Deutsche Minderheit
Künftig stehen allein die eigenen Enkelkinder im Fokus
Künftig stehen allein die eigenen Enkelkinder im Fokus
Künftig stehen allein die eigenen Enkelkinder im Fokus
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Dorte und Folmer Schultz haben ihre letzte Kinderfreizeit im Haus Quickborn geleitet und beteiligen sich jetzt an der Suche nach Personen, die Lust auf und Spaß an der Aufgabe haben könnten.
Die Spiel-und-Spaß-Freizeit für Kinder des Sozialdienstes Nordschleswig im „Haus Quickborn“ ist vergangene Woche zu Ende gegangen. Allen fiel der Abschied sicherlich schwer, aber die meisten werden vermutlich bei der nächsten Kinderfreizeit in Kollund wieder mit von der Partie sein. Das gilt jedoch nicht für Dorte und Folmer Schultz.
Das Tingleffer Ehepaar hat sich entschieden. „Das war definitiv die letzte Kinderfreizeit unter unserer Leitung“, sagt Dorte Schultz. Die Eheleute gehen keineswegs im Groll. Im Gegenteil, sie wollen künftig ihre Erfahrungen im Kinder- und Jugendausschuss einbringen und gerne bei der Suche nach Nachfolgerinnen und Nachfolgern behilflich sein.
Jüngere Kräfte gesucht
„Es müssen aber unbedingt jüngere Kräfte ran“, findet die 67-Jährige. „Wir haben das jetzt schon mehrere Jahre gemacht. Wir haben einige Herbst- und Winterfreizeiten geleitet und inzwischen auch zwei Sommerfreizeiten. Es hat uns stets großen Spaß gemacht“, betont sie.
Folmer und Dorte Schultz haben in den vergangenen Jahren zu den Freizeiten ihre eigenen Enkelkinder mitgebracht. „Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Nachfolger ihre eigenen Kinder mitbringen und nicht ihre Enkel, wie wir.“
Oma und Opa – ohne Enkel
In der vergangenen Woche waren sie allerdings nicht auch als Oma und Opa gefragt. „Enkel Matti hält sich mit seinen zwölf Jahren für zu ,alt’ für die Kinderfreizeiten und wollte außerdem seinen Geburtstag in diesem Jahr lieber im Kreise seiner Familie feiern. Enkelin Filippa hat diesmal ein Reiterlager vorgezogen, und unser Jüngster, Lauge, ist noch zu klein“, stellt Dorte Schultz schmunzelnd fest. Künftig werden Matti, Filippa und Lauge ihre Großeltern ganz für sich allein haben und müssen sie nicht mit anderen Kindern teilen.
Gute Voraussetzungen
Dorte Schultz hat ihr gesamtes berufliches Leben lang als Erzieherin und als Kindergartenleiterin gearbeitet. Sie ist also vom Fach, weiß die Kinder zu beschäftigen, weiß, wie man mit kleineren Problemchen umgeht und kann bei Bedarf auch mal einen Streit schlichten. Ehemann Folmer hat indes bei den Freizeiten seine handwerklichen Fähigkeiten eingebracht, hat mit den Kindern mit Holz und anderen Materialien gewerkelt oder draußen Fußball gespielt.
Lust und Ideen
„Unsere Nachfolgerinnen und Nachfolger müssen aber weder eine pädagogische noch eine handwerkliche Ausbildung mitbringen. Wichtig ist vor allem, dass sie Lust haben und vielleicht auch selbst ein paar Ideen haben, was man mit den Kindern machen kann. – Ansonsten gibt es auch Hilfe“, betont Dorte Schultz. Zum einen nehmen die jugendlichen Kinderbetreuerinnen und -betreuer den erwachsenen Freizeitleitern viele praktische Aufgaben ab. So ist es nicht erforderlich, dass die Erwachsenen in der Sandkiste rumrobben oder auf Bäume klettern.
