Deutsche Minderheit

Sophie Matzen: „Jemand muss die Vorstandsarbeit ja machen!“

Sophie Matzen: „Jemand muss die Vorstandsarbeit ja machen!“

Sophie Matzen: „Jemand muss die Vorstandsarbeit ja machen!“

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Lügumkloster/Løgumkloster
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Sophie Matzen lebt seit 21 Jahren in Lügumkloster. Mit ihrem Mann Carl Heinz Matzen feierte sie im Mai das goldene Ehejubiläum. Foto: Karin Friedrichsen

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Sophie Matzen war eine der beiden ehrenamtlich Tätigen, die bei der Generalversammlung des Sozialdienstes ausgezeichnet wurden. Die 73-Jährige aus Lügumkloster erhielt die Ehrennadel des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.

Sophie Matzen hat sich seit 1977 ehrenamtlich engagiert für die deutsche Gemeinschaft. Während der Generalversammlung des Sozialdienstes Nordschleswig am 1. Juli in Tingleff (Tinglev) wurde sie für ihren Einsatz beim Sozialdienst von Dr. Michaela Oeser im Namen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit der Ehrennadel ausgezeichnet. Der Sozialdienst gehört dem Wohlfahrtsverband an.
„Ich wusste nicht, dass ich die Auszeichnung bekomme. Es war eine große Überraschung“, verrät die 73-Jährige. Sophie Matzen und ihr Ehemann Carl Heinz Matzen (77) wohnen seit 21 Jahren in Lügumkloster. Das Ehepaar feierte Ende Mai sein 50-jähriges Ehejubiläum. Sie haben viele Jahre gemeinsam den Hof „Rodal“ in Loitwitt (Løjtved) bewirtschaftet. Ihr zweitältester Sohn Dirk übernahm das Anwesen im Jahr 2000.

Sophie Matzen freut sich über ihre Auszeichnung. Die Ehrennadel werde sie wohl anstecken bei Veranstaltungen des Sozialdienstes. „Es kommt aber darauf an welche Bluse ich trage. Die Nadel ist etwas grob", lacht die gelernte Schneiderin. Foto: Karin Friedrichsen

 

Generalversammlung mit Überraschungen

Die Generalversammlung in der Deutschen Schule Tingleff wurde mit der Auszeichnung von zwei ehrenamtlich tätigen Mitgliedern eingeleitet. Während Sozialdienst-Vorsitzende Elke Lorenzen Claus Rohwedder aus Hadersleben (Haderslev) eine Urkunde überreichte, verlieh Dr. Michaela Oeser der Lügumklosteranerin die bedeutsame Auszeichnung.

Seit 13 Jahren aktiv für den Sozialdienst

Sophie Matzen ist seit 2008 aktives Mitglied des Sozialdienstes Lügumkloster. Anfangs packte sie noch bei praktischen Aufgaben mit an. Sehr schnell wurde ihr aber das Führen der Kasse anvertraut. „Das war, weil ihnen eine Kassiererin fehlte“, sagt die bescheidene 73-Jährige.

Der Sozialdienst Nordschleswig gliedert sich in vier Bezirke, die dem Gebiet der nordschleswigschen Kommunen entsprechen. Der Verein in Lügumkloster ist einer von insgesamt 16 Ortsvereinen. Sophie Matzen erzählt, dass dem Ortsverein etwa 210 Mitglieder angehören.

Die gebürtige Terkelsbüllerin Sophie Matzen lebt seit 21 Jahren in Lügumkloster. Foto: Karin Friedrichsen

Ein Teil der Minderheit

Die Eheleute sind in der deutschen Minderheit aufgewachsen. Sophie Matzen ist eine gebürtige Christensen, und sie verbrachte ihre Kindheit in Terkelsbüll (Terkelsbøl). Sie ist ausgebildete Schneiderin und erlernte den Beruf in Sonderburg (Sønderborg). „Nach dreijähriger Lehrzeit habe ich ein Jahr als Schneiderin gearbeitet. Danach habe ich mich der Arbeit auf unserem Hof gewidmet“, erinnert sich Sophie Matzen.

