Leserinnenbericht

Weihnachten im Mai als letzter Wunsch

Weihnachten im Mai als letzter Wunsch

Weihnachten im Mai als letzter Wunsch

Christa Brandt/jrp
Apenrade/Aabenraa
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Der Apenrader Mittwochstreff hatte zum Vortrag in das Haus Nordschleswig geladen: Der Trewff konnte Karin Sina dafür gewinnen, über ihre Arbeit im „Hospice Sønderjylland“ und das Angebot dort zu berichten.

Karin Sina hielt kürzlich einen Vortrag über ihre Arbeit als Krankenschwester im „Hospice Sønderjylland“ in Hadersleben (Haderslev). Der Apenrader Mittwochstreff hatte zu der Veranstaltung eingeladen. 

Engagiert und sympathisch erzählte die gebürtige Mölbyerin über den Alltag dort. Karin betonte, dass es gut sei, trotz einer Krankheit dort zu leben. Das Motto des Hospizes ist – frei übersetzt: „Wir sollen zwar sterben, aber solange wir leben, wollen wir es uns gut gehen lassen.“

Wünsche werden kreativ erfüllt

Im Hospiz werde den zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern jeder Wunsch von den Lippen abgelesen, berichtet die Krankenschwester. Ist ein letzter Wunsch beispielsweise noch einmal Weihnachten zu feiern, „wird im Zimmer mit Bad noch einmal Weihnachten gefeiert – auch im Mai“, erzählt sie. 

Was den Wunsch nach Sonne im Freien angeht, kann die Terrassentür sogar für Betten geöffnet werden. Die Angehörigen können dort mitwohnen oder in einem der zwei Gästezimmer schlafen. 

Die Ärztinnen und Ärzte sind darauf spezialisiert, Schmerzen zu lindern, aber auch gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten bereit sind für ihre Abschiedsgespräche mit Angehörigen und Freunden. 

So manche der 30 erschienenen Mitglieder hatten Fragen oder teilten dankbar Erinnerungen an das Hospiz, wo sie ein geliebter Menschen verlassen hat.

Trost für die Hinterbliebenen

Karin Sina hat die Verantwortung für die Kindergruppe. Erfahrung mit den jungen Patienten hat sie durch ihre langjährige Arbeit für die Krebsorganisation „Kræftens Bekæmpelse“. Dadurch sind auch die Plüschtiere Theo und Thea ( Eisbären) ins Hospiz gekommen. Die Patientinnen und Patienten schlafen mit den niedlichen Begleitern und nach ihrem Tod können Kinder oder Enkelkinder mit ihnen „knuddeln“ – als Trost. „Da steckt ja so viel Liebe beispielsweise  von ihrem Opa drin“, sagt Sina. So sei es auch, wenn man ein Kissen aus einem Pullover einer oder eines Verstorbenen nähe, das Bekannte tröste, gab Karin Sina ihre Erfahrung weiter.

„Es war ein sehr emotional gefüllter Nachmittag im Haus Nordschleswig. Unter den 30 Erschienenen gab es einige stille Tränen. Es kann auch mal unter die Haut gehen. Das tut gut. Vielen Dank für diese tiefe Erkenntnis und dass es das ,Hospice Sønderjylland‘ gibt“, schließt Christa Brandt.
 

Die Geschichte der Hospiz-Arbeit in Dänemark

  • Die Hospiz-Philosophie entstand Anfang der 1960er in England. Die Ärztin Cicely Saunders gründete das St. Christopher’s Hospice und legte damit den Grundstein für die heutige Hospizbewegung und Palliativmedizin.
  • In den 1980ern gab es in Dänemark die ersten Sterbebegleitungen – zunächst zu Hause bei den todkranken Patientinnen und Patienten. Im ganzen Land entstanden nach und nach Unterstützergruppen für das Hospizwesen.
  • 1997 wurde der Freundeskreis „Hospice Sønderjylland“ gegründet. Unter anderem die Sonderburgerin Doris Ravn engagierte sich von Anfang an für eine Sterbebegleitung in der Region.
  • Beim Finanzhaushalt 2005 setzte die dänische Regierung erstmals Geld für Hospizarbeit ab. Jedes Amt sollte ein Hospiz erhalten. Vor allem dort, wo aktive Unterstützervereine existierten, entstanden Hospize, unter anderem in Svendborg und Hadersleben (Haderslev).
  • 2006 eröffneten die ersten sechs Plätze in Hadersleben, 2007 kamen sechs weitere Plätze hinzu. 2011 wurde das Haus ausgebaut und um Büro- und Gemeinschaftsräume erweitert.
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