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Wunsch-Boot nimmt auf dem Dachboden Form an

Wunsch-Boot nimmt auf dem Dachboden Form an

Wunsch-Boot nimmt auf dem Dachboden Form an

Hostrupholz/Hostrupskov
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Gunnar Pedersen (r.) steht an der Form, die dem Boot später sein Aussehen geben wird. Ejnar Callesen (l.) und Gunnar Jepsen präsentieren die Baupläne in Originalgröße. Foto: Karin Riggelsen

In der Werkstatt von Ejnar Callesen wird das Versprechen von Gunnar Jepsen eingelöst. Der hatte seinem Namensvetter Gunnar Pedersen an seinem Geburtstag versprochen, ein besonderes Boot für ihn zu bauen.

Das laute, durchdringende und in den Ohren schmerzende Sirren einer Kreissäge ist derzeit des öfteren in der Werkstatt von Ejnar Callesen zu hören. Zusammen mit Gunnar Jepsen steht er an der großen Maschine. Mit kräftigen Händen halten sie ein langes Holzstück und schieben es dem sich drehenden Sägeblatt entgegen. Langsam fressen sich die Zähne der Säge in das harte Eichenholz. Die Zähne sind nicht zu erkennen, so schnell dreht sich das maschinengetriebene Blatt.

Das etwa dreieinhalb Meter lange Stück wird einmal der Kiel eines Bootes sein, an dem die beiden arbeiten. Es ist nicht irgendein Boot, das die gelernten Handwerker bauen wollen. Es ist ein Geburtstagsgeschenk – und auch ein Versprechen.

Gemeinsam schieben die Hobby-Bootsbauer Ejnar Callesen (vorn) und Gunnar Jepsen das Eichenholz in die Kreissäge. Das Stück wird einmal der Kiel der Jolle. Foto: Karin Riggelsen

Geschenk zum Geschenk machen

Gunnar Pedersen, ein engagierter Apenrader, der sich in seinem nunmehr 90-jährigen Leben mit viel Kraft und Zeit für die maritime Entwicklung der Fördestadt eingesetzt hat, wünschte sich zu seinem jüngsten Geburtstag, den er übrigens im September auf der historischen Werft auf Kalö (Kalø) feierte, eine Jolle. Die will er der  Apenrader Wrigge Gilde (Aabenraa Vrigge Laug), die er mitbegründet hat, zum Geschenk machen.

Deshalb, so sein Vorschlag an seine Gäste, sollten sie keine Blumen oder Weinflaschen mitbringen, sondern Spenden – und zwar für den Bau seiner Wunschjolle. Beim Geburtstag war eben auch Gunnar Jepsen zugegen, und der versprach Pedersen an diesem Tag, ihm das Boot zu bauen – kostenlos natürlich, für den guten Zweck, wie der inzwischen pensionierte Handwerker meinte.

Erfolgreicher Spendenaufruf und unerwartete Hilfe

Der Spendenaufruf des rüstigen und immer noch sehr engagierten Gunnar Pedersen hatte Erfolg. Das Geld für das Material kam zusammen, und Jepsen konnte loslegen. Eins fehlte jedoch: ein Platz, um das Boot zu bauen. Ein guter alter Bekannter von Gunnar Pedersen kam ins Spiel. Ejnar Callesen hat eine große Werkstatt am Varnæsvej, wo auch seine Firma, ein Bauunternehmen, ihren Sitz hat. „Dort unter dem Dach ist genügend Platz, und ihr könnt meine Maschinen und Geräte benutzen“, bot er an.

Unter dem Dach der Werkstatt von Callesen nimmt der Bau Form an. Anpacken tun alle. Foto: Karin Riggelsen

Das Angebot käme nicht von ungefähr, erklärt Callesen. „In der Werkstatt wurden schon vor 20 Jahren, damals hatte mein Vater noch den Betrieb, Jollen gebaut. Einer unserer Gesellen war Bootsbauer und hat die kleinen Boote als Auftragsarbeiten nach Feierabend gebaut“, erinnert sich der Handwerksmeister, der dem Gesellen beim  Bau unter die Arme griff.

