Restriktionen

Mehr häusliche Gewalt in der Coronazeit

Mehr häusliche Gewalt in der Coronazeit

Mehr häusliche Gewalt in der Coronazeit

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
In der „Coronazeit“ steigt die Zahl von häuslichen Gewalttaten. Das ist auch bei den Frauenhäusern zu merken. Foto: Adobe Stock

Die Anfragen, unter anderem bei Frauenhäusern, steigen. Schuld sind die Restriktionen zur Eindämmung des Coronavirus.

Häusliche Gewalt gegen Frauen

Aus einer Untersuchung der Sozialbehörde aus dem Jahr 2018 geht hervor, dass in Dänemark im Jahr 2017 etwa 38.000 Frauen körperlicher Gewalt durch ihren Lebenspartner ausgesetzt waren. Hinzu kommen eine ähnlich hohe Anzahl von Fällen, bei denen psychische Gewalt angewendet wurde.

Gleichzeitig wurden etwa 33.000 Kinder Zeugen von Gewaltanwendung gegen ein Elternteil.

Knapp 2.000 Frauen und 2.000 Kinder suchen jedes Jahr in einem Frauenhaus (Krisecenter) Hilfe, um der häuslichen Gewalt zu entfliehen.

Häusliche Gewalt gegen Frauen ist in der „Coronazeit“ ein wachsendes Problem. Die Menschen können sich aufgrund der staatlich auferlegten Restriktionen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, nicht mehr so frei bewegen. Hinzu kommt, dass es immer mehr Menschen in Dänemark gibt, die durch die Situation ihren Arbeitsplatz verloren haben. Dies ist ein Mechanismus, der vermehrt häusliche Gewalt zur Folge hat. Das berichten deutsche und dänische Medien.

Mehr Hilferufe von Frauen

Die Notruflinien, unter anderem von der dänischen Organisation für Frauenhäuser (LOKK), verzeichnen eine steigende Anzahl von Frauen, die um Hilfe bitten, wie Hanne Frederiksen, Leiterin des Apenrader Frauenhauses (Krisecenter) berichtet.

Landesweit ist die Zahl der Frauen, die sich an die Notfalltelefone oder andere Stellen wenden, steigend.

Hanne Frederiksen

„Landesweit ist die Zahl der Frauen, die sich an die Notfalltelefone oder andere Stellen wenden, steigend“, sagte sie gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Frauen, denen von ihren Lebenspartnern Gewalt angetan wird, können in Frauenhäusern Hilfe finden. Dort werden sie – und auch die Kinder – für einige Zeit aufgenommen. Ihnen wird dort geholfen, ein neues Leben aufzubauen.

Unterschiede zwischen Stadt und Land

In den ländlicheren Gebieten – wie in Nordschleswig – sei es noch nicht in einem so ausgeprägten Maße der Fall. „Hier können die Menschen sich wegen der größeren Wohnabstände noch freier bewegen, als das in den großen Städten wie Kopenhagen, Aarhus oder Odense der Fall ist“, erklärte sie den Unterschied.

Doch auch das Apenrader Frauenhaus bereitet sich auf mehr Bewohner vor. „Wenn in den anderen Aufnahmestellen im Land der Platz knapp wird, werden die Frauen bei uns untergebracht“, so Frederiksen. Und das werde nicht lange auf sich warten lassen. Damit rechnet die Leiterin fest.

Und auch die häusliche Gewalt vor Ort werde mehr werden, je länger die Restriktionen dauern, ist sie sich sicher.

Suche nach alternativen Wegen

Allerdings sind die Frauenhäuser in ihren Aufnahmekapazitäten begrenzt. Schon jetzt gebe es nicht sehr viel freie Plätze. „Wenn die vergeben sind, wird es schwer für uns, den Frauen zu helfen“, sagte die Leiterin. Dann müssen andere Wege gefunden werden, um Hilfe zu bieten. Welche Wege das sein könnten, wird derzeit in verschiedenen Organisationen untersucht.

Hanne Frederiksen hofft deshalb, dass die verschärften Vorgaben der Regierung bald gelockert werden, damit die Situation sich für die Frauen entspannen kann.

 

Frauenhäuser (Krisecenter)

In den knapp 40 Frauenhäusern im Land werden jedes Jahr etwa 2.000 Frauen und 2.000 Kinder aufgenommen, die einem Leben mit häuslicher Gewalt entkommen wollen. Dort leben die Frauen und Kinder in einer Wohngemeinschaft. Meist handelt es sich dabei um einen Zeitraum von vier Wochen bis hin zu mehreren Monaten.

Den Frauen und Kindern wird dort geholfen, ein neues Leben zu starten.

Um die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten, werden sie meist in Frauenhäusern untergebracht, die weiter entfernt vom bisherigen Wohnort liegen. Zudem sind die Häuser besonders gesichert.

Hauptsächlich arbeiten dort ehrenamtliche Helferinnen.

Das Apenrader Frauenhaus ist unter der Telefonnummer 74 62 21 17 erreichbar.

Mehr lesen
Amelie Petry, Wencke Andresen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.