Olympische Spiele

Olympiasieger Jesper Bank: Apenrade ist weiter Heimat

Olympiasieger Jesper Bank: Apenrade ist weiter Heimat

Olympiasieger Jesper Bank: Apenrade ist weiter Heimat

Apenrade/Aabenraa
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Jesper Bank ist seit mehr als drei Jahrzehnten bei Elvstrøm Sails beschäftigt. Foto: Ernst van Norde/Ritzau Scanpix

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Mit zwei Olympiasiegen und einer Bronzemedaille gehört der Apenrader Segler Jesper Bank zu den erfolgreichsten Olympioniken der dänischen Geschichte. Der 67-Jährige arbeitet seit zehn Jahren auf Mallorca, ist aber so oft es geht im Haus an der Apenrader Förde.

Das große Vorbild, Paul Elvstrøm, ist mit acht Olympiateilnahmen und vier Olympiasiegen unübertroffen, aber auch die eigene Bilanz kann sich sehen lassen: Jesper Bank holte zweimal Gold und einmal Bronze aus seinen vier Olympiateilnahmen als aktiver Segler und spielte auch eine entscheidende Rolle in den Kulissen, beim dramatischen Olympiasieg von Jonas Warrer und Martin Kirketerp 2008 in Peking. 

Die Olympiasiege sind die absoluten Höhepunkte, doch das Sportliche ist bei den Olympischen Spielen für den 67-jährigen Apenrader längst nicht alles gewesen.

Olympia verbindet

„Ich denke mit großer Freude an meine olympische Zeit zurück. Sie ist voller guter Erinnerungen und Bekanntschaften. Ich habe Freunde gewonnen, die man vielleicht nicht so oft sieht, aber da gibt es ein besonderes Band, einen olympischen Leim, der uns zusammenhält. Das sind natürlich die eigenen Crewmitglieder, aber auch Segler aus Australien, Neuseeland, Italien, Frankreich oder den USA. Wenn man sich dann wiedertrifft, haben wir gleich wieder den alten Umgangston wie damals. Ich denke, die Leidenschaft, die man für den Sport hat, verbindet“, sagt Jesper Bank zum „Nordschleswiger“.

Jesper Bank war bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney Dänemarks Fahnenträger. Foto: Lars Møller/Ritzau Scanpix

Für den zweiterfolgreichsten dänischen Segler aller Zeit waren es vier sehr unterschiedliche Olympiateilnahmen, nicht nur sportlich gesehen, sondern auch von den Rahmenbedingungen her.

Nach einem zwölften Platz bei seinem Olympia-Debüt 1984 in Los Angeles gab es Bronze bei den Spielen 1988 in Seoul sowie Gold 1992 in Barcelona und 2000 in Sydney.

Segler unter sich

„Bei meinen ersten beiden Olympiateilnahmen waren wir weit weg, vergleichbar wie es jetzt ist, mit dem großen Abstand von Paris nach Marseille (wo die olympischen Segelwettbewerbe stattfinden, Anm. d. Red.). 1984 waren wir in Long Beach und hatten nur sporadische Besuche im olympischen Dorf, 1988 sogar mehrere Hundert Kilometer weg in Busan. Wir Segler waren da unter uns. Barcelona war ganz anders. Da wohnten wir im olympischen Dorf und konnten in fünf Minuten zu Fuß zum Hafen gehen. Daraus hatten wir für Sydney gelernt. Wir haben uns die anderthalb Stunden Transport aus dem olympischen Dorf zum Hafen erspart und ein Haus in Hafennähe gemietet. So haben wir uns den Trubel erspart“, erzählt Jesper Bank.

Jesper Bank (unten rechts) beim Empfang vor dem Apenrader Rathaus nach dem Olympiasieg 2000. Foto: Karin Riggelsen

Die erste Olympiamedaille ist ein wenig in den Schatten der beiden Olympiasiege gerutscht, die Bronzemedaille von 1988 hinter dem Deutschen Jochen Schümann und dem US-Amerikaner John Kostecki bedeutet ihm aber sehr viel.

