Umwelt und Grundwasser

Darum kreiste ein merkwürdiges Fluggerät über Tingleff und Umgebung

Darum kreiste ein merkwürdiges Fluggerät über Tingleff

Darum kreiste ein merkwürdiges Fluggerät über Tingleff

Tingleff/Tinglev
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Mit solch einem Flugobjekt lässt die Umweltbehörde Grundwasserverhältnisse messen. Foto: jv.dk

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Die Umweltbehörde ließ ein Spezialgerät über die Landschaft vor den Toren Tingleffs fliegen, um Erkenntnisse über die Grundwasserverhältnisse zu bekommen. Das eingesetzte Gerät ist eine dänische Erfindung.

Nein, um ein eigenartiges und verdächtiges Flugobjekt aus China, das jüngst mit großen Spionageballons für Aussehen sorgte, handelt es sich nicht. Der Hubschrauber, der in den vergangenen Tagen mit einem großen, herabhängenden Gerüst im Einzugsgebiet von Bollersleben (Bolderslev) bei Tingleff herumflog, ist für die Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ im Einsatz gewesen.

Mit einem speziellen elektromagnetischen Verfahren werden Bodenbeschaffenheiten und Grundwasservorkommen gemessen und kartografiert.

Dänische Entwicklung

Wie die Behörde mitteilt, bedient man sich der sogenannten SkyTEM-Methode (Sky Transienten Elektromagnetik), die in Dänemark entwickelt wurde.

Bei dieser Methode wird das Erdreich mittels elektromagnetischer Ströme aus der Luft bis zu einer Tiefe von 200 bis 250 Metern gescannt.

Wer dieses Flugobjekt erblickt, muss sich keine Sorgen machen. Es wird für geologische Analysen eingesetzt (Archivfoto). Foto: Skytem

„Der Hubschrauber ist mit dem Gebiet bei Tingleff fertig und zu nächsten Messeinsätzen weiter nördlich gezogen“, erklärt Anne-Mette Nielsen von der Grundwasserabteilung der Behörde in Aalborg.

Man nehme landesweit aktuelle Messungen vor, um aktuellere und umfangreichere Daten zu den Grundwasserverhältnissen zu bekommen, ergänzt die Mitarbeiterin.

Die Daten werden den Kommunen für die Umwelt- und Versorgungsplanung zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse sollen vor allem auch dem Schutz von Grundwasser dienen und spielen generell eine wichtige Rolle bei der Forschung und Landesplanung.

Grundwasser und PFAS 

Die aktuelle PFAS-Problematik sei nicht der Grund für die Messaktivitäten, so Nielsen. Die Analysen seien unabhängig davon in die Wege geleitet worden, um ein genaueres Bild über Grundwasservorkommen und damit verbundene Bodenbeschaffenheiten zu bekommen.

Die als gesundheitsgefährdend eingestuften per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) sind in vielen Gegenden Dänemarks über die Grenzwerte hinaus in der Natur und der Nahrungskette festgestellt worden. Nicht nur in Dänemark wird ein generelles Verbot gefordert.

SkyTEM – das Messverfahren

Ein Hubschrauber trägt an einer Stahltrosse ein 30 Meter langes und 20 Meter breites, sechseckiges Fluggerüst, in dem sich eine Sendespule befindet. Sie sendet elektromagnetische Impulse aus, die im Untergrund kurzzeitig sehr schwache elektrische Ströme erzeugen. Eine hochempfindliche Empfängerspule, die ebenfalls am Fluggerüst angebracht ist, nimmt die Wirkung dieser Ströme im Untergrund wahr.

Langsam und in geringer Höhe wird das Messgebiet beflogen. Als Ergebnis erhält man zunächst Informationen über die elektrische Leitfähigkeit des Untergrundes, manchmal sogar bis in Tiefen von mehreren Hundert Metern. Die Ergebnisse werden weiter ausgewertet und geben dann gute Hinweise auf Grundwasser führende Sande oder auf wasserundurchlässige Tone und Mergel.

Durch die elektrische Leitfähigkeit lässt sich auch süßes Trinkwasser von versalztem Wasser unterscheiden. Das Messverfahren heißt „Transienten Elektromagnetik - TEM". Und weil es aus der Luft eingesetzt wird, wird es „SkyTEM“ genannt. Das Mess-System wurde von Wissenschaftlern an der Universität Aarhus entwickelt. In Dänemark wird es bereits erfolgreich zur Erkundung von Grundwasservorräten eingesetzt. Häuser und Stallanlagen werden nicht überflogen.

Von der Technologie gehen keine Gesundheitsgefahren aus; das durch die Spule erzeugte Magnetfeld ist um ein Vielfaches kleiner als z. B. das durch die Stromleitungen der Eisenbahn erzeugte Feld. 


Quelle: Leibnitz Institute for Applied Geophysiks

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