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Geburten liegen im Trend – nur nicht in Nordschleswig

Geburten liegen im Trend – nur nicht in Nordschleswig

Geburten liegen im Trend – nur nicht in Nordschleswig

Ritzau/kj
Kopenhagen/Apenrade
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Die Restriktionen während der Corona-Krise könnten ein Grund dafür sein, dass sich die Menschen in Dänemark mehr auf ihre Familie konzentriert haben (Archivbild). Foto: Tim Bish/Unsplash

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Zum ersten Mal seit vier Jahren sind 2021 wieder mehr Kinder geboren worden. Dies geht aus neuen Zahlen der dänischen Statistikbehörde hervor. Im Krankenhaus Sønderjylland ist von steigenden Geburtenzahlen jedoch keine Rede.

Nachdem die Zahl der Neugeborenen vier Jahre lang kontinuierlich zurückgegangen war, stieg sie im vergangenen Jahr an. 2021 wurden landesweit 63.473 Kinder geboren, 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dies geht aus neuen Zahlen hervor, die Danmarks Statistik am Dienstag veröffentlicht hat.

Søren Ziebe, Professor für Fruchtbarkeit am Rigshospitalet in Kopenhagen, begrüßt die neuen Zahlen.

„Es ist toll, dass mehr Kinder geboren werden. Aber wir müssen schauen, ob sich dies in den kommenden Jahren wiederholt, wenn wir glauben sollen, dass sich die Einstellung geändert hat“, sagt er.

Im Jahr 2021 wurden pro Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren 1,7 Kinder geboren. Im Jahr davor waren es noch 1,6 Kinder pro Frau.

Kein Anstieg in Nordschleswig

Für Nordschleswig scheint dieser Trend allerdings nicht zu gelten. Auf Anfrage des „Nordschleswigers“ teilte ein Sprecher des Krankenhauses Sønderjylland mit, dass im Jahr 2021 genauso viele Kinder geboren wurden wie 2020.

Damit die Bevölkerung in einem Land stabil bleibt (ohne Zuwanderung), müssen durchschnittlich 2,1 Kinder pro Frau geboren werden.

Søren Ziebe will nicht über die Gründe für den Anstieg im vergangenen Jahr spekulieren. Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen können, sagt er.

Corona als mögliche Ursache

Er glaubt jedoch, dass dies eher auf die Corona-Pandemie als auf eine allgemeine Einstellungsänderung zurückzuführen ist.

„Wir müssen aufpassen, dass wir den Anstieg nicht überinterpretieren. Das ist ein ziemlich schneller Anstieg im Vergleich zum vergangenen Jahr. Meiner Meinung nach deutet das weniger auf eine Änderung der Einstellungen hin, als vielmehr darauf, dass wir uns durch Corona in dieser Situation befunden haben“, sagt er.

Die Reiseaktivität hat abgenommen, die Menschen waren mehr zu Hause und hatten mehr Zeit und Muße für Familie und ihren Partner.

Anja Pindborg, Leiterin einer Fertilitätsklinik

Anja Pindborg ist medizinische Leiterin der Fertilitätsklinik im Rigshospitalet. Sie glaubt, dass die Lockdowns aufgrund von Corona ihre Spuren in den Zahlen hinterlassen haben könnte.

„Die Reiseaktivität hat abgenommen, die Menschen waren mehr zu Hause und hatten mehr Zeit und Muße für Familie und ihren Partner. Das könnte durchaus einen Einfluss haben“, sagt sie.

Frauen wollen erst spät Nachwuchs

Allerdings bekamen Frauen nicht in allen Altersgruppen mehr Kinder. Bei den 20- bis 24-Jährigen ist die Fruchtbarkeitsrate – die Zahl der pro Frau geborenen Kinder – das fünfte Jahr in Folge gesunken.

Die Menschen wollen länger in der Ausbildung bleiben, und sie wollen die Freiheit haben, nicht zu früh Kinder zu bekommen.

Anja Pindborg, Leiterin einer Fertilitätsklinik

Anja Pindborg glaubt, dass der anhaltende Rückgang auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie junge Menschen heute ihr Leben organisieren.

„Der aktuelle Trend geht dahin, Kinder nicht so früh zu bekommen. Die Menschen wollen länger in der Ausbildung bleiben, und sie wollen die Freiheit haben, nicht zu früh Kinder zu bekommen“, so Pindborg.

Anstieg bei Familien mit drei Kindern

Der größte Anstieg der Neugeborenen ist bei Müttern zu verzeichnen, die ihr drittes Kind bekommen haben. Im Jahr 2021 wurden 9,6 Prozent mehr von ihnen geboren als im Jahr zuvor.

Anja Pindborg zufolge ist dies auf das Wirtschaftswachstum und die Priorisierung der Familie zurückzuführen.

„Wirtschaftlich laufen die Dinge gut. Corona hatte nicht die befürchteten negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Es ist wahrscheinlich auch ein Ausdruck der Tatsache, dass die Menschen nicht mehr so viel außer Haus arbeiten, sodass das Familienleben mehr im Vordergrund steht“, sagt sie.

Das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes lag im vergangenen Jahr bei 29,8 Jahren.

Das Durchschnittsalter von Vätern bei der Geburt ihres ersten Kindes liegt bei 31,5 Jahren.

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