Tipp: „Grejbanken“
„Zum anderen kann man auch die ,Grejbanken’ der Kommune Apenrade in Anspruch nehmen. Die Kommune stellt Vereinen, Einrichtungen und Organisationen eine nahezu ungeahnte Vielzahl von Spielen und Sportgeräten für draußen und drinnen noch dazu in der Regel kostenlos zur Verfügung. Sich einmal dort umzusehen, kann ich nur allen empfehlen“, sagt Dorte Schultz. Sie selbst wusste auch nichts von dem Angebot, bevor eine Bekannte sie darauf aufmerksam machte. Sogar Mountainbikes können dort geliehen werden. „Grej“ ist das dänische Wort für „Ausrüstung“.
Bei größeren Mengen kann sogar an Ort und Stelle ein Anhänger ausgeliehen werden. Die kommunale „Grejbank“ ist in der Kelstruper Naturschule, zwischen Süderhaff (Sønderhav) und Holebüll (Holbøl) am Stokkebrovej 1B (Postleitzahl 6340 Krusau/Kruså), nahe der Mountainbike-Strecke angesiedelt.
Struktur und Sicherheit
„Als Leiter ist man vornehmlich für die Struktur und Sicherheit einer Kinderfreizeit zuständig. Wir sorgen dafür, dass alle abends zu Bett und morgens auch wieder aus den Federn kommen“, sagt Dorte Schultz. Dass sich alle wohlfühlen und Spaß haben sollen, versteht sich dabei von selbst.
Keine großartigen Bedingungen
„Eine pädagogische oder ähnlich gelagerte Berufsausbildung ist keine Grundvoraussetzung für die Leiterinnen und Leiter unserer Freizeiten. Wir verlangen auch keinen abgeschlossenen Erste-Hilfe-Kurs. Und wie es Dorte Schultz schon so treffend formuliert, müssen die Bewerberinnen und Bewerber einfach nur Lust auf die und Spaß an der Aufgabe mitbringen“, sagt Sylvia Witte von der Geschäftsstelle des Sozialdienstes Nordschleswig.
Ausnahme: „Kinderattest“
Eine kleine Einschränkung gibt es dann doch: „Wir verlangen ein sogenanntes ,Børneattest‘ bei Kinderfreizeiten“, fügt sie hinzu. Ein solches „Kinderattest“ entspricht dem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis in Deutschland und ist ein Auszug aus dem Strafregister über Straftatbestände, die besonders für den Kinder- und Jugendschutz relevant sind. So kann ausgeschlossen werden, dass bereits rechtskräftig verurteilte Personen Aufgaben im kinder- und jugendnahen Bereich übernehmen.
Empathie und ruhender Pol
Aufgabe der Erwachsenen bei den Kinderfreizeiten ist es, „Ruhe reinzubringen“, wie es Sylvia Witte formuliert. Sie müssen auch mit kleineren Malheurs umzugehen wissen und vielleicht auch mal das eine oder andere Heimweh wegzaubern können. Das alles ist mit gesundem Menschenverstand und einem gewissen Maß an Empathie jedoch sicherlich zu lösen.
Kostenloser Aufenthalt
Wer sich (noch) nicht die Leitung einer Kinderfreizeit zutraut, kann „klein“ anfangen. „Wir suchen auch noch Leitende für Seniorenfreizeiten und könnten auch noch weitere Kinderbetreuerinnen und -betreuer gebrauchen“, lautet die Bitte aus der Sozialdienst-Geschäftsstelle. Als Kinderbetreuer können sich Jungen und Mädchen ab 14 Jahren bewerben. Die Geschäftsstelle in Apenrade ist unter der Rufnummer (+45) 7462 1859 und unter der E-Mail: mail@sozialdienst.dk erreichbar. Vielleicht sollte erwähnt werden, dass die Personen, die Freizeiten des Sozialdienstes leiten, keinen Lohn erhalten. Ihr Aufenthalt ist allerdings gratis.