Leitartikel

„Historisch und hochkarätig“

Historisch und hochkarätig

Historisch und hochkarätig

Nordschleswig/Apenrade
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Die hochrangigen Besuche sind wichtig für die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Es ist eine Anerkennung der großen Arbeit in Vereinen, Schulen, Institutionen und Organisationen der Volksgruppe, meint Chefredakteur Gwyn Nissen anlässlich des Besuchs der dänischen Königin Margrethe und des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.

Das hat es noch nie gegeben: Königin, Bundespräsident, Staatsministerin, Ministerpräsident, Kulturminister und weitere Polit-Promis. Der Besuch bei der deutschen Minderheit in Nordschleswig am Sonntag war historisch hochkarätig.

Aber eben auch kurz – wie fast alles auf der Genforenings-Tour von Königin Margrethe.

2020 waren vier historische Tage durch Nordschleswig geplant. Königin Margrethe sollte 100 Jahre nach der Volksabstimmung im Grenzland und der deutsch-dänischen Grenzziehung (Genforeningen) in die Fußstapfen ihres Großvaters durch den Landesteil reisen.

Doch Corona stellte der Tour ein Bein und das 2021-Programm immer noch auf den Kopf. Die Westküste glitt ganz aus dem Programm, und auch die deutsche Minderheit musste in einem eng getakteten und oft sehr privat gehaltenen Programm um den royalen Besuch bangen.

Dass obendrauf dann aber auch noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Minderheit sowohl am Deutschen Gymnasium als auch im Deutschen Museum in Sonderburg besuchte, ist eine schöne Anerkennung der geleisteten Arbeit der Minderheit.

Diese Besuche auf allerhöchster Ebene – Staatsministerin Mette Frederiksen, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Kulturministerin Joy Mogensen, der deutsche Botschafter Detlev Rünger, der Minderheitenbeauftragte des Bundestags, Bernd Fabritius, Staatssekretärin Michelle Müntefering und Rostocks dänischer Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen gesellten sich ebenfalls dazu – sind wichtig für das Selbstvertrauen und den Selbstwert der Minderheit.

Die Freude über solche Besuche währt Jahrzehnte – man erinnere sich nur an den Königinbesuch von 1986 oder den Besuch des Kronprinzenpaares 2008: Sie bleiben unvergessen.

Aber auch die Anerkennung aus der Mehrheitsbevölkerung tut bei solchen Anlässen gut – zu wissen, dass wir heute nicht nur akzeptiert oder toleriert werden, sondern dass wir in der dänischen Gesellschaft als Minderheit dazugehören.

Die deutsche Minderheit musste sich allerdings die mediale Aufmerksamkeit mit der Genforeningsfeier teilen, und der Minderheitenaspekt stand bei den heimischen Medien deutlich im Schatten der dänischen Feierlichkeiten. Verständlich und ganz in Ordnung. Dafür gab es jede Menge Aufmerksamkeit von den vielen deutschen Medienvertretern, die Steinmeier nach Nordschleswig gefolgt waren.

Die Minderheit hat trotzdem von dem eintägigen Mammutprogramm von Königin, Bundespräsident und Gefolge profitiert. Damit sind die Hunderte von Stunden, vom Bund Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der Minderheit, und den angeschlossenen Verbänden gut investiert – auch wenn die Kurzbesuche letztlich nicht einmal 90 Minuten gedauert haben.

Mutig und richtig war es auch, die nordschleswigsche Jugend bei den Gesprächen mit dem Bundespräsidenten, der Staatsministerin und dem Ministerpräsidenten eine Hauptrolle spielen zu lassen –  aber auch bei Fernseh- und Radiointerviews. Eine tolle Leistung unserer jungen Leute.

Schade nur, dass nicht noch mehr Menschen aus der Minderheit teilnehmen konnten. Doch die Corona-Restriktionen verhinderten ein größeres Aufgebot an Gymnasium und Museum, wo dennoch viele Ehrenamtler und Jugendliche zum Zuge kamen. Aber es lag nicht in Minderheiten-Hand zu einem Volksfest einzuladen wie damals 1986 in der Sporthalle in Tingleff. Andere hatten das Sagen und walteten mit Vorsicht.

Alles in allem hat beim royalen und präsidialen Besuch aber alles geklappt, und als Fazit steht am Ende ein großes Plus. Somit wird auch dieser Besuch unserer Königin und unseres Bundespräsidenten in die Geschichtsbücher der Minderheit eingehen.

 

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Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
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