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Armin Feddersen: liebevoll, ausgleichend, fürsorglich und interessiert

Armin Feddersen: liebevoll, ausgleichend, fürsorglich und interessiert

Armin Feddersen in memoriam

Apenrade/Aabenraa
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Armin Feddersen an seinem 91. Geburtstag vor drei Jahren. Foto: privat

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Im Alter von 94 Jahren ist der ehemalige Konrektor des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig gestorben. Er wird am Sonnabend in seiner Wahlheimat Apenrade beerdigt.

Wenn es einen Menschen ohne negative Charaktereigenschaften gibt, dann trifft das wohl auf Armin Feddersen zu, der kürzlich im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat Apenrade gestorben ist und dort am Sonnabend, 18. Mai, auf dem Friedhof beerdigt wird.

Dass die Wahl seinerzeit auf Apenrade fiel, war wie so vieles im Leben einigen Zufällen und glücklichen Umständen geschuldet. 

Armin Feddersen wurde 1930 im nordfriesischen Hoxtrup (Hokstrup) in der Gemeinde Viöl (Fjolde) geboren. Dort war sein Vater Lehrer der Dorfschule. Von ihm wird er auch seine Liebe für die Musik geerbt haben. Wie damals fast schon „Pflicht“, spielte der Dorflehrer ein Instrument. In seinem Fall war es die Geige. Armin Feddersen wählte später das Cello.

Doch seine ersten musikalischen „Schritte“ tat er auf der Blockflöte. Während einer vierwöchigen Verschickung ins niedersächsische Bad Pyrmont als 7-Jähriger vertrieb er auf dem Holzblasinstrument aufkommendes Heimweh. 

Junge mit mehreren Begabungen

Der kleine Armin soll ungeheuer begabt gewesen sein – auf verschiedenen Gebieten – und so war schon bald klar, dass die Dorfschule in Hoxtrup ihm nicht die nötigen Herausforderungen bot. Er wurde deshalb an die Mittelschule nach Flensburg geschickt. Später schloss sich dort der Besuch der Oberschule an. Der lange Schulweg hätte tagtäglich kaum mit Zug und Fahrrad bewerkstelligt werden können, weshalb er zunächst in einer Art Pension in Flensburg untergebracht wurde. Später fand er bei einem Mitschüler ein eher familiäres Quartier. 

Allerdings holten ihn die Eltern Anfang der 1940er-Jahre nach Hause, als die Bomber der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs den Marinestützpunkt Flensburg als Ziel ausgeguckt hatten. In Hoxtrup war es sicherer.

Freude am Singen

In Flensburg entwickelte sich auch seine Freude am Singen. Während seiner Schulzeit schloss er sich dem Chor der dortigen Johanniskirche an. „Das Schönste an einem Chor ist die Gemeinschaft und das Erlebnis, eine Mitverantwortung für das Gesamtwerk zu tragen“, sagte Armin Feddersen 2019, als er nach über 70-jähriger Chorerfahrung gemeinsam mit seiner Frau Dora aus dem Chor der Musikvereinigung Nordschleswig (damals noch Nordschleswigsche Musikvereinigung) verabschiedet wurde. 

Für Armin Feddersen stand schon früh fest, dass er auch Lehrer werden wollte. Sein Studium absolvierte er in Kiel und Freiburg. Seine Fächer waren Latein, Altertumskunde und Englisch. Ein Jahr unterrichtete er in St. Andrews in Schottland, bevor er Ende der 1950er-Jahre vom damaligen Rektor Jörgen Jensen in das neu gegründete Deutsche Gymnasium für Nordschleswig nach Apenrade „gelockt“ wurde.

Reizvolle Aufgabe

Der Aufbau eines neuen Gymnasiums war eine reizvolle Aufgabe, an der Armin Feddersen nun maßgeblich beteiligt war. Er ließ sich auch nicht von eher provisorischen Unterrichtsbedingungen – damals noch in Kellerräumen der Deutschen Privatschule Apenrade – abschrecken. 

1963 heiratete er die Flensburgerin Dora, mit der er unter anderem die Liebe zur Musik teilte. Kurz nach der Hochzeit entschied sich das jungvermählte Paar für einen USA-Aufenthalt, wo Armin Feddersen am Thiel College in Pennsylvania als „assistant professor“ Anstellung fand. Wenn nicht der Vater von Armin Feddersen nach rund einem Jahr sehr schwer erkrankt wäre, wären sie ein Jahr länger in Amerika geblieben. Beiden gefiel die amerikanische Lebensart und die Aufgeschlossenheit der Menschen.  „Wir haben dort Freundschaften geschlossen, die selbst noch die nächste Generation einschloss“, erzählt Dora Feddersen. 

Mit dem Käfer quer durch die USA

Reisen war ein wichtiger Bestandteil im Leben der Familie Feddersen. Auch wenn später Flüge auf fast alle Kontinente der Erde folgten, so ist die gemeinsame Fahrt mit einem VW Käfer quer über amerikanischen Kontinent Mitte der 1960er-Jahre wohl das unvergesslichste Abenteuer von Dora und Armin Feddersen.

