Glaube und Religion

Sieben Hochzeiten und zwei glückliche Geistliche

Sieben Hochzeiten und zwei glückliche Geistliche

Sieben Hochzeiten und zwei glückliche Geistliche

Apenrade/Aabenraa
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Thomas Nedergaard wertet das Experiment der Drop-in-Hochzeit als vollen Erfolg. Sein Selfie am Kircheneingang zeigt am linken Bildrand eine Braut, die schon Glückwünsche entgegennehmen kann, während die nächste (r.) auf dem Weg in die Kirche ist. Foto: Aabenraa Sogn

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Das Experiment, in Apenrade kirchliche Drop-in-Hochzeiten auszurichten, wurde ein voller Erfolg. Pastor Thomas Nedergaard und seine Kollegin Eva Wiwe Løbner kamen am 23. Juni ganz schön ins Laufen.

„Wir sind natürlich super glücklich“, sagt Thomas Nedergaard. Der Pastor der Sankt-Jürgens-Kirche in Apenrade bot in Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Eva Wiwe Løbner am 23. Juni Drop-in-Hochzeiten in dem kleinsten der drei Gotteshäuser der Volkskirche in Apenrade an. Sieben Paare entschieden sich für das Jawort ohne großes Brimborium, aber mit kirchlichem Segen.

Zwanglosere Form

„Es waren alles Paare aus Apenrade und Umgebung“, fügt der Pastor erläuternd hinzu. Dass es so viele sein würden, hatten sich die beiden Geistlichen nicht in ihren kühnsten Träumen erhofft.

„Es zeigt mir aber, dass die Mitglieder der Volkskirche diese Art der etwas zwangloseren Hochzeit offensichtlich wünschen“, stellt Thomas Nedergaard fest.

Das Konzept hatte der Pastor aus seiner alten Gemeinde auf Vesterbro in Kopenhagen mitgebracht. Dort werden schon seit rund zehn Jahren diese „Spontan“-Hochzeiten angeboten – mit großem Erfolg.

Manche Brautpaare traten mit ihren Kindern vor den Altar. Foto: Aabenraa Sogn

„Spontanität“ mit Ansage

So „spontan“, wie es der Name vielleicht andeutet, sind die Hochzeiten allerdings dann doch nicht. Die Heiratswilligen mussten außer einem Lichtbilderausweis (dän. billede-id) nämlich auch ein Ehefähigkeitszeugnis (dän. prøvelsesattest) mitbringen.

Ein solches Ehefähigkeitszeugnis muss vorher bei den Behörden über borger.dk beantragt werden. Das dauert in der Regel eine Woche, manchmal jedoch länger. Dieses Dokument ist jedoch erforderlich, wenn eine Eheschließung gültig sein soll. Handelt es sich um ausländische Heiratswillige, muss dieses Zeugnis über das Familienrechtshaus (dän. familieretshuset) beantragt werden. Auch hier dauert die Sachbearbeitung in der Regel fünf Arbeitstage.

Hochzeitstag: 23. Juni

Wie erwähnt, haben sieben Paare das Angebot am 23. Juni angenommen. Das Datum war bewusst gewählt worden, weil an diesem Tag auch die Pride in Apenrade stattfand.

Das Angebot der Drop-in-Hochzeit sollte nämlich auch gleichgeschlechtlichen Paaren den kirchlichen Segen ermöglichen.

Dass es sich bei den 14 Brautleuten am 23. Juni ausschließlich um verschiedengeschlechtliche Paare handelte, sieht Thomas Nedergaard aber keineswegs als Misserfolg. Im Gegenteil. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich beim nächsten Mal durchaus auch gleichgeschlechtliche Paare trauen lassen. Nun haben wir ja gezeigt, dass das Konzept auch in Apenrade funktioniert“, sagt der Gemeindepastor.

In der Sankt-Jürgens-Kirche haben zwar durchaus 150 Personen Platz, aber durch ihren Aufbau wirkt sie sehr intim. Schon bei wenigen Menschen kommt dort Gemeinschaftsgefühl auf. Foto: Aabenraa Sogn

Volkskirche in Bewegung

Weil Ferienzeit ist, konnte das Experiment noch nicht im Pastorenkreis und im Kirchengemeinderat evaluiert werden. Für Thomas Nedergaard steht jedoch fest, dass wieder Drop-in-Hochzeiten in Apenrade angeboten werden sollten, ja, sogar angeboten werden müssen.

„Von einem Paar weiß ich definitiv, dass es sich standesamtlich getraut hätte, wenn wir nicht die Drop-in-Hochzeit angeboten hätten. Sie wollten nicht die große Samstagshochzeit mit weißem Kleid, steifem Anzug und allem anderen, was sonst so mit einer kirchlichen Hochzeit verbunden wird. Sie wollten den kirchlichen Segen, aber nicht den ganzen Rummel“, unterstreicht Pastor Nedergaard.

Hochzeit in Alltagskleidung

„Wir als Volkskirche müssen uns bewegen, und wenn unsere Mitglieder eine etwas zwanglosere Hochzeit wünschen, sollten wir ihnen das auch anbieten“, findet er.

Thomas Nedergaard findet auch nicht, dass irgendetwas dagegen spräche, wenn die Menschen in ihrer normalen Alltagskleidung vor den Altar treten. „Ich finde es einfach toll, wenn wir an der Liebe der Menschen teilhaben und ihre Liebe segnen können – und wenn das in Alltagsklamotten geschieht, finde ich das auch in Ordnung“, unterstreicht der Pastor der Sankt-Jürgens-Kirche.

„Wunschhits“ zum Ein- und Auszug

Nach einem kleinen Vorgespräch mit dem jeweiligen Geistlichen wurde am 23. Juni die Zeremonie durchgeführt. Mit dem Organisten Uffe Fløng wurde das Ein- und Auszugslied mit dem jeweiligen Paar abgesprochen. Die Bandbreite der gewünschten Lieder spannte vom Elvis-Presley-Song bis zum Hochzeitsmarsch aus Richard Wagners Oper Lohengrin (Hier kommt die Braut).

Die Drop-in-Hochzeiten wurden darüber hinaus tatkräftig von Kirchendienerin Marianne H. Eriksen und einer ehrenamtlich helfenden Person unterstützt. Ansonsten hätten die beiden Geistlichen das stattliche Tempo von sieben Hochzeiten binnen zwei Stunden auch nicht durchziehen können – ohne Abstriche bei der Feierlichkeit und der Seriosität des Anlasses zu machen.

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