Touristenattraktion
Nachtwächtertour: Eine Kanonenkugel und der Henker
Eine Kanonenkugel, 700 Eimer Abwasser und ein Henker
Kanonenkugel, 700 Eimer Abwasser und ein Henker
Bei der Nachtwächtertour erfährt der Teilnehmer vieles Wissenswertes über die Apenrader Altstadt – auf unterhaltsame Art und Weise. Auch deutsche Gäste waren dabei.
Auf dem Apenrader „Vagterplads“ trafen sich am Mittwochabend über 50 Menschen, um an der „Vagtertur“ teilzunehmen. Kurz vor 22 Uhr kamen dann zwei Nachtwächter, bewaffnet mit Laterne und Morgenstern, der früher gebraucht wurde, um „die unwilligen Bürger zur Vernunft zu bringen und ihnen den rechten Weg zu zeigen“, wie Wächter Holger Jacobsen wenig später dem Publikum erklärte.
Geschichte bei schummrigem Licht
Viele Wissenswertes berichteten die beiden freiwillig arbeitenden Nachtwächter bei immer schummriger werdendem Licht den Tourgästen – auf kurzweilige Art und unterhaltsame Weise.
So erfuhr der Teilnehmer, dass sich in der heutigen Nygade die Stadtgrenze befand und dort, in einem Haus, der Henker wohnte. „Der Beruf galt als wenig angesehen, und einen solchen Menschen wollte niemand in seiner Nähe wohnen haben“, so die Erklärung. Seine Initiale, HCR für Hans Christian Rossen, stehen immer noch am Haus. gelebt hatte er dort etwa um die 1770er Jahre.
Mit der Laterne voran führten die Wächter über Kopfsteinpflaster durch die Altstadt. Ab und an wurde an einem historischem Ort ein Halt eingelegt, und es gab Erläuterungen dazu.
Bis 1946 wurden in einer Sickergrube in der Slotsgade noch täglich 700 Eimer mit „dem entleert, was der Mensch so von sich gab“, wusste der Tourguide zu erzählen. Das sorgte, vor allem bei den jüngeren Teilnehmern, für einen „besonderen“ Gesichtsausdruck. Dort findet sich auch noch ein Haus, in dem eine alte Kanonenkugel in der Wand steckt, wussten die beiden Wächter zu erzählen.
Teilnehmer von nah und fern
Gäste der Stadtführung der besonderen Art waren neben Apenradern auch Touristen aus dem In- und Ausland. So wurden die Gäste aus Deutschland von einem der Wächter auch auf Deutsch informiert. „Leider können wir kein Dänisch, und deshalb ist es gut, dass wir auch auf Deutsch erklärt bekommen“, heißt es von der sechsköpfigen Familie Storm aus dem Hamburger Raum.
Sie hatten durch einen Aushang auf dem Campingplatz in Loddenhoi/Loddenhøj von dem Arrangement erfahren.
Über eineinhalb Stunden dauerte die Führung durch die nächtlichen Straßen Apenrades. Ein besonderer Moment war der Eintritt in den historischen Betriebshof der Orgelbauer-Firma Marcussen & Søn in der Storegade. Der liegt nämlich versteckt hinter einem großen Holztor und ist sonst nicht zugänglich.