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Immer weiter: Vom Schrauber zum Hightech-Mechaniker

Immer weiter: Vom Schrauber zum Hightech-Mechaniker

Immer weiter: Vom Schrauber zum Hightech-Mechaniker

Tingleff/Tinglev
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Flemming Christensen hat die rasante Entwicklung in der Fahrzeugbranche miterlebt und mitgemacht. Seit 25 Jahren führt er den Kfz-Betrieb in der Tingleffer Hauptstraße. Foto: Karin Riggelsen

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Seit einem Vierteljahrhundert führt Flemming Christensen den Autowerkstattbetrieb in der Tingleffer Hauptstraße. Das wird am 1. Juli mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Die Branche hat sich rasant entwickelt, und ein Ende ist nicht in Sicht, erzählt der Autoexperte, der so langsam eine Firmenübergabe anpeilt.

Seit er laufen kann, ist Flemming Christensen in der Werkstatt seines Vaters Bent in der Tingleffer Hauptstraße ein und aus gegangen und ist mit Autotechnik, mit Reparieren und mit Tüfteln groß geworden. „Gulf“ war damals der Namenszug des Christensen-Betriebes.

„In der Schule und in der Freizeit wurde ich Flemming-Gulf genannt. Das war vorgegeben“, erwähnt Flemming Christensen mit einem Lachen.

Vor 25 Jahren übernahm er den Familienbetrieb, der seit der Jahrtausendwende als eigenständige Filiale der Kette „AutoMester“ geführt wird.

Tag der offenen Tür

Das Jubiläum soll gebührend gefeiert werden. Am Freitag, 1. Juli, wird von 12 bis 15 Uhr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, bei der Getränke und Essen spendiert werden. Die Werkstatt bleibt geschlossen.

„Wenn jemand kommt und dringend eine Birne gewechselt haben muss, dann kriegen wir das nebenbei sicherlich hin“, so Flemming Christensen mit einem Schmunzeln.

Guter Service ist halt das A und O, um in der Branche bestehen zu können.

In der ist Flemming Christensen beruflich seit 1986 „unterwegs“. Es begann allerdings nicht mit Autos, sondern mit Lastwagen. Der 56-Jährige ließ sich zum Lastwagenmechaniker ausbilden.

„Das hängt mit meinem Onkel zusammen. Er war Fuhrunternehmen in Jündewatt und über ihn bin ich viel mit Lastwagen in Berührung gekommen und fuhr auch gern mit.“

Da auch Lastwagen in der Werkstatt des Vaters repariert wurden, „vor allem Fahrzeuge von Fogtmann“ (damaliges Fuhrunternehmen in Tingleff, red. Anm.), entwickelte Flemming Christensen ein Faible für die großen Brummis.

Generationswechsel

Das änderte sich in den 90ern, als der Generationswechsel in der Tingleffer Firma eingeleitet wurde. 1997 übernahm Flemming offiziell. In den Fokus rückten kleinere Fahrzeuge.

Der Vater war stets ein guter Sparringspartner und Lehrmeister. Es war ein großer Schicksalsschlag für die Familie, als Bent Christensen Anfang 2000 verstarb.

Er konnte nicht mehr miterleben, wie der Sohn den Betrieb bis heute weitergeführt und modernisiert hat.

Das bedurfte eines großen Maßes an Flexibilität und Umstellung.

Das  „Schrauben“ an alten Fahrzeugen ohne technischen Schnickschnack gehört längst der Vergangenheit an.

 

Kennt sich mit Fahrzeugtechnik aus: Flemming Christensen. Foto: Karin Riggelsen

„Ich bin wohl die letzte Generation, die so schrauben kann. Die Jungen können es nicht mehr und wollen es auch gar nicht. Elektronik und Computersteuerung stehen heute hoch im Kurs“, so Christensen.

In Nostalgie schwelgt der Kfz-Fachmann und ehemalige Vorsitzende des örtlichen Gewerbevereins allerdings nicht.

Auch wenn er gern mal an einem Auto älteren Datums herumschraubt, so hat auch Flemming Christensen sein Know-how und die Ausstattung der Werkstatt auf den neuesten Stand gebracht.