Mit dem Kindergarten fing alles an

Die Bäuerin und Mutter dreier Söhne nahm sich bereits in jungen Jahren Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten. Als ihre Jungen Frank, Dirk und Kurt die deutschen Einrichtungen in Lügumkloster besuchten, war Sophie Matzen unter anderem Kassiererin des Kindergartenvereins. „In der Schule war ich auch im Vorstand. Irgendwann habe ich den Posten als Kassiererin übernommen“, erinnert sich Sophie Matzen. Die Kinder setzten ihre schulische Ausbildung an der Ludwig-Andresen-Schule in Tondern (Tønder) fort. Ihre Mutter bekam auch dort ehrenamtliche Vorstandsarbeit. „Jemand muss die Vorstandsarbeit ja machen. Ich habe es immer gern gemacht“, unterstreicht Sophie Matzen.

Ich habe Computerkurse an der Handelsschule in Tondern belegt. Ich wollte sehen, ob ich da was lernen konnte. Excel hat mir sehr viel Freude gemacht.

Sophie Matzen, Kassiererin Sozialdienst

Computerkurse bereiteten Freude

Als Carl Heinz Matzen 1997 eine krankheitsbedingte Pause einlegen musste und die Bewirtschaftung des Hofes kurzfristig von einer Aushilfskraft geführt wurde, nutzte Sophie Matzen die Auszeit und bildete sich weiter in der Anwendung von Microsoft-Officeanwendungen.

„Ich habe Computerkurse an der Handelsschule in Tondern belegt. Ich wollte sehen, ob ich da was lernen konnte. Excel hat mir sehr viel Freude gemacht“, unterstreicht die ehrenamtliche Kassiererin. Ihr habe es zugesagt, dass das Ehrenamt im Laufe der Jahre leichter wurde durch die Digitalisierung.

„Nachdem ich die Arbeit auf dem Computer machen konnte, brauchte ich nicht so viel schreiben, sondern nur die Zahlen ändern. Wenn ich jünger gewesen wäre, dann hätte ich eine Buchführungsausbildung gemacht“, sagt Sophie Matzen und schmunzelt.

Sozialdienst begleitet in allen Lebenslagen

An der Westküste ist Familienberaterin Ilka Jankiewicz für die Ortsvereine Lügumkloster und Hoyer (Højer) zuständig. Der Sozialdienst wurde einst als Frauenverein mit Gemeindeschwestern in der Krankenpflege gegründet. Seit 1948 entwickelte sich die Organisation weiter und deckt ein breites Spektrum in der Sozialarbeit ab.

„Im Mittelpunkt steht die ganze Familie. Unsere Familienberaterin hilft nicht nur Senioren, sondern auch Menschen, die neu nach Dänemark ziehen bei der Einbürgerung. Unsere Mitglieder können ihre Hilfe in Anspruch nehmen, wenn bei ihren Kindern Probleme beim Lernen auftreten. Die Familienberaterin kann dafür sorgen, dass die Betroffenen Hilfe bekommen“, nennt Sophie Matzen einige Beispiele aus der Angebotspalette des Sozialdienstes.

Sophie Matzen (Mitte) wurde während der Generalversammlung des Sozialdienstes Nordschleswig von Dr. Michaela Oeser im Namen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit der Ehrennadel für ihren ehrenamtlichen Einsatz ausgezeichnet. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Gute Zusammenarbeit im Vorstand

Christa Lorenzen leitet den Ortsverein Lügumkloster. „Die Zusammenarbeit im Vorstand ist gut. Und Christa hat viele gute Ideen“, unterstreicht Sophie Matzen. Der Ortsverein bietet Veranstaltungen in eigener Regie und mit anderen deutschen Vereinen, wie beispielsweise dem „TSV Lügumkloster“ und dem örtlichen „Bund Deutscher Nordschleswiger“ (BDN). Treffpunkt der monatlichen „gemütlichen Nachmittage“ ist das Gemeindehaus in Lügumkloster. Dort wird auch gemeinsam mit der Nordschleswigschen Gemeinde (NG) und Pastor Matthias Alpen das Adventsfest gefeiert.