Mit dem Bau der Jolle wolle er allerdings nichts zu tun haben, erzählt Gunnar Pedersen. „Aber er kann seine Hände einfach nicht still halten“, grinst Pedersen, und so hat Jepsen nicht nur Gunnar Pedersen als Helfer, sondern auch den Werkstattinhaber Callesen, der sich auch des Zuschnitts des Jollenkiels angenommen hat.

Rechts vom Boot liegen schon die Lerchenbretter, die später den Rumpf des Bootes bilden werden. Das Holz dieser Baumart ist sehr harzhaltig und imprägniert das Holz auf natürliche Weise. Foto: Karin Riggelsen

Vorbild aus Schweden gefunden

Gebaut wird die Jolle, die 3,60 Meter lang werden soll, tatsächlich unter dem Dachfirst der Werkstatt. Dort ist genügend Platz, um die Jolle zu fertigen, „und es ist wettergeschützt“, stellt Pedersen fest. Da die drei Männer nicht mehr zur jungen Generation gehören, wie sie einmütig zugeben, sei das ein großer Vorteil – für das Boot und sie selbst.

Kürzlich haben die drei mit der Fertigung begonnen.  Holzschablonen lassen die Konturen des Bootes schon erahnen. Die Holzplanken aus Lärche liegen schon auf dem Boden bereit. Sie sollen später den Rumpf bilden. „Lärchenholz ist am besten für diesen Zweck geeignet“, erklärt Ejnar Callesen. Es beinhalte viel Harz, und das konserviere gut, so die Begründung zur Holzwahl.

Ejnar Callesens hat seine Werkstatt zur Verfügung gestellt. Eigentlich hatte er gesagt, nicht mit anpacken zu wollen. Aber er könne seine Hände nicht still halten, erklärt Gunnar Pedersen. Foto: Karin Riggelsen

Pedersen, Jepsen und Callesen haben sich inzwischen viel mit dem Thema Bootsbau beschäftigt. Sie haben Literatur gewälzt und nach einem guten Modell gesucht. Dabei sind sie auf den schwedischen Bootsbauer Frederik Henrik Chapman gestoßen. Er hat Ende des 17. Jahrhunderts ein kleines Beiboot entwickelt, das den Vorstellungen der drei Jollen-Enthusiasten entsprach.

Bekannt aus historischem Umfeld

Der frühere Schiffsingenieur Karl Lildholdt wurde – im wahrsten Wortsinne – mit ins Boot geholt. Die Männer kennen sich aus dem „Aabenraa Byhistorisk Forening“.  Er stellte aus den historischen Zeichnungen von Chapman Bauvorlagen her, die in Originalgröße ausgedruckt wurden. Sie dienen als Vorlagen und Schablonen, um die benötigten Holzstücke zurechtzuschneiden.

Schablonen geben die Form an, die später aus dem Holz geschnitten werden. Foto: Karin Riggelsen

Nun treffen sich die drei Hobby-Bootsbauer in regelmäßigen Abständen, tischlern und konstruieren an der Jolle, die nach historischem Vorbild entstehen soll. Zur Befestigung der Beplankung liegen schon Kupfernägel bereit. Die sollen mit speziellen historischen Hämmern eingeschlagen werden.

Wichtig: Arbeit und Geselligkeit

Wie lange der Bau dauern wird, weiß Gunnar Pedersen nicht. „Wir werden sicher so einige Stunden in der Werkstatt verbringen“, meint er verschmitzt. Doch das stört die Männer nicht. „Wir sind gerne zusammen, und zu schnacken gibt es auch immer was“, findet Jepsen und spielt damit auf die Zeit an, in der sie nicht an der Jolle bauen, sondern in der kleinen Küche der Werkstatt sitzen, einen Kaffee trinken und mit Genuss Kekse dazu verspeisen. „Auch das Soziale ist doch wichtig“, stellt Gunnar Pedersen zustimmend fest.

Im kommenden Jahr soll das speziell für das Wriggen konzipierte Boot zu Wasser gelassen werden und seine Jungfernfahrt im Wasser des Apenrader Hafens haben.

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