auf die Spielkarten Foto: Karin Riggelsen

Rund 100 Kinder und Erwachsene, darunter viele aus der Ukraine, nahmen an der Weihnachtsveranstaltung mit Bingo teil, berichtet Jane Djurhuus.

Sie hat sich schon vor dem Ukrainekrieg für die Flüchtlingshilfe in Dänemark starkgemacht und unter anderem einen engen Kontakt zu syrischen Geflüchteten aufgebaut.

Gegenseitige Unterstützung

Syrerinnen und Syrer, die  schon länger im Land sind, engagieren sich mittlerweile selbst für Geflüchtete. „Es ist bemerkenswert, wie sie sich für Menschen aus der Ukraine einsetzen. Viele haben für den Transport der Teilnehmenden der Veranstaltung in Tingleff gesorgt und unterstützen auch bei anderen Gelegenheiten“, so Jane Djurhuus mit Lob an die syrischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

„Beim Adventsbingo in Tingleff mimte ein Syrer sogar den Weihnachtsmann, obwohl er Muslim ist“, ergänzt die Koordinatorin anerkennend.

Konzentration beim Weihnachtsbingo im ehemaligen Tingleffer Pflegeheim Foto: Karin Riggelsen
Mehr lesen