„Ich kann die Frage nicht beantworten, welche Medaille mir am meisten bedeutet. Das ist mit der Frage vergleichbar, welches deiner Kinder du am meisten magst. 1988 waren die beiden besten Boote eine Liga für sich. Mit dem Niveau, das wir damals hatten, haben wir die Medaille geholt, die zu holen war. 20 andere Boote hatten die Chance, doch am letzten Tag haben wir bei stürmischem Wetter die Muskeln spielen lassen. Das ist eine Medaille, die uns mächtig große Freude bereitete, aber natürlich muss man sagen, dass es noch einen Tick größer ist, wenn man ganz oben auf dem Podium steht“, meint der zweifache Olympiasieger, dessen Goldtraum im Vorfeld der Olympischen Spiele 1992 fast geplatzt wäre.

Finale und Siegerehrung vorm Opernhaus

Eine Knieverletzung bei Bank und eine Erkrankung von Vorschoter Steen Secher stellten einen dänischen Start infrage.

„Ich musste mit einer Schiene am Knie segeln und konnte mich kaum bewegen, und es war bis zuletzt offen, ob die Medizin für Steen einen Start erlaubte. Da war eine Medaille nicht zu erwarten, und als wir dann die Goldmedaille holten, war das schon eine Riesenerlösung. Und dann acht Jahre später das Finale und die Siegerehrung vor dem ikonischen Opernhaus, das war schon einzigartig“, so Bank, der sowohl in Barcelona als auch Sydney eine dänische Medaillenflaute beendete.

Jesper Bank verhinderte im olympischen Soling-Finale von 2000 den vierten Olympiasieg des Deutschen Jochen Schümann, der damit mit Vorbild Paul Elvstrøm gleichgezogen wäre. Foto: DN-Archiv

„In Barcelona war es die einzige dänische Goldmedaille überhaupt, in Sydney auch, bis die Handballerinnen wenige Stunden später auch Gold holten. Das haben wir schon gespürt, dass es eine Medaillenflaute gegeben hatte. Die Aufmerksamkeit war groß“, erinnert sich der Soling-Segler.

Druck und Aufmerksamkeit

An diese Aufmerksamkeit müssen sich auch die Olympia-Seglerinnen und -Segler von heute gewöhnen. Auch deswegen sind die dänischen Seglerinnen und Segler bei den olympischen Segelwettbewerben von Marseille hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Jesper Bank versuchte sich nach seiner olympischen Karriere zweimal im America´s Cup. Foto: DN-Archiv

„Ich freue mich über die Silbermedaille für Anne Marie Rindom, doch dabei wird es auch bleiben. Da ist mehr rauszuholen, wenn beispielsweise Johan Søe und Johan Schubert ihr Potenzial ausschöpfen. Die müssen an die Hand genommen werden, denn Segeln bei Olympischen Spielen ist fast eine Disziplin für sich. Die Aufmerksamkeit sind sie gar nicht gewohnt, sie verspüren auch viel Druck“, meint der Apenrader, der weiter großes Interesse am olympischen Segelsport hat, aber ihn meistens nur aus der Ferne verfolgt.

Apenrade ist und bleibt die Base

Seit zehn Jahren befindet er sich mehr auf Mallorca als in Dänemark. Auf der iberischen Insel betreibt er eine Zweigstelle des Apenrader Unternehmens „Elvström Sails“.

„Ich höre immer wieder, dass ich mich auf Mallorca zurückgezogen habe und ständig am Hafen mit einem Gläschen Rosé sitze. Nein, das ist mein Job. Nein, ich bin so oft in Apenrade, wie es die Zeit zulässt, besonders im Sommer, wo ich nicht zuletzt bei Sonnenschein den schönen Blick auf die Förde genieße. Apenrade ist und bleibt unsere Base. Dieses Haus wird nicht verkauft“, sagt Jesper Bank aus dem Eigenheim direkt an der Apenrader Förde.

Dänemarks erfolgreichste Olympioniken

1. Paul Elvstrøm (Segeln/1948-1960) 4 Gold/0 Silber/0 Bronze
2. Eskild Ebbesen (Rudern/1996-2012) 3/0/2
3. Lars Jørgen Madsen (Schießen/1900-1924) 2/2/1
4. Lasse Norman Hansen (Radsport/2012-2020) 2/1/2
5. Henry Hansen (Radsport/1928-1932) 2/1/0
6. Søren Marinus Jensen (Ringen/1906-1912) 2/0/2
7. Jesper Bank (Segeln/1988-2000) 2/0/1
7. Thomas Ebert (Rudern/2000-2008) 2/0/1
7. Viktor Axelsen (Badminton/2016-2024) 2/0/1

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