Gesellschaft

Einsam gestorben – was dann?

Einsam gestorben - was dann?

Einsam gestorben - was dann?

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Auf dem Friedhof gibt es einen Platz für jeden Verstorbenen. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Wenn Menschen tot in ihrem Zuhause aufgefunden werden, kommen verschiedene Akteure ins Spiel. Doch es werde alles getan, damit es gar nicht erst so weit kommt, erklären Pastoren und Mitarbeiter des kommunalen Sozialdienstes. In der deutschen Minderheit komme so etwas nicht vor, berichtet eine Familienberaterin.

„Ich denke, es ist schlimm, einsam zu sterben“, sagt Pastorin Anke Krauskopf vom deutschen Gemeindeteil in Apenrade. Es komme ihres Wissens jedoch nicht vor, dass ein Mitglied auf diese Art sterbe.

Studie belegt: Alter und Einsamkeit hängen zusammen

Unter anderem aus einer Studie der Ruhr Universität Bochum geht hervor, dass es vor allem alte Menschen sind, die in Einsamkeit – und auch an Einsamkeit – sterben. Sie haben keine Familie mehr, oder die Angehörigen leben weit entfernt, sodass der persönliche Kontakt verloren gegangen ist. Meist sind diese Menschen außerdem nicht mehr mobil genug, um die Wohnung oder das Haus zu verlassen. Besuche entfallen deshalb. Oftmals ist auch der Partner verstorben. Armut sei ein weiterer Grund für ein Sterben in Einsamkeit, heißt es in der Studie außerdem.

In der Minderheit kein Problem bekannt

In der deutschen Minderheit in Nordschleswig gibt es solche Fälle allerdings nicht, wie auch Familienberaterin Jette Jannet Lizet Nielsen vom Sozialdienst Nordschleswig berichtet. „Die Menschen sind gut vernetzt, und wo Angehörige fehlen, kommen wir ins Spiel und sorgen für Kontakte“, sagt sie.

So hat der Sozialdienst unter anderem auch die sogenannten Besuchsfreunde ins Leben gerufen. Ein Angebot, das sich gegen die Einsamkeit richtet. Zusätzlich kommen die Familienberaterinnen und -berater ins Haus und stehen für Gespräche zur Verfügung.

„Wir sind in der Gemeinde sehr gut vernetzt“, meint auch Pastorin Anke Krauskopf und bestätigt das gute Miteinander und die gute Zusammenarbeit von Kirche und Sozialdienst.

37 Fälle im vergangenen Jahr

Doch es gibt diese Fälle. Meist muss die Kommune dann für die Kosten für Beerdigung oder Beisetzung aufkommen. Im vergangenen Jahr war das in der Kommune Apenrade 37-mal der Fall, wie Esben Krabbe Christiansen, Chef des kommunalen Bürgerservices, berichtet. Ob die Menschen in diesen Fällen alle in Einsamkeit verstorben sind, sei jedoch undokumentiert, erklärt er weiter.

Bei diesen Todesfällen hat die Kommune die Kosten übernommen, weil es keine Angehörigen gab, die sie hätten übernehmen können. „Meist handelt es sich um eine Beisetzung ohne Stein, in einem Teil des Friedhofes, der den ,unbekannten' Verstorbenen zugeteilt ist“, berichtet Kirsten Balleby Larsen von der Apenrader Gemeinde (Aabenraa Sogn). Und es sei immer die günstigste Bestattung, sagt sie.

Ob das im Sinne des Verstorbenen ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Das kann natürlich zu Konflikten führen, wenn der Mensch beispielsweise sehr gläubig war und ein Begräbnis gewünscht hätte.

Kirsten Balleby Larsen, Gemeinde Apenrade

„Ob das im Sinne des Verstorbenen ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Das kann natürlich zu Konflikten führen, wenn der Mensch beispielsweise sehr gläubig war und ein Begräbnis gewünscht hätte“, erklärt die Gemeindemitarbeiterin.

Meist werden solche Menschen durch Zufall gefunden, unter anderem von einem Nachbarn, dem auffällt, dass sich in der Wohnung nichts mehr regte, oder von kommunalen Mitarbeitern wie den Krankenschwestern des kommunalen Pflegedienstes, wie der Bürgerservicechef berichtet.

Dann werden automatisch die Polizei und ein Arzt eingeschaltet, um sicherzustellen, dass es sich bei dem Todesfall nicht um ein Verbrechen handelt. Ist das ausgeschlossen worden, benachrichtigen die Beamten ein Bestattungsunternehmen sowie das Nachlassgericht (skifteretten). Der Bestatter schaltet auch die zuständige Pastorin oder den zuständigen Pastor ein, wenn die oder der Verstorbene Mitglied der Volkskirche war. Bestatter oder Pastor sorgen dann für die Bestattung.

 

Mehr lesen