Naturschutz

Grundnetze in dänischen Belten verboten

Grundnetze in dänischen Belten verboten

Grundnetze in dänischen Belten verboten

Apenrade/Aabenraa
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Beim Verband „Danmarks Fiskeriforening“ stößt das Verbot der Grundnetze in einigen Belten und Förden auf Kritik. Foto: Danmarks Fiskeriforening

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Ab 1. Januar 2023 dürfen keine Netze mehr den Boden vom Kleinen und Großen Belt sowie Apenrader Förde und Alsensund aufwühlen. Der Umweltverband DN jubelt, der Fischereiverband spricht von „grünem Bluff“. Die Muschelfischerei in der Flensburger Förde ist zum Ärger der Umweltschützer nicht vom Verbot betroffen.

„Wie müssen unsere Meeresumwelt und die Fischbestände schützen. Die Fangquoten werden immer kleiner. Es wird immer schwieriger, Fische zu fangen, besonders der Dorsch steht sehr unter Druck“, erklärte Fischereiminister Rasmus Prehn (Sozialdemokraten) noch zu dem ab 1. Januar 2023 geltenden Verbot der Grundnetzfischerei in der dänischen Beltsee.

Verbot kurz vor Ausrufung der Neuwahlen

Kurz vor der Auflösung des Folketings, ab der die Ministerien nur noch geschäftsführend tätig sind, hat das Ministerium die Fischerei mit der für die Bodenfauna zerstörerische Fangmethode auf 6.000 Quadratkilometern verboten.

Rasmus Prehn (rechts) im Gespräch mit Stefan Seidler in Flensburg. Der SSW-Bundestagsabgeordnete setzte sich beim Minister für ein Verbot der Muschelfischerei auch im dänischen Teil der Flensburger Förde ein. Foto: Achim Staudt/SHZ

 

Betroffen sind der Große und der Kleine Belt, aber auch der Alsensund sowie die Haderslebener, Apenrader und Augustenburger Förde. Beifall kommt vom Naturschutzverband „Danmarks Naturfredningsforening“ (DN), der lobt, dass das Grundnetzverbot auch Schutz für Muschelbänke, Kaltwasserriffe und Lebensgemeinschaften zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten nach sich zieht.

Flensburger Förde nicht berücksichtigt

Nicht zur Verbotszone zählt die Flensburger Förde, wo seit Jahren deutsche und dänische Umweltschützer ein Ende der Miesmuschelfischerei fordern.

 

Wie günstig sich ein Grundnetzverbot auswirkt, zeigt nach Angaben von DN der Öresund. Dort dürfen die Schleppnetze bereits seit 1932 nicht mehr den Boden der Meerenge durchwühlen. Dort kommen 155 Fischarten vor, das ist die höchste Zahl in den dänischen Küstengewässern, in denen auch aufgrund von Sauerstoffmangel die Fischvorkommen dezimiert worden sind. Kritik kommt vom dänischen Fischereiverband „Danmarks Fiskeriforening“.

 

Fischereiverband reagiert mit Enttäuschung

„Wir sind sehr unzufrieden und enttäuscht“, so der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, Allan Buch, gegenüber der Nachrichtenagentur Ritzau. „Es gibt keine Dokumentation dafür, dass das Verbot wirkt. Es handelt sich um einen grünen Bluff“, so der Verbandsvertreter. Und er fährt fort: „Damit meine ich, dass es nicht die Fischer sind, die Stickstoff ins Meer leiten. Die Fischer fangen Fische im Rahmen der Quoten, die uns zugeteilt worden sind, danach richten wir uns nach Punkt und Komma“, so Buch.

Die Karte des Fischereiministeriums zeigt, welche Meeresgebiete das Grundnetzverbot umfasst. Die Flensburger Förde wurde ausgespart. Foto: Fiskeriministeriet

 

Die Präsidentin des Naturschutzverbandes DN, Maria Reumert Gjerding, erklärt: „Ein Trawl-Verbot in der Beltsee könnte der Startschuss zu einer großen Wiederherstellung unserer Meeresnatur sein, einschließlich des Dorschbestandes.“.

DN-Präsidentin kritisiert Entscheidung zum Nachteil der Flensburger Förde

Reumert Gjerding kritisiert, dass das Verbot der Grundnetzfischerei, das auch die rabiate Entnahme von Muscheln aus Muschelbänken betrifft, nicht auch für den dänischen Teil der Flensburger Förde gilt. „Der Meeresumwelt in unseren nordschleswigschen Förden geht es besonders schlecht.

 

Maria Reumert Gjerding fordert ein Muschelfangverbot auch im dänischen Teil der Flensburger Förde. Foto: DN

 

Ein Verbot der Fanggeräte für den Bodenbereich sollte auch in der Flensburger Förde gelten, wo unsere deutschen Nachbarn längst ein Fangverbot in ihrem Bereich verhängt haben“, so die DN-Präsidentin, die auch dran erinnert, dass durch Muschelfang in der Apenrader Förde und im Alsensund viele Muschelbänke vor Jahren zerstört worden sind. Maria Reumert Gjerding weist darauf hin, dass bereits heute 60 Prozent der Anlandungen der Fischereifahrzeuge laut Fischereibehörde mit dem Siegel „schonende Fischerei“ erfolgen.

Die umweltfreundlichen Fangmethoden tragen nach ihren Angaben zum Erhalt der Fischbestände bei und entlasteten die Umwelt, weil dabei deutlich weniger Treibstoff nötig ist, als bei der rabiaten Grundnetzfischerei, die den Meeresboden verwüstet. Zusätzliche Informationen vom Fischereiministerium sind seit dem Neuwahlbeschluss nicht erhältlich. Das Verbot ist ein Ergebnis von Vereinbarungen der Regierung und einigen Unterstützerparteien im Rahmen des Haushalts 2022.

 

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