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90-jährige Jubilarin hofft auf baldigen Nachwuchs

90-jährige Jubilarin hofft auf baldigen Nachwuchs

90-jährige Jubilarin hofft auf baldigen Nachwuchs

Apenrade/Aabenraa
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Wer schon einmal auf Barsö war, dem wird das gelbe Haus unweit des Fähranlegers sicherlich sofort ins Auge gesprungen sein. Seit 2017 ist es nicht mehr im Besitz der 1. St.-Georgs-Gilde. Foto: privat

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Die Apenrader Altpfadfinder-Gruppe ist voller Zuversicht, dass ihr Jubiläum das Augenmerk potenzieller Mitglieder auf ihre Existenz richten kann.

Lis Berg aus Gjenner (Genner) ist Gildenmeisterin der 1. St.-Georgs-Gilde Apenrades. Wie es der Name schon andeutet, war dies die erste Alt-Pfadfindergruppe, die in der Fördestadt gegründet wurde. Das ist am 23. Januar dieses Jahres genau 90 Jahre her. Das Jubiläum wird natürlich zünftig begangen, und zwar mit einem großen Fest im Apenrader Folkehjem.

Da der 23. Januar 2024 ein Dienstag ist und sich ein Sonnabend für festliche Anlässe dieser Art besser eignet, haben sich die Altpfadfinder entschlossen, ihr Jubiläum schon am 20. Januar zu feiern.

Eine Kommune – drei Gilden

Zu ihren Glanzzeiten hatte die Apenrader Altpfadfinder 160 bis 170 Mitglieder, erzählt Lis Berg. Deshalb wurde eine 2. Gruppe im südlichen Teil der damaligen Kommune Apenrade gegründet. Sie hatte ihren Sitz in Enstedt (Ensted). „Die 2. St.-Georgs-Gilde ist – wenn man das so sagen will – ,pfadfinderischer‘ aktiv“, sagt Lis Berg schmunzelnd.

Es gibt seit 1997 eine dritte Gruppe in der Kommune Apenrade. Wer jetzt denkt, dass ihr Name 3. St.-Georgs-Gilde lautet, irrt. „Weil sie im Raum Bau/Pattburg ansässig ist und das ganze Gebiet entlang der deutsch-dänischen Grenze abdeckt, hat sie seinerzeit den Namen ,Grænse-Gildet‘ (Grenz-Gilde, red. Anm.) erhalten“, erläutert die Gildenmeisterin der 1. St.-Georgs-Gilde die Zusammenhänge. Wer mehr über die drei Gilden erfahren möchte, kann sich über die Homepage der Apenrader Gilden informieren.

Die Gildenpfadfinderinnen und -pfadfinder dürfen das Barsøhuset weiter nutzen, obwohl Landwirt Svennesen die Immobilie inzwischen übernommen hat. Foto: privat

Gegenseitige Information

Jede Gilde hat ihre eigene Gildenmeisterin oder ihren eigenen Gildenmeister und macht ihr eigenes Programm. Allerdings arbeiten die Gilden auch zusammen. So wird ein gemeinsamer Rundbrief an die Mitglieder verschickt, in dem man einander über geplante Veranstaltungen informiert.

Apropos Mitglieder: Wie Lis Berg eingangs erwähnte, zählte die 1. St.-Georgs-Gilde einst um die 170 aktive Teilnehmende. Inzwischen ist die Zahl auf 40 bis 50 gesunken. Da die beiden anderen Gilden nur etwas mehr als 20 Mitglieder zählen, bringen es die drei Gilden zusammen momentan nur auf 80 bis 90 Köpfe.

Graue Haare in der Mehrheit

Als Problem kommt hinzu, dass diese Häupter immer grauhaariger werden, so sie denn überhaupt noch Frisuren haben. Es hapert nämlich mit dem Nachwuchs. Das ist auch mit ein Grund dafür, dass die Apenrader Altpfadfinderinnen und -pfadfinder ihren 90. so groß feiern wollen. Zum einen stellt sich ganz generell die Frage, ob die Gilde überhaupt noch ihren 100. Geburtstag erleben kann, wenn nicht neue Mitglieder hinzukommen, und zum anderen ist ein 90. Geburtstag auch ein schöner Anlass zum Feiern. Womöglich können schöne Artikel in der Presse und in den sozialen Medien auch auf die Existenz der Altpfadfinder-Gruppen in der Kommune Apenrade aufmerksam machen und so jüngere Mitglieder generiert werden.

Das Logo der St.-Georgs-Gilden ist eine rote Pfadfinderlilie mit zwei weißen Sternchen, die von einem dreiblättrigen Kleeblatt umgeben ist. Foto: sct-georg.dk

Unterschiedliche Gruppen

„Jede Gilde bietet unterschiedliche Aktivitäten an. Momentan haben wir allein in der 1. Gilde zehn Gruppen. Manche von uns machen nur in einer Gruppe mit, andere sind in vier oder gar mehr aktiv. Das entscheidet jeder nach Lust und Neigung“, unterstreicht die Gildenmeisterin. Und sollten Neuankömmlinge ganz andere Vorstellungen oder Interessen haben, finden sich innerhalb der Gilde sicherlich auch andere Frauen und Männer, die gerne mitmachen wollen, ist Lis Berg überzeugt.

Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder

Bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern gilt weltweit das Motto: einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder. Deshalb entschied sich Lis Berg, selbst Jahrgang 1953, 2002 selbst in die St.-Georgs-Gilde einzutreten. „Ich bin mit sieben Jahren zu den Pfadfindern gekommen, war als Jugendliche Truppführerin und brachte mich als Erwachsene unter anderem als Gruppenleiterin ein. – Irgendwann kam ich dann zu dem Punkt, an dem ich dachte, dass ich mal wieder etwas für mich tun wollte – etwas, was mir Spaß macht“, sagt sie. Mit 49 wurde sie dann Gildenpfadfinderin. Diesen Ausdruck bevorzugen die erwachsenen Pfadfinderinnen und Pfadfinder in der Regel. Der Ausdruck Altpfadfinderin oder -pfadfinder hat tatsächlich einen herabsetzenden Beigeschmack.

Ganz falsch ist der Ausdruck allerdings nicht. „Im Rahmen unserer Jubiläumsfeier am 20. Januar können wir zwei Mitglieder auszeichnen, die jeweils seit 60 Jahren in unserer Gilde dabei sind. Beide sind 85 Jahre alt“, erzählt Lis Berg, die selbst 70 Jahre alt ist.

Kaum ein Wetter kann die Apenrader „Tausendfüßler“ von ihren wöchentlichen Waldspaziergängen abhalten (Archivfoto). Foto: H. C. Gabelgaard/JV

Tausenfüßler und mehr

Die Gildenpfadfinderinnen und -pfadfinder würden sich über neue und gerne jüngere Mitglieder freuen. „Man muss keine Vorerfahrungen mitbringen“, betont Lis Berg. Spaß an Gemeinschaft und eine humanitäre Grundeinstellung sind jedoch erforderlich. Und Freude an Aktivitäten in der Natur ist auch kein Hindernis. Im Gegenteil.

Die Wandergruppe „Tusindben“, die wöchentlich Spaziergänge in den Apenrader Wäldern anbietet, hat übrigens ihren Ursprung in den hiesigen Gilden.

Wer Lust auf Lagerfeuer, längere Wanderungen oder auch mehrtägige Aufenthalte in naturschönen Gebieten im In- und Ausland hat, ist bei der Naturgilde bestens aufgehoben. Das ist ein gemeinsames Angebot sämtlicher Alt-Pfadgruppen des Landesteils.

Plaudertreffen im Folkehjem

Die 1. St.-Georgs-Gilde von Apenrade trifft sich jeweils am dritten Dienstag eines Monats zum Plaudern im Folkehjem, wo sie ihren festen Treffpunkt hat.

Dort wurde sie am 23. Januar 1934 von Viggo Rosent gegründet, der damals zum Lehrkörper der Apenrader Staatsschule zählte. Ihm zu Ehren wurde an der Callesensgade 24 ein Gedenkstein aufgestellt. Die Jubiläumsveranstaltung zum 90-jährigen Bestehen am 20. Januar dieses Jahres beginnt deshalb auch um 10.30 Uhr ebenda mit dem Niederlegen eines Blumenstraußes.

Apenrade schrieb Geschichte

Rosent sei es nämlich zu verdanken, so Berg, dass die 1. St.-Georgs-Gilde nicht nur die erste Altpfadfindergruppe in Apenrade ist, sondern dänemarkweit zu den damaligen „First Movern“ der Organisation gehört.

Die Gründungsversammlung für die landesweite Gilden-Pfadfinderorganisation fand zwar bereits im April 1933 in Kopenhagen statt, doch es dauerte noch ein weiteres halbes Jahr, bis tatsächlich örtliche Vereine gegründet wurden. „Die Apenrader Gilde wurde nicht nur die erste aktive Alt-Pfadfindergruppe in Dänemark, sondern sogar weltweit“, unterstreicht Lis Berg.

Die meisten Gildenpfadfinderinnen und -pfadfinder der 1. St.-Georgs-Gilde von Apenrade sind mittlerweile grauhaarig. Jüngere Interessierte sind herzlich willkommen. Foto: privat

Aufenthalte auf Barsö

Obwohl die monatlichen Gildentreffs im Folkehjem stattfinden, haben die Altpfadfinder über sechs Jahrzehnte auch ein Pfadfinderhäuschen auf der Insel Barsö (Barsø) betrieben – das „Barsøhuset“. Es wurde vornehmlich in den Sommermonaten genutzt. „Weil es uns nicht mehr möglich war, die Immobilie mit eigenen Kräften instand zu halten, haben wir sie 2017 dem dort ansässigen Landwirt Søren Svennesen überlassen. Das Haus kann für Gruppenübernachtungen gemietet werden; wir dürfen es aber auch selbst weiterhin nutzen“, freut sich Lis Berg über die gute Lösung. Bis vor einigen Jahren haben die Altpfadfinder in dem Haus auf Barsö Sommerfreizeiten für Apenrader Kinder angeboten, die nicht mit ihren Eltern in die Ferien fahren konnten.

„Leider haben wir das Angebot vor einigen Jahren einstellen müssen, weil die Kommune die Aktion nicht mehr finanziell unterstützen wollte“, bedauert die Gildenmeisterin. Unzähligen Kindern haben die Gildenmitglieder durch die Aufenthalte auf Barsö unvergessliche Naturerlebnisse verschaffen können, ist sie überzeugt.

Das Festprogramm am 20. Januar:

Gedenkstein, Callesensgade 24, Apenrade
10.30 Uhr: Blumenniederlegung am Gedenkstein für Viggo Rosent

Folkehjem, Haderslevvej 7, Apenrade
16.45 Uhr:  Wandelhalle: Willkommenstrunk
17.30 Uhr: Gildensaal: Festveranstaltung mit Jubiläumsdinner (ab 18.30 Uhr)

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