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Apenrader wirft mit SC Weiche Flensburg den Blick nach Dänemark

Apenrader wirft mit SC Weiche Flensburg den Blick nach Dänemark

Apenrader wirft mit Weiche Flensburg Blick nach Dänemark

Flensburg
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Berni Petersen ist seit diesem Sommer Sportdirektor für Skandinavien beim SC Weiche Flensburg 08. Foto: DN

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Berni Petersen ist seit wenigen Monaten Sportdirektor für Skandinavien beim SC Weiche Flensburg 08 und hat beim Fußball-Regionalligisten den Umbruch vorangetrieben. Drei dänische Kicker wurden im Sommer geholt. Weitere sollen demnächst folgen.

Trainerstationen hat es im nordschleswigschen Serienfußball für Berni Petersen viele gegeben, auch südlich der Grenze stand er schon bei DGF Flensborg und der dänischen Minderheiten-Auswahl in Südschleswig an der Seitenlinie.

Der 63-Jährige aus Apenrade (Aabenraa) hat in diesem Sommer eine neue Aufgabe in Angriff genommen und trägt nun den Titel Sportdirektor für Skandinavien beim Fußball-Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08.

Neue Ausrichtung nach Fast-Abstieg

„Nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Saison hatte Weiche den Wunsch, die Richtung und das Konzept zu ändern. Sie haben sich gefragt, ob es mit der geografischen Lage andere Möglichkeiten gibt, und haben, wie es schon die Flensburger Handballer machen, den Blick nach Dänemark gerichtet und sich an mich gewandt. Ich habe durch meine Arbeit bei Elitesport Aarhus ein Riesennetzwerk in Dänemark und auch in Europa“, sagt Berni Petersen zum „Nordschleswiger“.

Der 63-Jährige ist in einer Fußball-Familie aufgewachsen. Onkel Helmuth Petersen spielte Divisions-Fußball beim AaBK (Aabenraa Boldklub), Vater Günther Petersen trainierte 1992 die Dänemarkserie-Mannschaft des AaBK – eine von vielen Trainerstationen. Berni Petersen verließ 2017 die Heimatstadt Apenrade, um nach Aarhus zu ziehen, wo Kinder und Enkelkinder alle gelandet sind.

„Ich bin Abteilungsleiter von Elitesport Aarhus und koordiniere die verschiedenen Sportarten in Risskov, nehme aber auch an vielen internationalen EU-Projekten teil, wo es darum geht, gute Talentmilieus für junge Sportler zu schaffen“, erzählt der ausgebildete Lehrer, der auch beim SC Weiche Flensburg 08 ein gutes Milieu schaffen will.

Der Regionalligist klopfte einige Jahre an die Tür zur 3. Liga, doch in der vergangenen Saison ging alles schief. Der Abstieg aus der Regionalliga wurde erst in der Relegation gegen den TuS Bersenbrück vermieden, doch nach einem großen Umbruch läuft es in der neuen Saison besser. Nach 13 Spieltagen steht Weiche auf Tabellenplatz fünf.

Angriff auf die 3. Liga

„Wir wollen einen neuen Angriff auf die 3. Liga machen. Das müssen wir. Aber erst einmal ist es unsere Aufgabe, das Blatt zu wenden. Es ist besser gelaufen als wir zu gehofft hatten. Wir haben den halben Kader ausgewechselt und das Durchschnittsalter um vier Jahre verjüngt. Wir wollen so früh wie möglich den Klassenerhalt sichern, damit wir frühzeitig planen können, und wollen dann ab der nächsten Saison den Angriff auf die 3. Liga. Das ist aber in einem großen Fußball-Land wie Deutschland ein mächtiger Schritt“, meint Berni Petersen.

Berni Petersen war maßgeblich an der Verpflichtung vom neuen Weiche-Kapitän Mads Albæk beteiligt. Foto: DN

Mit Torwart Christian Rust (19) aus der U19 des FC Midtjylland sowie den Mittelfeldspielern Jakob Johansson (26) von HB Torshavn und Mads Albæk (34) von Randers FC sind im Sommer drei dänische Kicker geholt worden. Nicht zuletzt der Transfer vom ehemaligen Sønderjyske-Kapitän Mads Albæk ist stellvertretend für die neue Ausrichtung der Flensburger auf dem Transfermarkt. 

„Es werden sicherlich weitere Dänen kommen, aber das ist auch eine Balance. Es dürfen auch nicht zu viele werden. Wichtig ist jedoch nicht, welche Farbe der Reisepass hat, sondern wie gut sie fußballerisch sind“, unterstreicht der Sportdirektor für Skandinavien, der schon zahlreiche dänische Kicker zum Probetraining hatte.

Niveau wird unterschätzt

„Es sind bestimmt schon 12 bis 14 Dänen da gewesen, aber viele haben wir wieder nach Hause schicken müssen. Viele unterschätzen das Niveau hier. Die denken, dass es ,nur‘ die 4. Liga Deutschlands ist, ,ich habe doch in Dänemark 1. Division gespielt‘. Auf einigen Parametern ist das Niveau hier so gut wie in der Superliga, auf anderen Parametern wie in der 1. Division. Besonders das physische Element ist wichtig. Hier wird viel gelaufen. Wir sind schon schlauer geworden und haben gelernt, dass einige Spielertypen zu uns passen, andere nicht“, so Berni Petersen.

Für dänische Fußballer könnte ein Wechsel zu Weiche Flensburg ein Sprungbrett zu einer Karriere bei einem größeren ausländischen Verein werden.

Berni Petersen will weitere dänische Fußballer nach Flensburg holen. Foto: DN

„Wir sind hier ein Schaufenster, wenn man den Sprung in die 3. Liga oder 2. Bundesliga schaffen will. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele dänische Fußballer sich mit einem Wechsel ins Ausland schwertun. Technisch und taktisch sind sie dafür gerüstet, aber körperlich und mental müssen viele zulegen“, meint der Sportdirektor.

„Die dänische Fußballkultur ist von der dänischen Wohlfahrtsgesellschaft geprägt. Viele sind Erklärungen, Ermunterungen und Hilfe gewohnt, tun sich aber mit in einem kompetitiven Milieu oder auch mit der formellen deutschen Kultur schwer. Hier heißt es, Herr Trainer, drei Schritte Abstand und jede Menge physisches Training“, so Berni Petersen.

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