Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Seidler und Lose fordern besseren Zugverkehr über die Grenze

Seidler und Lose: Zugverkehr über die Grenze verbessern

Seidler und Lose: Zugverkehr über die Grenze verbessern

Vejle/Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Die Dänischen Staatsbahnen (DSB) haben eine große Anzahl elektrischer Lokomotiven des Herstellers Siemens der Baureihe EB erhalten. Im grenzüberschreitenden Personenverkehr können die Zweisystemloks bisher nicht fahren, weil den DSB dafür keine Waggons zur Verfügung stehen. Die bestellten Talgo-Wagenzüge aus Spanien kommen verspätet. Als Ersatz sollen demnächst deutsche Wagen angemietet werden. Abgebildet ist die Lok Nummer 1.000 des Typs, der bei Siemens als Vectron bezeichnet wird. Foto: Paul Sehstedt

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In einem gemeinsamen Vorstoß fordern der SSW-Bundestagsabgeordnete und die süddänische Regionsratsvorsitzende mehr Direktverbindungen zwischen Aarhus, Süddänemark, Schleswig-Holstein und Hamburg. Der Jütlandkorridor dürfe nicht gegenüber der Fehmarnroute vernachlässigt werden. Kritik wegen fehlender elektrischer Zweisystemtechnik.

Die Vorsitzende der Region Süddänemark, Stephanie Lose (Venstre), und der Bundestagsabgeordnete des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), Stefan Seidler, haben in einem gemeinsamen Beitrag für die Zeitung „Flensborg Avis“ eine Verbesserung der Eisenbahnverbindungen zwischen Schleswig-Holstein und dem dänischen Nordschleswig sowie dem Bereich Aarhus gefordert.

Gemeinsame Forderungen gegenüber Kopenhagen und Berlin

Anlass für den gemeinsamen Vorstoß war der Besuch des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags in Kopenhagen, bei dem unter anderem die Fehmarnbelt-Baustelle besichtigt wurde.

Die Regionsratsvorsitzende der Region Süddänemark, Stephanie Lose, nahm Callsen in Vejle in Empfang. Foto: Region Syddanmark / Jens Wognsen

 

Lose und Seidler haben sich zu Wort gemeldet, um an die bisher ungenügenden Bahnverbindungen zwischen Norddeutschland und der jütischen Halbinsel zu erinnern. Angesichts der gegen Ende des Jahrzehnts absehbaren Inbetriebnahme des Fehmarnbelttunnels samt Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und Kopenhagen dürften weder die deutsche noch die dänische Landespolitik den Jütlandkorridor aus den Augen verlieren.

 

Stefan Seidler Foto: Nils Baum

 

„Heute gibt es nur zwei tägliche Intercityzüge zwischen Aarhus und Hamburg, die in gut fünf Stunden mit Halt an 16 Stationen die Strecke zurücklegen“, so die dänische Regionspolitikerin aus Esbjerg und der Bundestagesabgeordnete aus Flensburg. Und sie weisen darauf hin, dass es außerdem noch zu jeder zweiten Stunde dänische Intercityzüge gibt, die über die deutsch-dänische Grenze bis Flensburg (Flensborg) fahren.

Städte in Grenzregion wenig bedient

Hinzu kommen noch die Zugpaare zwischen Kopenhagen und Hamburg, die bis zur Inbetriebnahme des Fehmarntunnels über den Großen Belt umgeleitet werden, aber nicht die Städte in der Grenzregion wie Tingleff (Tinglev) oder die Regionsmetropole Flensburg bedienen. Die Politikerin und der Politiker machen darauf aufmerksam, dass der Verkehr über die deutsch-dänische Grenze vor einer Verschlechterung steht, weil die ab 2027 flächendeckend im innerdänischen Intercityverkehr als Ersatz für die Diesel IC3 eingesetzten neuen Coradia Stream Elektrotriebwagen (IC5) nicht mit dem Bahnstrom in Deutschland fahren können.