Bei den gemütlichen Nachmittagen stehen Vorträge und Filmvorführungen auf dem Programm. „Einmal im Jahr gehen wir auch ins Kino“, erzählt Sophie Matzen.

Auf positive Resonanz stoßen auch die drei jährlichen Tagesausflüge. „An den Ausflügen nehmen durchschnittlich 30 Mitglieder teil“, verrät Matzen. 

Kartengrüße von der Kassiererin

Den Kontakt zu den Mitgliedern stärkt Sophie Matzen auch mit persönlichen Grußkarten, die sie am Computer gestaltet. Ab dem 70. Lebensjahr bekommen die Mitglieder bei jedem runden und halbrunden Ehrentag eine Glückwunschkarte vom Ortsverein. „Wir gehen dann zu allen Mitgliedern“, sagt Sophie Matzen.

In der Corona-Krise seien die Planungen über den Haufen geworfen worden, bedauert Sophie Matzen. Die Familienberaterin habe, nachdem Hausbesuche im eigenen Heim und Senioreneinrichtungen lange Zeit untersagt waren, verstärkt über Telefonate kommuniziert, um etwas gegen die Einsamkeit zu tun.  Der Ortsverein verschickte auch an Weihnachten und im Frühjahr Blumen- und Schokoladengrüße an die Mitglieder, die das 70. Lebensjahr passiert haben. Nach Einschränkung der Corona-Restriktionen hat der Ortsverein unter anderem einen Ausflug in die Bildungstätte Knivsberg unternommen.

Sophie Matzen plant, im kommenden Jahr ihr Ehrenamt abzugeben. Dem Ortsverein wird sie aber weiterhin die Treue halten, verspricht die 73-Jährige. Ihren großen Garten halten Sophie Matzen und ihr Ehemann Carl Heinz Matzen gemeinsam in Schuss. Die Eheleute haben zahlreiche Hobbys. Sie sind auch oft dabei, wenn der Seniorenklub des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN) und der örtliche BDN (Bund Deutscher Nordschleswiger) zu Veranstaltungen rufen. Foto: Karin Friedrichsen

Eine Chance nutzen

Nach 48 Jahren mit einem Ehrenamt in der Minderheit hat sich Sophie Matze entschlossen, kürzerzutreten. Bei der Generalversammlung des Ortsvereins im Januar 2022 will sie ihr Amt als „Kassenmeisterin“ abgeben.

„Wir haben ein Vorstandsmitglied, das bereit ist, den Posten zu übernehmen. Sie bringt die fachlichen Voraussetzungen dafür mit. Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, erklärt Sophie Matzen. Ihr Entschluss ist, so scheint es, mit etwas Wehmut verbunden. Sophie Matzen freut sich aber darauf, mehr Zeit für ihre eigenen Interessen zu bekommen. Die gelernte Schneiderin kann aufgrund von Problemen mit der Schulter nicht mehr so oft sticken und stricken. Dafür sollen die gemeinsamen Fahrradtouren mit Ehemann Carl Heinz, der noch tatkräftig auf dem Hof mitarbeitet, intensiviert werden.

Lesen ist auch eines ihrer Hobbys. Das Ehepaar würde auch gern wieder verreisen. Als Carl Heinz Matzen noch das Zepter führte auf dem Familienhof,  machte er den Pilotenschein und schaffte sich ein Privatflugzeug an. „Die Cessna ist inzwischen verkauft“, sagt Sophie Matzen. Auch ohne das eigene Flugzeug haben die Matzens viel von der Welt gesehen und unter anderem Russland, Westamerika, China und Island besucht: „Island war das Schönste. Die Natur ist toll“, erinnert sich Sophie Matzen.

Söhne leben in Nordschleswig

Sophie und Carl Heinz Matzens Söhne leben mit ihren Familien in Nordschleswig. Dirk führt, wie erwähnt, den Familienhof in Loitwitt. Ihr ältester Sohn Frank wohnt in Rohrkarr (Rørkær), und Kurt lebt in Lügumkloster. Das Ehepaar hat zehn Enkelkinder im Alter zwischen 6 und 23 Jahren. „Die beiden jüngsten Enkel werden in diesem Jahr eingeschult“, sagt die stolze Großmutter.    

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