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Trotz Arbeit und Haus: Syrische Familie muss Dänemark verlassen

Trotz Arbeit und Haus: Syrische Familie muss Dänemark verlassen

Trotz Arbeit und Haus: Syrische Familie muss Land verlassen

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Apenrade/Aabenraa
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Sami Al-Dyab wird für seine Arbeit bei Danfoss in Gravenstein wertgeschätzt. (Symbolbild) Foto: Danfoss/Uffe Weng

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Sami Al-Dyab ist mit seiner Familie vor sieben Jahren aus Syrien nach Dänemark geflüchtet. Mittlerweile hat er ein Haus in Apenrade gekauft und eine Arbeitsstelle bei Danfoss in Gravenstein – dennoch sollen er und seine Familie des Landes verwiesen werden. Das stößt nicht nur bei seinem Arbeitgeber auf Unverständnis.

Am 13. August vergangenen Jahres hat Sami Al-Dyab einen Brief erhalten. Seine Aufenthaltserlaubnis in Dänemark ist nicht verlängert worden. Er, seine Frau und vier ihrer fünf Kinder müssen nach Syrien zurückkehren. Das schreibt das Gewerkschaftsblatt 3F.

Nur ein Einspruch beim Flüchtlingsrat steht zwischen Sami Al-Dyabs Familie und ihrer Abschiebung aus Dänemark, bei der sie alles zu verlieren droht: Samis Stelle als Spezialarbeiter bei Danfoss in Gravenstein (Gråsten), die er seit über vier Jahren innehat. Das Haus in Apenrade (Aabenraa), das er mit seinen Ersparnissen gekauft hat und das in den vergangenen Jahren zum Mittelpunkt der Familie geworden ist. Die Zukunft seiner fünf Kinder, die zur Universität, zum Gymnasium, zur Schule, zum Fußball und zu Partys gehen.

Vor allem aber wird er die Sicherheit und den Seelenfrieden verlieren, den er in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. „Zu Hause“ in Syrien wartet das Unbekannte.

Sicherheit der Familie in Gefahr

Nach Angaben von Amnesty International und mehreren anderen internationalen Organisationen sehen sich Kriegsdienstverweigerer und Regimekritiker wie Sami Al-Dyab und ihre Familien schrecklichen Bedrohungen ausgesetzt, wenn sie in ihr Geburtsland zurückkehren: Entführungen, Erpressung, Folter, Mord.

Dänemark ist das einzige Land in Europa, das Flüchtlinge nach Syrien zurückschickt.

In Syrien musste er vor dem Militär und den örtlichen Milizen fliehen, die Jagd auf ihn und andere Demonstrierende gegen Assads Herrschaft machten. Mehrere seiner Freunde wurden entführt und gefoltert. Einer von ihnen warnte Sami, dass er der Nächste in der Reihe sei. Der Nächste, der verschwindet. Also floh Sami Al-Dyab nach Dänemark – und landete in Apenrade.

Heute ist er so einheimisch, dass er „seis“ statt „seks“ sagt. Und „sau“ anstelle von „sover“ – Floskeln auf Sønderjysk in dem Wortschatz eines syrischen Flüchtlings.

Schlüsselposition bei Danfoss

Bei seiner Arbeit bei Danfoss wird er als das gesehen, was er ist: „Sami ist ein zuverlässiger und loyaler Mitarbeiter und ein netter Mann. Er ist nicht oft krank, und er ist bereit, neue Dinge zu lernen. Das ist auch der Grund, warum Sami mehrere Schlüsselpositionen bei uns innehat“, sagt Johnny Faurskov, Vorarbeiter bei Danfoss in Gravenstein.

Er versteht nicht, dass Sami und seine Familie aus Dänemark ausgewiesen werden sollen. „Die Art und Weise, wie es gemacht wird, ist unmenschlich. Es wird nichts berücksichtigt“, findet er.

Arbeitskräftemangel in der Produktion

Auch das Management bei Danfoss ist ratlos.

„Wir hatten lange Zeit unglaubliche Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter für die Produktion zu finden, und haben unter anderem in Zusammenarbeit mit der Kommune Sonderburg und mehreren anderen lokalen Unternehmen viele Ressourcen darauf verwendet, gute Mitarbeiter unter den Geflüchteten aus Syrien zu finden und sie fachlich, sozial und kulturell weiterzubilden“, sagt Burkhard Winski, Personalleiter am Hauptsitz von Danfoss.

Er kann sich nicht zu einzelnen Fällen äußern, betont aber, dass Flüchtlinge wie Sami Al-Dyab eine wichtige Rolle bei Danfoss spielen.

„Die Abschiebung von Flüchtlingen, die erwerbstätig sind, ist oft mit Kosten für das Unternehmen verbunden. Es ist schwierig, teuer und eine große Herausforderung, neue, qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, sagt Burkhard Winski.

Minister vertraut auf Einschätzung

Der Minister für Einwanderung und Integration, Mattias Tesfaye, erklärte gegenüber dem Gewerkschaftsmagazin, er wolle nicht auf konkrete Fälle eingehen.

„Die Einwanderungsbehörde und anschließend der unabhängige Flüchtlingsrat, bei dem ein Richter am Tisch sitzt, entscheiden, ob Menschen in Dänemark Schutz benötigen. Ich vertraue natürlich auf ihre Einschätzung“, sagt Mattias Tesfaye dem Magazin.

Sami Al-Dyab und seine Familie müssen warten.

Letzte Chance Flüchtlingsrat

Am 1. Februar wird ihr Fall vor dem Flüchtlingsrat verhandelt.

Sollten sie keinen Erfolg haben, wird die Familie gezwungen sein, in eines der Abschiebezentren zu ziehen, deren Bedingungen in den Medien wiederholt als eine Art Gefängnis beschrieben wurden. Sie werden dort wohnen, bis sie Dänemark verlassen müssen. Niemand in der Familie kann sein Leben dann so weiterführen, wie er es jetzt in Apenrade gewohnt ist.

Aber Sami Al-Dyab glaubt nicht, dass es so schlimm enden wird. „Ich glaube an Dänemark, an die Demokratie, an dieses Land. Wenn die Dänen meine Geschichte hören, werden sie Nein sagen und uns helfen zu bleiben. Ich bin sicher, dass sie das tun werden“, sagt er. „Da bin ich mir sicher.“

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