Brauchtum

Luciafest mit Trockenanzug, Schwimmweste und Paddel

Luciafest mit Trockenanzug, Schwimmweste und Paddel

Luciafest mit Trockenanzug, Schwimmweste und Paddel

Apenrade/Aabenraa
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In Aarhus zieht sich die Lucia-Prozession der Wassersportler durch die Kanäle der Innenstadt. Bei dieser günstigen Konstellation ist Publikum entlang der Strecke nahezu garantiert. In Apenrade müssen die Kajakfahrenden darauf hoffen, dass Schaulustige zu den vier Haltestellen kommen. Foto: Aarhus Kano og Kajak

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Die Kajakabteilung des Apenrader Segelclubs möchte eine neue Tradition anstoßen. Benny Andersen vom Apenrader Ruderverein will sich die Teilnahme nicht entgehen lassen. Obwohl er vor einer Sache ein wenig Bammel hat. Es ist nicht das eiskalte Wasser.

„Ich stelle mir das einfach sehr stimmungsvoll vor“, sagt der Apenrader Ole Stein Klintø. Der begeisterte Kajakfahrer hatte vor einigen Wochen die Idee, zusammen mit Vereinskameradinnen und -kameraden ins Kajak zu steigen, um am Lucia-Tag, dem 13. Dezember, mit ihnen zusammen das sogenannte Luciafest zu feiern – aber eben zu Wasser und nicht an Land.
 

Das Luciafest

Das Brauchtum kommt ursprünglich aus Schweden: Mädchen (inzwischen nehmen auch Jungen teil) in langen weißen Gewändern tragen singend am ursprünglich kürzesten Tag des Jahres das Licht (in Form von Kerzen – heute aus Sicherheitsgründen überwiegend in Form von elektrischen Varianten) in die Welt. In Dänemark und Norwegen sowie in einigen anderen Gebieten wird das Fest ebenfalls begangen.

DGI „ins Boot“ geholt

Seine Idee hat der Breitensportverband DGI Sønderjylland aufgegriffen. Über dessen Kanäle ging die Einladung an die Kajakvereine in der Umgebung.  „Knapp 20 Frauen und Männer haben sich angemeldet. Ich muss gestehen, ich hatte auf ein paar Leute mehr gehofft, aber jetzt machen wir in diesem Jahr eine Art Probelauf. Vielleicht kommen dann mehr auf den Geschmack und möchten im kommenden Jahr mitmachen“, hofft Ole Stein Klintø.

Ihm und Kajak-Konsulent Chresten Krogh von DGI Sønderjylland schwebt im Idealfall vor, dass das Luciafest zu Wasser reihum von den Vereinen im Landesteil durchgeführt wird.

Noch ist die Beteiligung von außerhalb etwas mau, wie Ole Stein Klintø nach Ablauf der Anmeldefrist feststellen muss. Die meisten Teilnehmenden kommen von den örtlichen Kajakvereinen. Aus Gravenstein (Gråsten), Flensburg (Flensborg), Sonderburg (Sønderborg) oder Saxburg (Saksborg) liegen bislang keine Anmeldungen vor.

„Warum das so ist, kann ich nicht ganz sicher sagen. Aber einige hat wohl die Anmeldegebühr abgeschreckt“, vermutet der Veranstalter.

Im Preis von 175 Kronen sind allerdings zwei Lichterketten inklusive Batterien, Befestigungsmaterial, warme Suppe, ein Getränk sowie Pförtchen und ein Gläschen Glögg enthalten. „Wir werden natürlich später eine Evaluation machen. Dann werden wir sehen, was wir vielleicht das nächste Mal anders machen können“, sagt Ole Stein Klintø.

Benny Andersen ist aktives Mitglied der Kajaksparte des ARV. Foto: privat

Nachbar Benny macht mit

Seinen Nachbarn Benny Andersen hat er jedoch von seiner Idee überzeugt. „Ja, da will ich unbedingt dabei sein“, sagt der Kajakfahrer, der der Kajakabteilung des Apenrader Ruderverein (ARV) angehört.

„Um an der Veranstaltung teilnehmen zu können, muss man einen sogenannten Winter-Sicherheitskurs durchlaufen haben. Es gibt ja doch einiges zu bedenken, wenn man im eiskalten Wasser unterwegs ist“, sagt Benny Andersen.

Wer im Winter Kajak fährt, sollte zudem einen Trockenanzug haben, ansonsten kann es im Ernstfall ganz schnell zu Unterkühlungen kommen. Einen solchen hat nicht jeder Hobby-Kajakfahrende unbedingt in der Garage hängen.

Keine neue Erfindung

Die Idee, einen Lucia-Umzug in Kajaks zu machen, ist nicht neu. Andersen weiß, dass es zum Beispiel in Aarhus praktiziert wird. Es gibt im Internet stimmungsvolle Bilder und Videos von den Veranstaltungen des dortigen Kanu- und Kajakklubs. „Aber nur deshalb ganz nach Aarhus zu fahren, war mir doch ein wenig zu aufwendig“, sagt Benny Andersen. Als ihm sein Nachbar dann von seiner Idee erzählte, war er sofort Feuer und Flamme.

Singen ist so gar nicht meine Stärke.

Benny Andersen, Teilnehmer

„Kajakfahren auf schwarzer Förde im Dunkeln – abgesehen von den Lichterketten – ist schon eine spannende Sache. Auf diese Erfahrung freue ich mich“, sagt er. Benny Andersen vermutet aber, dass es auch für Zuschauende an Land ein schönes Bild abgibt, wenn ein illuminierter Wurm über die Förde paddelt.

Den größten Bammel hat er nicht etwa vor dem eiskalten Wasser, der Kälte oder dem Kentern. Viel mehr Sorgen bereitet ihm das Lucia-Lied. „Singen ist nämlich so gar nicht meine Stärke“, stellt er schmunzelnd fest.

Sangesfreudiges Publikum erwünscht

Ole, Benny und ihre Gleichgesinnten treffen sich am Mittwoch, 13. Dezember, um 17 Uhr am Gestade vor den Rudervereinen am Strandvej, wo sie ihre Kajaks zunächst festlich schmücken wollen, um dann gemeinsam um 18 Uhr von dort in ihren illuminierten Booten in Richtung Hafen zu paddeln. An vier Stellen – im Nyhavn, im Gammelhavn, am Segelclub und am Süderstrand – wollen sie dann jeweils kurz innehalten, um dort zusammen das bekannte Lucia-Lied anzustimmen.

Ole Stein Klintø hofft natürlich, dass die Prozession an den vier Haltestellen jeweils von Schaulustigen an Land „erwartet“ wird, die dann hoffentlich beim Singen mit einstimmen. Damit unter anderem auch Nachbar Bennys atonales Gebrumme übertönt wird.

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