Grenzland

Flensburg: Seit 100 Jahren liegt Dänemark auch am Nordergraben

Flensburg: Seit 100 Jahren liegt Dänemark auch am Nordergraben

Seit 100 Jahren liegt Dänemark auch am Nordergraben

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Flensburg/Apenrade
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Kim Andersen, Königin Margrethe II.
Kim Andersen konnte auch Königin Margrethe II. bereits am Nordergraben begrüßen. Foto: Königlich Dänisches Generalkonsulat

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1920 wurde die Grenze festgelegt, zwei Jahre später war die „Burg“ mitten in Flensburg bezugsbereit. Vor allem ist das Generalkonsulat Anlaufstelle der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Doch egal, ob Politikerinnen empfangen oder verirrten Krankenhauspatienten geholfen wird: Das Team in der Villa mit der Aussicht steht bereit.

Nur neun Tage nachdem Dänemarks damaliger Staatsminister Niels Neergaard in Düppel (Dybbøl) am 11. Juli 1920 eine viel zitierte Rede über die Däninnen und Dänen, die in Südschleswig und somit im Deutschen Reich verbleiben würden, gesprochen hatte, richtete Dänemark ein Konsulat am Rathausmarkt in Flensburg (Flensborg) ein.

Am 7. Oktober 1920 trat dann der erste Konsul sein Amt an. Er hatte drei Aufträge erhalten: Die Maßnahmen der deutschen Behörden in Bezug auf die dänische Minderheit zu überwachen, die Minderheit zu beobachten und zu unterstützen – und ein geeignetes Gebäude zu finden, in dem das Konsulat dauerhaft untergebracht werden kann.

Dänisches Generalkonsulat Flensburg
Das Generalkonsulat des Königreichs Dänemark in Flensburg liegt seit 1922 am Nordergraben 19. Foto: Dänisches Generalkonsulat Flensburg

Dänemarks diplomatische Vertretung zieht in eine „Burg“ ein

Wie der heutige Generalkonsul Kim Andersen berichtet, fand er es in Form der Villa „Burg Schöneck“ an der Adresse Nordergraben 19.

Der Eigentümer, Ratsherr Matthias Hübsch, hatte das Anwesen in zwei Etappen erbaut, die erste 1883-84 und eine größere Erweiterung 1896-1905, bei der zunächst ein Treppenturm im Norden und dann ein zusätzlicher Flügel im Süden hinzugefügt wurde.

Nachdem das Außenministerium „Burg Schöneck“ am 1. Oktober 1921 erworben hatte, wurde der Architekt Andreas Dall damit beauftragt, die Villa umzubauen und für ihren neuen Zweck fit zu machen.

Vor 35 Jahren zum Generalkonsulat hochgestuft

Am 31. März 1922 wurde das Gebäude dann als neues dänisches Konsulat mit Büros im Erdgeschoss und Wohnungen im ersten und zweiten Stock eröffnet.

Einige um die Villa platzierte Gebäude wurden noch verkauft, so Stall und Kutschenhaus und das Getreide- und Futtermittellager.

65 Jahre später, am 1. Januar 1987, wurde das Konsulat dann in den Status eines Generalkonsulats erhoben.

„Im Laufe der Zeit hatten sich vor allem die Anforderungen an die Sicherheit und die Bürobedingungen geändert“, weiß Andersen – weshalb vor allem 1990-91 umfassend renoviert wurde.

„Die repräsentativen Räume im ersten Stock der Residenz hingegen sehen nach einer gründlichen Restaurierung und Modernisierung im Jahr 2018 noch genauso aus wie zur Zeit des ersten Konsuls“, berichtet Andersen.

Minderheit, große Politik und kleine Hilfestellungen: Ein bunter Strauß an Aufgaben

„Heute fungiert das Generalkonsulat in Flensburg als Dänemarks Vorposten in Norddeutschland“, so der Generalkonsul.

Es gehört zu den Aufgaben des Generalkonsulats, die Minderheit, ihre Bedingungen und ihre Arbeit sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verfolgen und regelmäßig Berichte über diese und andere wichtige Angelegenheiten im Grenzland zu veröffentlichen, die für Dänemark von Interesse sein könnten.

Darüber hinaus wird ein enger Kontakt zu den administrativen und politischen Behörden auf kommunaler und Landesebene in Schleswig-Holstein gepflegt.

Außerdem nimmt das Generalkonsulat eine Reihe von offiziellen Aufgaben wahr.
Zum Beispiel das Ausstellen von:

  • Reisepässen
  • Visa für visumpflichtige Ausländerinnen und Ausländer in Grönland und auf den Färöern
  • Aufenthaltsgenehmigungen, z. B. für dänische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Südschleswig, die einen Schul- oder Ausbildungskurs in Dänemark besuchen
  • Meldungen zu Todesfällen und Unfällen unter dänischen Bürgerinnen und Bürgern.

Schließlich erhält das Generalkonsulat Anträge auf die dänische Staatsbürgerschaft von hauptsächlich dänischsprachigen Südschleswigerinnen und Südschleswigern.

Außerdem gibt es eine Reihe von offiziellen Aufgaben, die sehr breit gefächert sind. Beispiele sind Vaterschafts-, Adoptions- und Erbschaftsfälle, Todesfälle, Inkassofälle und Hilfe für dänische Gerichte sowie für psychiatrische Patienten, die sich verlaufen haben – und viele weitere Fälle, die das deutsch-dänische Leben bereithält.

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