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Himmelfahrt: Ein Feiertag – unterschiedliche Traditionen

Himmelfahrt: Ein Feiertag – unterschiedliche Traditionen

Himmelfahrt: Ein Feiertag – unterschiedliche Traditionen

shz.de/kj
Apenrade/Flensburg
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Die neue Reform könnte beinhalten, dass Jugendliche unter 18 Jahren kein Bier kaufen dürfen. Foto: Unsplash/Wil Stewart

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Himmelfahrt ist sowohl in Dänemark als auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. Dennoch wird die Rückkehr Jesu Christi in den Himmel in beiden Ländern unterschiedlich gefeiert.

40 Tage nach Ostersonntag wird in Dänemark und Deutschland Himmelfahrt gefeiert. Der Tag, an dem die Christen der Rückkehr Jesus zu Gott gedenken, ist in Deutschland auch als Vatertag bekannt.

Manche Väter erhalten kleine Geschenke aus der Familie. Aber in Deutschland steht an diesem Tag nicht die Familie im Vordergrund. Traditionell sieht man am Vatertag kleinen Gruppen durch die Dörfer ziehen – zum Teil kostümiert, häufig bester Laune und oft auch sichtbar alkoholisiert. Ums Vatersein geht es ihnen zumeist nicht, denn auch Junggesellen mischen ordentlich mit.

Aber woher kommt dieser Brauch?

Was es mit dieser Tradition auf sich hat, weiß vermutlich niemand. Immerhin gibt es verschiedene Erklärungsversuche:

Jesus kehrt zu seinem Vater zurück

 
Christi Himmelfahrt bezeichnet wortwörtlich das „Auffahren“ von Jesus Christus in den Himmel. (Symbolbild) Foto: unsplash.com/Hermann Stamm

Am Himmelfahrtstag kehrt nach christlichem Verständnis Gottes Sohn zu seinem Vater in den Himmel zurück und nimmt „zur Rechten Gottes“ seinen Platz ein. „Wenn das kein Feiertag für Herren ist!“, mögen sich da einige Männer gedacht haben, denen das heidnische Brauchtum ihrer germanischen Vorfahren noch in den Knochen steckte.

Bei den Germanen war es nämlich Sitte, einmal im Jahr zu Fuß um das Grundeigentum zu wandern, ansonsten wäre es nach damals geltendem Recht futsch gewesen. Der regelmäßig 40 Tage nach Ostersonntag wiederkehrende, planbare Himmelfahrtstag bot nun den Herren der Schöpfung einen guten Anlass, sich zuverlässig zu einem Rundgang zu verabreden. Also fanden die traditionellen Flurbegehungen am Himmelfahrtstag statt. Und so ist es bis heute geblieben,

Die Apostel und das Weihwasser

Weihwasser wurde vermutlich irgendwann durch Alkohol ersetzt. (Symbolbild) Foto: Unsplash/Shalone Cason

Eine andere Erklärung nimmt die fröhlichen Apostel-Prozessionen des Mittelalters in den Fokus: Gut gelaunte Christen erinnerten mit Fußmärschen an den Weg der Jünger Jesu zu dem Ort, an dem der Messias schließlich in den Himmel aufstieg. Gut möglich, dass dabei irgendwann irgendjemand das Weihwasser durch Alkohol ersetzte. Jedenfalls ging vielerorts der religiöse Bezug verloren. Das fröhliche Beisammensein trat in den Vordergrund.

Seltene Freizeit wurde in Rudeln genossen

Im 19. Jahrhundert feierten die Fabrikarbeiter Christi Himmelfahrt meist mit den Kollegen. (Symbolbild) Foto: Pexels/Cottonbro

Viel später, in den Zeiten der Industrialisierung, blieb nicht mehr viel Raum für Feierlichkeiten. Den meisten hart schuftenden Fabrikarbeitern des 19. Jahrhunderts mag der Himmelfahrtstag in erster Linie wie ein „Geschenk des Himmels“ vorgekommen sein – ein freier Tag mitten in der Woche! Denn: Der 40. Tag nach Ostersonntag ist immer ein Donnerstag.

Das Glück dieser seltenen Freizeit genossen die Männer in Rudeln, gern auch enthemmt und alkoholisiert. Findige Unternehmer witterten gute Geschäfte und luden zur Herrenpartie im Pferdefuhrwerk ein. Damit waren die sogenannten „Schinkentouren“ erfunden und erfreuten sich schnell großer Beliebtheit – vielleicht auch, weil Frauen dabei nicht zugelassen waren. Die Männer blieben unter sich.

Vatertag in Dänemark

In Dänemark gibt es auch einen Vatertag, dieser ist allerdings erst am 5. Juni und wird als Tag mit der Familie betrachtet. Väter in Nordschleswig können aber natürlich auch zu Christi Himmelfahrt den deutschen Vatertag und am 5. Juni den dänischen feiern.
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