Gesundheitswesen

Für manche ist es ein weiter Weg zum Hausarzt

Für manche ist es ein weiter Weg zum Hausarzt

Für manche ist es ein weiter Weg zum Hausarzt

Apenrade/Aabenraa
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Eine Hausärztin im Gespräch mit einem Patienten (Symbolfoto) Foto: Adobe Stock

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Knapp 59.000 Menschen leben in der Kommune Apenrade. Für sie stehen 39 Hausärztinnen und -ärzte bereit, um im Krankheitsfall zu helfen. Während es in den größeren Orten mehrere niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner gibt, ist die Lage für Menschen, die auf dem Land wohnen, eine andere. Bei den Fachärzten gibt es lange Wartezeiten. Gibt es Lösungsansätze?

Die Suche nach einem Hausarzt ist in der Kommune Apenrade sehr eingeschränkt. Zwar erfüllt die Zahl der niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner die gesetzlichen Bestimmungen, doch nehmen viele keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf. So ist die Auswahl stark begrenzt.

Praxen kurz vor der „Schmerzgrenze“

In der Kommune Apenrade leben knapp 59.000 Menschen. Für sie stehen 39 Ärztinnen und Ärzte bereit. Rechnerisch betreut jede Hausärztin und jeder Hausarzt etwa 1.513 Menschen. Laut Absprache zwischen der Ärzteorganisation „Praktiserende Lægers Organisation“ (PLO)   und der Region Süddänemark sollen es höchstens 1.600 Patientinnen und Patienten pro Ärztin/Arzt sein. Damit ist die Belastungsgrenze jedoch rechnerisch fast erreicht. In der Realität haben schon einige Medizinerinnen und Mediziner einen Aufnahmestopp veranlasst, weil sie die Grenze erreicht haben.

Unsichere Zukunft für Patientinnen und Patienten

Problematisch wird es in Zukunft: Das Durchschnittsalter der Ärzte liegt aktuell bei fast 54 Jahren. Das bedeutet, dass einige von ihnen bald in Pension gehen. Eine Praxis neu zu besetzen ist nicht einfach, wie die jüngsten Beispiele in Bülderup (Bylderup) und Tingleff (Tinglev) zeigen. Viele angehende Ärztinnen und Ärzte wollen lieber in den großen Uni-Städten arbeiten, als auf dem Land eine Praxis zu übernehmen. Davon berichten seit Jahren mehrere Medien übereinstimmend.

So haben es die Praxisinhaberinnen und -inhaber dementsprechend schwer, Nachfolger zu finden.

Um in der Kommune Apenrade die notwendige Patientendeckung zu erreichen, mussten inzwischen Praxen ausgeschrieben werden. Solche Praxen werden in sehr hohem Maß von Ärztehäusern übernommen, die zentral geführt werden. Dort sind Ärztinnen und Ärzte auf Honorarbasis angestellt. „Alles Lægehus“ in Bülderup und „Almen Lægeklinik Aabenraa“ in Apenrade sind solche Beispiele.

Nicht in jedem Ort ein Hausarzt

Außerdem müssen einige Bürgerinnen und Bürger längere Wege in Kauf nehmen, um zum Hausarzt zu kommen. In der Kommune Apenrade gibt es im nordwestlichen Bereich keine Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner. Menschen aus Hellewatt (Hellevad), Rapstedt und Haberslund (Hovslund) müssen in andere Ortschaften fahren, um ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können.

„Patientinnen und Patienten, die dem Ärztehaus angeschlossen sind, das bald schließt, müssen eine Hausärztin oder einen Hausarzt in einer existierenden Praxis in der Umgebung wählen. Der Wechsel ist für sie kostenlos. Es gibt Kapazitäten in Pattburg (Padborg), Rothenkrug (Rødekro), Apenrade (Aabenraa) und Bülderup-Bau“, antwortete im September vergangenen Jahres die Region auf Anfrage des „Nordschleswigers“, wie der Überbelastung der ansässigen Ärztinnen in Tingleff begegnet werden solle.

Schwierigkeiten bei der Versorgung

Dass sich die Umstände ändern könnten, ist in den kommenden Jahren kaum zu erwarten. Die Region hat Probleme, neue, junge Medizinerinnen und Mediziner für die Hausarztpraxen zu rekrutieren.

Trotz einem Mehr an neu ausgebildeten Allgemeinärztinnen und -ärzten landet davon nur ein Bruchteil in Nordschleswig. Ähnlich ist die Situation bei den Fachärztinnen und -ärzten.

Zum Vergleich: In der Region Hauptstadt (Region Hovedstaden) wurden im Jahr 2022 120 Prozent der Ausbildungsstellen besetzt. In der Region Süddänemark waren es gerade einmal knapp 60 Prozent. Das berichtete „Jyllands-Posten“.

Lange Wartezeiten bei Fachärzten

Neben den Hausärztinnen und Hausärzten gibt es noch einige Fachärzte in der Kommune Apenrade. Sie sind zentral in Apenrade ansässig. Zu ihnen gehören:

  • zwei Augenärzte;
  • ein Rheumatologe;
  • ein Lungenarzt;
  • eine Hautärztin;
  • eine Neurologin und
  • ein Hals-, Nasen- und Ohrenarzt.

Auf Nachfrage des „Nordschleswigers“ bei verschiedenen Praxen wurden Wartezeiten zwischen mehreren Tagen und einigen Monaten genannt, abhängig vom Fach. Besonderer Mangel besteht in den Bereichen Psychiatrie und Kinderpsychiatrie sowie Geriatrie.

Bessere Ausbildungsmöglichkeiten bieten

Die Ärztevereinigung PLO schlägt vor, mehr Ärztinnen und Ärzte auszubilden. 200 Ausbildungsstellen sollen mehr geschaffen werden, sodass insgesamt 1.300 Fachmedizinerinnen und -mediziner jährlich neu ausgebildet werden. Von dort kommt ebenfalls der Vorschlag, die Forschungsmöglichkeiten und die fachliche Lage in den Regionen besser zu verteilen, sodass es für angehende Ärzte interessanter werde, auch dorthin zu ziehen und sich nach der Ausbildung auch dort niederzulassen. Das schreibt „Jyllands-Posten“.

Die Dänischen Regionen (Danske Regioner) haben zwar kein fertiges Konzept in der Schublade, um den Ärztemangel zu bekämpfen, doch solle es „karrierefördernd sein, wenn sich junge Ärztinnen und Ärzte in den ländlichen Gebieten ausbilden lassen“, so Heino Knudsen (Soz.), Vorsitzender des Lohn- und Praxenausschusses.

 

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