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Unter Drogen über die Grenze: Polizei stoppt fast täglich Autos

Unter Drogen über die Grenze: Polizei stoppt fast täglich Autos

Unter Drogen: Polizei stoppt fast täglich Autos an Grenze

Fröslee/Frøslev
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Als Staatsbürgerin oder Staatsbürger Dänemarks kann man nicht einfach die deutsch-dänische Grenze überqueren und das Rauschmittel legal kaufen (Archivfoto). Foto: Adobestock

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Bei den Stichprobenkontrollen an der Grenze werden immer wieder Autofahrerinnen und Autofahrer unter Drogeneinfluss entlarvt. Die Regelmäßigkeit lässt auf ein Problem im Straßenverkehr und in der Gesellschaft im Allgemeinen schließen. Was sagt die Polizei dazu?

Kürzlich gab es wieder drei Fälle. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Ausländerkontrollabteilung (Udlændingskontrolafdeling/UKA) an der deutsch-dänischen Grenze nicht eine Drogenfahrt bei der Einreisekontrolle aufdeckt.

Ein positiver Drogenschnelltest bei einem Sonderburger, Jahrgang ’99, nachweisbarer Haschischkonsum bei einem Dänen, Jahrgang ’04, sowie Kokaineinfluss bei einer Landsfrau, Jahrgang ’01, war die Ausbeute. Bei der Frau wurden laut eines UKA-Sprechers zudem 3,2 Gramm der Droge Skunk sowie verschreibungspflichtige Medizin gefunden.

Die Grenzkontrollen sind seit Jahren umstritten, behindern sie doch die freie Fahrt, wie sie das Schengenabkommen der EU eigentlich vorsieht. Die Stichprobenkontrollen haben in Sachen Drogen- und Alkoholfahrten allerdings einen entlarvenden Nebeneffekt.

„Wenn man auf die festgestellten Drogenfahrten der vergangenen Jahre schaut, dann lag die Zahl zwischen 1.200 und 1.500. Es waren erheblich mehr Fälle als bei Alkohol am Steuer“, erwähnt Reinholdt, Leiter der Verkehrsabteilung der Polizei für Südjütland und Nordschleswig

Werte der Grenzkontrolle: Indikator und gar Multiplikator?

Vergleicht man die statistischen Zahlen im gesamten Polizeikreis Süddänemark bestehend aus acht Kommunen, dann sticht ins Auge, dass der Anteil der registrierten Drogen- und Alkoholfahrten an den Grenzübergängen verhältnismäßig hoch ist und Apenrade als Grenzkommune die Statistik entsprechend „anführt".

Laut  Daten der Polizei sind 2022 rund ein Viertel aller Drogen- und Alkoholfahrten an der Grenze entlarvt worden. 439 von insgesamt 1.677 Verstößen sind an den Grenzübergängen festgestellt worden. Der Anteil der Alkoholfahrten ist mit 27 Fällen verhältnismäßig gering. Die Kontrollzahlen an der Grenze sind erst seit Kurzem als gesonderter Wert aufgeführt.

Die Zahlen in der gesamten Kommune Apenrade mit den Grenzkontrollstellen in Fröslee (Frøslev), Pattburg (Padborg) und Krusau (Kruså) sind seit 2019 hingegen steigend und lagen 2022 bei fast 600.

Knud Reinholdt, Leiter der Verkehrsabteilung bei der Polizei Südjütland und Nordschleswig Foto: Ute Levisen

Kommentar

Die Grenzdaten scheinen ein Indiz dafür zu sein, dass bei entsprechend höherer Kontrollintensität im gesamten Polizeikreis viel mehr Drogenfahrten entlarvt werden könnten. Es stellt sich die Frage, ob es ein großes und entsprechend gefährliches  Drogenproblem auf den Straßen gibt. Auch die Frage drängt sich auf, ob Drogenkonsum ein generell wachsendes Problem in der Gesellschaft ist, wenngleich die Zahl mit Drogeneinfluss im Straßenverkehr in Süddänemark gefallen ist.  2020 gab es 1.951 Fälle im Gegensatz zu 1.677 im Jahr 2022.

Die jüngste Statistik über Drogenfahrten sei nicht zwangsläufig ein Beleg für ein zunehmendes Problem.

„Mit den Drogenschnelltests, mit denen wir vor einigen Jahren ausgestattet wurden, kann Drogeneinfluss leichter und schneller festgestellt werden. Das schlägt sich in der Statistik nieder“, so Reinholdt.

Fahrtüchtigkeit kontra Drogenwert

Auto fahrend verstößt Mann oder Frau gegen das Gesetz und hat Konsequenzen zu tragen, wenn Drogen- oder Alkoholwerte oberhalb der Bagatellgrenze liegen.

Das Fahren unter Alkoholeinfluss ist nachgewiesenermaßen gefährlich. Der Promillewert gibt darüber Ausschluss.

Das Konsumieren bestimmter Drogenarten schränkt die Fahrtüchtigkeit nicht automatisch ein. Konsequenzen haben der Fahrer oder die Fahrerin dennoch zu fürchten.

Das ist zum Beispiel beim THC-Wert (Tetrahydrocannabinol) der Fall, der sich durch den Konsum von Cannabis ableiten lässt.

„Wenn jemand Tage zuvor einen oder mehrere Joints geraucht hat, dann ist der THC-Wert beim Drogenschnelltest meist immer noch hoch", erklärt Knud Reinholdt.

Beratung anbieten

„Stoßen wir auf solche Drogen- oder auch Alkoholfahrerinnen und -fahrer, dann fragen wir sie, ob wir den Vorfall an die Sucht- und Drogenstelle für eine nachfolgende Beratung weitergeben können. Viele lehnen das ab, weil sie überzeugt sind, kein Problem zu haben. Immerhin 16 Prozent haben diesem Angebot vergangenes Jahr aber zugestimmt. Das klingt nicht nach viel, wenn es aber gelingt, mit dieser Vorgehensweise nur ein Prozent vom Drogen- oder Alkoholmissbrauch wegzubekommen, dann ist das viel wert“, so der erfahrene Polizeibeamte.

Aufklärung das A und O

Knud Reinholdt, weist nicht von der Hand, dass auf den Straßen Dänemarks bei einer Kontrollintensität wie an der Grenze womöglich viel mehr Drogeneinfluss bei Autofahrenden festgestellt werden würde.

Solch eine Kontrollintensität sei allerdings nicht leistbar. Es bleibe daher wichtiger denn je, dem Drogenkonsum generell mit Kampagnen entgegenzuwirken. „Wir arbeiten da mit Kommunen zusammen“, so der Abteilungschef.

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