Kirche und Glaube

Weltgebetstag mal ganz anders

Weltgebetstag mal ganz anders

Weltgebetstag mal ganz anders

Apenrade/Aabenraa
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Das Banner des diesjährigen Weltgebetstages Foto: Weltgebetstag.de

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2021 kommt die Gottesdienstordnung von Frauen des pazifischen Inselstaats Vanuatu. In Apenrade wird dieser besondere Gottesdienst in der Nicolaikirche gefeiert.

„Worauf bauen wir?“, ist das Motto des diesjährigen Weltgebetstags aus Vanuatu, dem pazifischen Inselstaat, der sicherlich nur wenigen ein Begriff sein wird. Es besteht aber am kommenden Freitag, 5. März, eine gute Gelegenheit, das Land kennenzulernen, wenn der Weltgebetstag in der Apenrader Kirchengemeinde ab 16.30 Uhr begangen wird.

Corona ändert den Ablauf

Allerdings fällt dieser besondere Gottesdienst in diesem Jahr ganz anders aus als gewohnt. Zum einen wird die Feier in die größere Nicolaikirche verlegt. In den Vorjahren traf sich der deutsche Teil der Apenrader Kirchengemeinde in der Kirche zu Hohe Kolstrup.

Zum anderen wird der Gottesdienst nur 25 Minuten dauern, weil im Anschluss auch noch die Generalversammlung des Vereins der Freunde der Breklumer Mission abgehalten wird. Darüber hinaus darf die Gemeinde die schönen Lieder aus dem pazifischen Inselstaat wegen der Corona-Beschränkungen nicht mitsingen und auch die Apenrader Weltgebetstagsgruppe konnte coronabedingt in diesem Jahr nicht zusammentreten, um den Gottesdienst gemeinsam vorzubereiten.

Das Gemälde von Juliette Pita, das in diesem Jahr das Titelfoto des Weltgebetstags ziert, mag auf den ersten Blick idyllisch anmuten. Hier hält eine Mutter ihr Kind eng an sich gedrückt. Auf den zweiten Blick sind im Hintergrund aber bedrohliche Wirbelstürme zu sehen. Das Gemälde zeigt die Situation auf Vanuatu, als der Zyklon Pam 2015 über die Inseln zog. Viele Menschen starben, noch mehr wurden obdachlos. Foto: Juliette Pita

Zwei Pastorinnen und ein Orchester

Apenrades Gemeindepastorin Anke Krauskopf hat sich deshalb zusammen mit ihrer Kollegin Cornelia Simon von der Nordschleswigschen Gemeinde, Pfarrbezirk Gravenstein (Gråsten) die schönsten und wichtigsten Stellen der Gottesdienstordnung herausgepickt, die sie dann am Freitag im Wechsel vortragen werden.

Da abzusehen war, dass die ganze Gottesdienstordnung, die die Frauen aus Vanuatu vorbereitet hatten, die Dauer eines Corona-Gottesdienstes sprengen würde, hat Pastorin Anke Krauskopf bereits an den Februar-Sonntagen ihrer Gemeinde schon einige „Weltgebetstagshäppchen“ kredenzt.

Palmen, Meer und weißer Sandstrand umsäumt die 83 Inseln, die den Staat Vanuatu ausmachen. Doch auch diese Fotoidylle trügt: Der Klimawandel ist hier ganz deutlich zu spüren und zu sehen. Luft und Wasser werden wärmer und auch der Meeresspiegel steigt an. Foto: Christoph Kirsch/Weltgebetstag.de

„Wer also an den vier Sonntagen in der Kirche war, dem wird einiges sicherlich bekannt vorkommen. Allerdings wird es auch neues geben“, verspricht die Pastorin.

Besonders feierlich wird in diesem Jahr in Apenrade auch der musische Teil. Ein kleines Orchester bestehend aus Mirko March (Orgel), Silke Schultz (Flöte), Andrea Brachwitz-Doll (Geige) und Annette Lorenzen (Gesang) hat einige der Lieder einstudiert.

Kurz-Generalversammlung im Anschluss

„Die Generalversammlung des Vereins der Freunde der Breklumer Mission wird im Anschluss abgehalten. Das bot sich einfach an, weil die meisten Vorstandsmitglieder in der hiesigen Umgebung wohnen. Die Generalversammlung muss laut Statuten abgehalten werden. Der Bericht wird ultrakurz ausfallen, weil ja wegen der Pandemie kaum etwas stattgefunden hat. Auch die Vorlage des Kassenberichtes wird erwartungsgemäß nicht viel Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Anke Krauskopf. Sie vermutet, dass dieser Teil nur wenige Minuten dauert.

Die Kollekte am Freitag wird zwischen der Breklumer Mission und Frauen- und Familienprojekten im pazifischen Raum aufgeteilt.

Plastik verboten

Vanuatu besteht aus 83 Inseln im Pazifischen Ozean und ist nordöstlich von Australien gelegen.

Das Land ist vom Klimawandel betroffen, wie kein anderes Land, und das, obwohl es keine Industrienation ist und auch sonst kaum CO2 ausstößt. 

Die steigenden Wassertemperaturen gefährden Fische und Korallen. In letzterem Fall bedeutet dies, dass die Wellen mit voller Wucht auf die Inseln treffen und sie Stück für Stück abtragen.

Stei­gende Temperaturen und veränderte Regenmuster lassen Früchte nicht mehr so wachsen wie früher. Zudem steigt nicht nur der Meeresspiegel, sondern auch die tropischen Wirbel­stürme werden stärker.

Um dem entgegenzuwirken, gilt übrigens seit zwei Jahren in Vanuatu ein rigoroses Plastikverbot. Die Nutzung von Einwegplastiktüten, Trinkhalmen und Styropor ist verboten. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Strafe von bis zu 900 Dollar rechnen.

Diese Frauen haben bei der Ausarbeitung des Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag 2021 mitgewirkt. Foto: Katja Dorothea Buck/Weltgebetstag.de

Frauen haben nichts zu sagen

Doch nicht alles in dem Land ist so vorbildlich. So sitzt im vanuatuischen Parlament keine einzige Frau, obwohl sich 15 im Jahr 2020 zur Wahl stellten. Frauen sollen sich „lediglich“ um das Essen, die Kinder und die Pflege der Seniorinnen und Senioren kümmern.

Auf sogenannten Mammas-Märkten ver­kaufen viele Frauen das, was sie erwirtschaften können: Gemüse, Obst, gekochtes Essen und einfache Näharbeiten. So tragen sie einen Großteil zum Familieneinkommen bei.

Die Entscheidungen treffen dennoch die Männer, denen sich Frauen traditionell unterordnen müssen. Machen Frauen das nicht, drohen ihnen auch Schläge. Das belegt die einzige Studie über Gewalt gegen Frauen in Vanuatu, die 2011 durchgeführt wurde: 60 Prozent der befragten 2.300 Frauen gaben demnach an, dass ihr Mann schon einmal ge­walttätig geworden sei.

Mit seiner Projektarbeit unterstützt der Weltgebetstag Frauen und Mädchen weltweit: Zum Beispiel im pazifischen Raum, auch auf Vanuatu. Dort lernen Frauen sich über Medien eine Stimme zu verschaffen, damit ihre Sichtweisen und Probleme wahrgenommen werden. Oder in Indonesien, wo Frauen neben ökologischem Landbau lernen, welche Rechte sie haben und wie sie um deren Einhaltung kämpfen.

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