Ein Ende ist dabei nicht in Sicht, denn die Technik entwickelt und verändert sich fortwährend.

„Es ist da einiges erforderlich, um Schritt zu halten“, so der 56-Jährige.

Komplexe Systeme

Aus dem Ur-Beruf Kfz-Mechaniker ist längst ein Multi-Job geworden, bei dem Computertechnik, Elektronik und unterschiedliche Antriebsformen beherrscht werden wollen.

Flemming Christensen und seine beiden langjährigen Mitarbeiter haben über die Jahre etliche Fortbildungen absolviert.

Ich bin wohl die letzte Generation, die so schrauben kann. Die Jungen können es nicht mehr und wollen es auch gar nicht.

Flemming Christensen

Die Boliden von heute sind mit den Autos von früher nicht zu vergleichen.

War es früher noch übersichtlich und war alles noch gut zu erreichen, wenn im Motorraum geschraubt wurde, sind moderne Fahrzeuge mit Hightech verbaut. Da kommt man nicht mehr so gut ran.

Flemming Christensen hat es akzeptiert.

„Man holt sich halt die eine oder andere Schramme an den Fingern, wenn man irgendwo ran möchte. Damit muss man leben“, so der Kfz-Mann mit einem Lachen.

Neue Antriebstechnik

Neustes Aufgabengebiet sind E-Autos. Auch Hybrid-Autos mit einer Kombination aus elektrischem Antrieb und Verbrennung gehören längst zum Tätigkeitsfeld der Tingleffer Werkstatt.

Das mache es komplex, da beim Laden von E-Autos auf Starkstrom zurückgegriffen wird und hier dann auch das Berufsfeld des Elektrikers hinzukommt.  Es gebe komplizierte Auflagen und Vorschriften, so Flemming Christensen.

Auch hierbei sei es wichtig, Schritt zu halten, weil die E-Mobilität weiter auf dem Vormarsch ist und Verbrennungsmotoren bald gänzlich der Vergangenheit angehören sollen.  

Auch für andere Antriebsformen wie Wasserstoffmotoren, oder was da noch kommen könnte, heißt es up to date zu sein, um in der Branche bestehen zu können.

Den Weg mitgehen

Bedenken hat Flemming Christensen da nicht. „Dann müssen wir uns eben um andere Fahrzeuge kümmern. Mich reizt es letztendlich, diese Entwicklung mitzugehen.“

Das Mechaniker-Team der Tingleffer AutoMester-Werkstatt: Tautvydas „Taudi" Timofejevas, Flemming Christensen und Claus Jensen. Geplant ist, dass Tautvydas Timofejevas den Betrieb in einigen Jahren übernimmt. Foto: Karin Riggelsen

Der 56-Jährige kann es bald in zweiter Reihe tun, denn er peilt eine Übergabe des Betriebes an seinen Mitarbeiter Tautvydas „Taudi“ Timofejevas an, der seit fast zehn Jahren bei Flemming Christensen angestellt ist. Sein zweiter Mitarbeiter, Claus Jensen, ist sogar seit 20 Jahren dabei.

Flemming Christensens Sohn René ist in der Speditionsbranche tätig, und auch für Tochter Sanne kommt eine Übernahme des Familienbetriebes nicht in Betracht.

Um so erleichterter sei er, dass mit „Taudi“ ein bekannter und kompetenter Nachfolger gefunden wurde, so Christensen.

Wachwechsel

Vorgesehen ist, dass der gebürtige Litauer, der schon lange in Dänemark lebt, den Betrieb 2026 übernimmt. Flemming Christensen wird dann ins zweite Glied rücken und als Angestellter weitermachen. Ob in Voll- oder Teilzeit, müsse sich noch zeigen.

Das Wohnhaus zur Werkstatt in der Hauptstraße hat der künftige Chef bereits übernommen.

Flemming und Gattin Linda, die als pädagogische Mitarbeiterin im Deutschen Kindergarten Tingleff tätig ist, sind in ein anderes Haus im Ort gezogen.

Nach dem Tag der offenen Tür zum Betriebsjubiläum bahnt sich schon das nächste Event an. Läuft alles nach Plan, dann wird wohl auch 2026 anlässlich der Firmenübergabe zu einem Umtrunk eingeladen.

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