Umständehalber ging er nach seinem ersten Engagement in Apenrade für einige Zeit nach Kiel. Als aber einige Jahre später wieder eine Stelle als Lateinlehrer am DGN in Apenrade frei wurde, kehrte er in die Stadt zurück, in der sich die Feddersens so wohlgefühlt hatten. Dort unterrichtete er Latein, Altertumskunde und Englisch. Schon bald wurde er zum stellvertretenden Direktor des Gymnasiums erkoren und war über viele Jahrzehnte vor allem der zuverlässige Partner von Rektor Hans Jürgen Nissen. 

Während der Kieler Jahre kamen die Kinder Hartwin und Gunda zur Welt, während der jüngste Sohn Ove dann schon in Apenrade geboren wurde.

Ein passendes Zuhause

Weil Dora Feddersen mit den zwei Kleinkindern beschäftigt war, war Armin Feddersen allein dafür verantwortlich, in Apenrade ein passendes Zuhause für die wachsende Familie zu finden. „Das hat er sehr gut gemacht“, stellt Dora Feddersen schmunzelnd fest. Der Bungalow an der Forstallé ist seit über 50 Jahren der Lebensmittelpunkt der Familie. 

Es war seinerzeit eine bewusste Entscheidung der Eheleute, sich mit einem Gehalt zu begnügen. Sie hatte an der damaligen Pädagogischen Hochschule ihrer Heimatstadt Flensburg Lehramt studiert und war anfangs an der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern (Tønder) tätig. Auch wenn das vielleicht Abstriche im Alltag bedeutete, so ist Tochter Gunda nicht der Meinung, dass sie und ihre Brüder je etwas vermissen mussten. „Im Gegenteil. Es war schön, dass immer jemand zu Hause und nie gestresst war“, stellt sie fest. 

Aktive Freizeitgestaltung

Auch wenn das Geld nicht üppig war, Renovierungen und Handwerksarbeiten erledigten die Feddersens auch selbst, so konnten sie sich ein Sommerhäuschen auf Fanö kaufen. „Als die Kinder keine Lust mehr hatten mitzukommen, haben wir ein kleines Segelboot erstanden, mit dem wir dann kleinere Ausflüge gemacht haben“, erzählt Dora Feddersen.

Die Musik hat das Familienleben der Feddersens immer begleitet. Armin Feddersen spielte Cello, seine Frau vor allem Querflöte, aber auch Klavier und Cembalo – mit den Kindern und mit Freunden. Darüber hinaus waren die Eheleute, wie eingangs erwähnt, über viele Jahre Stützen des Chores der Musikvereinigung.

Humorvoll und tolerant

Als die Familie gefragt wird, welche Eigenschaften sie an ihrem Ehemann und Vater am meisten schätzen, werden „liebevoll“, „ausgleichend“, „fürsorglich“ und „stets interessiert“ genannt. Das deckt sich im Übrigen auch mit dem Ergebnis einer – zugegeben nicht repräsentativen – Umfrage bei ehemaligen Schülerinnen und Schülern. 

So schreibt die ehemalige Schülerin und spätere Kollegin, Inge Marie Tietje, in einem Nachruf unter anderem: „Sein Unterricht war modern, immer im Dialog mit den Schülern und immer bereit, der Erkenntnis wegen, einen Umweg zu wagen, um gemeinsam mit den Schülern ans Ziel zu gelangen. Seine Toleranz, sein Humor und sein bescheidenes Understatement machten ihn zu einem sehr geschätzten Lehrer, Kollegen und Freund. In Konfliktsituationen war er stets der Schlichter, der die Gemüter beruhigen und einen für alle gangbaren Weg nach vorn finden konnte. Jedem gerecht werden und jeden tolerieren in seiner Einzigartigkeit, für uns Schüler ein Vorbild – als Lehrer und als Mensch.“

Kirchliches Engagement

Um jüngeren Kräften Platz zu machen, ging Armin Feddersen schon mit 62 Jahren in den Ruhestand. Allerdings hatte er wohl bei einer Gelegenheit verlauten lassen, dass er eigentlich noch Kräfte für ehrenamtliche Arbeit hätte. Der damalige deutsche Kirchengemeinderatsvertreter Ehrhardt Wittmann hatte schnell Armin Feddersen für die Gemeindearbeit gewonnen. Viele Jahre war er nun ein geschätztes und engagiertes Mitglied des Apenrader Kirchengemeinderates. 

Sein letztes Lebensjahr verbrachte Armin Feddersen – zusehends geschwächt – im Pflegeheim „Grønnegården“. 

Die Beerdigung wird am Sonnabend, 18. Mai, von der Friedhofskapelle in Apenrade vorgenommen. Der Trauergottesdienst beginnt um 13 Uhr. 

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