Olympische Spiele

DRH-Ehrenmitglied Barsøe: Andere Rudernationen haben uns überholt

DRH-Ehrenmitglied Barsøe: Andere Nationen haben uns überholt

Jacob Barsøe: Andere Nationen haben uns überholt

Apenrade/Aabenraa
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Jacob Barsøe (rechts) neben der dänischen Ruder-Legende Eskild Ebbesen nach dem Olympia-Finale 2012 Foto: Jens Dresling/Ritzau Scanpix

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Zum ersten Mal seit 1992 ist der dänische Ruderverband bei Olympischen Spielen ohne eine Medaille geblieben. Der Hammeleffer Jacob Barsøe ärgert sich über das enttäuschende Abschneiden seiner Landsleute, hat aber auch eine eigene Olympia-Enttäuschung noch nicht ganz verdaut.

Zwei Olympia-Teilnahmen hat Jacob Barsøe hinter sich. Der 35-Jährige aus Hammeleff (Hammelev) ist von beiden Olympischen Spielen mit einer Medaille im Gepäck zurückgekehrt. Die eine löste pure Freude aus, die andere Enttäuschung.

Das waren noch Zeiten, als eine Bronzemedaille bei Olympischen Spielen eine Enttäuschung war. Die Zeiten haben sich im dänischen Rudersport geändert. Zum ersten Mal seit 1992 ist der dänische Ruderverband bei Olympischen Spielen ohne eine Medaille geblieben, schaffte es nicht einmal in ein einziges A-Finale.

Vorsprung ist weg

„Historisch gesehen sind wir in Dänemark immer neugierig gewesen, sind neue Wege gegangen und haben uns dadurch einen Vorsprung verschafft, aber den haben wir nicht mehr. Andere Ruder-Nationen haben uns überholt. Wir haben uns nicht in demselben Tempo entwickelt wie andere Nationen. Es sind vielleicht auch einige falsche Entscheidungen getroffen worden, aber das ist von außen betrachtet schwer zu sagen“, sagt Jacob Barsøe zum „Nordschleswiger“.

Der 35-Jährige hat die olympischen Ruder-Wettbewerbe am Bildschirm verfolgt und ärgert sich gemeinsam mit seinen ehemaligen Teamkollegen. Seine eigene aktive Karriere beendete er bereits im Alter von 27 Jahren nach den Olympischen Spielen in Rio.

 

Jacob Barsøe mit der Silbermedaille von den Olympischen Spielen 2016 in Rio Foto: Jens Nørgaard Larsen/Ritzau Scanpix

Jacob Barsøe ruderte in seiner Jugendzeit für Haderslev Roklub und für den Deutschen Ruderverein Hadersleben (DRH), wo er nach seiner Karriere zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Früh ging es zum Leistungszentrum des dänischen Rudersports nach Bagsværd bei Kopenhagen, wo er nach dem EM-Silber mit dem Leichtgewichts-Achter 2010 einen Platz im legendären Leichtgewichts-Vierer bekam.

Der dänische Leichtgewichts-Vierer war 1996, 2004 und 2008 Olympiasieger geworden, hinzu kam Bronze 2000. Bei allen vier Medaillengewinnen saß Eskild Ebbesen im dänischen Boot, und die Hoffnungen waren groß, dass er bei seiner letzten Olympia-Teilnahme 2012 in London einen weiteren Olympiasieg erringen könnte.

Gold um 32/100 Sekunden verpasst

„2012 in London hätten wir gewinnen müssen. Das ärgert mich heute noch ein wenig. Das war so eng, aber wir haben leider einige Fehler gemacht, die am Ende teuer wurden. Das war schon bitter“, meint Jacob Barsøe.

Südafrika (6:02,84 Minuten) siegte knapp vor Großbritannien (6:03,09) und Goldfavorit Dänemark (6:03,16) auf Platz drei. Ganz anders deutlich war es vier Jahre später in Rio, als die siegreichen Schweizer mit einem Vorsprung von anderthalb Sekunden Dänemark auf Platz zwei verwiesen.

„In Rio haben wir gegen einen Vierer verloren, der besser war. Die Schweizer haben uns in dieser Saison neun von zehn Mal geschlagen. Deswegen war es bei uns die pure Freude über den Gewinn der Silbermedaille“, so der Hammeleffer, der gerne an seine beiden Olympia-Teilnahmen zurückdenkt.

Auf ein großes Ziel hinarbeiten

„Das war eine fantastische Zeit. Erstens die Zeit vor den Olympischen Spielen, wo man über Jahre entschlossen auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet, um dort so gut sein zu können wie überhaupt möglich. Zweitens das Gefühl, Dänemark bei diesem Großereignis zu vertreten. Wenn man mittendrin steht, denkt man noch sehr an sich selbst, aber das wird einem nach den Olympischen Spielen so richtig klar. Der Wettbewerb an sich ist nicht viel anders als eine Weltmeisterschaft, aber die Stimmung und alles drumherum sind fantastisch“, meint Jacob Barsøe.

Der zweifache Vater lebt mit seiner Familie in Kopenhagen, arbeitet als Senior Manager in Steuerfragen bei KPMG. Für den Rudersport bleibt derzeit nur wenig Zeit, er hält sich aber mit dem Rad und mit den Laufschuhen fit.

 

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