 

Die neue Generation elektrischer Intercity-Triebwagen der DSB ist nicht für den grenzüberschreitenden Verkehr einsetzbar. Er fährt nur mit der dänischen Bahnstromspannung und Wechselstromfrequenz (Fotomontage). Foto: DSB

 

Flensburg verliert damit seine meisten Direktzüge nach Dänemark. „Das ist nicht das, was wir einen zukunftssicheren Zugverkehr zwischen Jütland und Hamburg/Norddeutschland nennen können“,  so Lose und Seidler und fordern, dass sich die deutsche und die dänische Landespolitik für eine Lösung in Sachen elektrischer Züge über die Grenze einsetzen.

Grüne Alternative zum Autoverkehr gefragt

Es müsse eine grüne Alternative im Verkehr für die Menschen zu beiden Seiten der Grenze geben. Neben einer Verbesserung der Verbindung Aarhus-Hamburg müssten auch die Städte Vejle, Kolding und Sonderburg (Sønderborg) besser mit Flensburg verknüpft werden. Gemeinsam fordern die Regionsvorsitzende und der Bundestagsabgeordnete der Partei der dänischen Minderheit, dass das Folketing und das dänische Transportministerium den Dänischen Staatsbahnen (DSB) auferlegen, dass mehr Material für den grenzüberschreitenden Verkehr mit Technik für deutschen und dänischen Bahnstrom beschafft wird.

DSB-Loks mit deutschen IC-Waggons in Sicht

Erst kürzlich war gemeldet worden, dass die neuen DSB-Elektroloks der Baureihe EB mit Zweisystemtechnik bald mit Waggons, die bei der Deutschen Bahn geliehen werden, anstelle der überalterten IC3-Dieseltriebwagen zwischen Kopenhagen und Hamburg eingesetzt werden.

 

Seit Jahren fahren auf der elektrischen Strecke Fredericia-Flensburg-Hamburg umweltbelastende IC3-Dieseltriebwagen, weil es keine elektrischen Züge für den Betrieb mit deutschem und dänischem Bahnstrom gibt. Zweisystemzüge sind in anderen Grenzregionen wie zwischen Dänemark und Schweden Standard. Foto: Volker Heesch

 

Lose und Seidler gehen nicht auf die Tatsache ein, dass der schleswig-holsteinische Nahverkehrsverbund „Nahsh“ in Absprache mit dem dänischen Transportministerium elektrische Regionalzüge bestellt hat, die auch mit dänischem Bahnstrom fahren können. Sie sollen künftig von Hamburg über Flensburg mindestens bis Tingleff über die Grenze rollen, um dort mit dem neuen Stundentakt der elektrischen Zugverbindung Kopenhagen Sonderburg verknüpft zu werden.

 

Bahn Niebüll-Esbjerg nicht erwähnt

Gar nicht erwähnen Seidler und Lose die zweite grenzüberschreitende Bahnverbindung Niebüll-Tondern-Esbjerg, bei der ein Streckenausbau auf deutscher Seite beschlossen, auf dänischer Seite im Gespräch ist, damit dort in einigen Jahren elektrische Züge mit Batterie die Fahrzeiten verkürzen können. Die Regionsratsvorsitzende und der Bundestagsabgeordnete formulieren die Forderung, dass die durchgehenden Züge zwischen Aarhus und Hamburg weniger Bahnhöfe bedienen sollten, um dadurch die Fahrzeiten verkürzen zu können.

Dabei gehen sie nicht darauf ein, wie auf diese Weise gleichzeitig den Menschen im Grenzland eine umweltfreundliche Alternative zum Auto geboten werden soll.

Es wird die Tatsache nicht diskutiert, dass mit dem Einsatz von elektrischen Zügen zwischen Hamburg und Aarhus, zwischen Fredericia und der Jütland-Metropole gibt es erst in mehreren Jahren elektrische Fahrdrähte, die Züge schneller und spurtstärker fahren können. Damit entsteht Spielraum zur Bedienung weiterer Bahnhöfe zugleich mit Fahrzeitverkürzung.

Mehr lesen

VOICES – MINDERHEITEN WELTWEIT

Jan Diedrichsen
Jan Diedrichsen
„Sudan am Rande einer Hungersnot“