Gesundheit

Masern: Vorsicht statt Kontrolle

Masern: Vorsicht statt Kontrolle

Masern: Vorsicht statt Kontrolle

Jon Thulstrup / Sara Wasmund
Nordschleswig
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Impfen schützt gegen Krankheiten – und ist dennoch umstritten Foto: Keystone / Ritzau Scanpix

Seit Jahresanfang häufen sich die Fälle von Masern-Erkrankungen in Dänemark. Sollten Eltern von Säuglingen eine Impfung vorziehen? „Der Nordschleswiger“ hat mit Verantwortlichen gesprochen.

Seit dem Jahresanfang sind in Dänemark sieben Fälle von Erkrankungen mit hochansteckenden Masern festgestellt worden. Betroffen waren nicht geimpfte Erwachsene sowie Kinder bis zum Säuglingsalter. Im Impfprogramm des dänischen Gesundheitswesens werden Kinder ab dem 15. Lebensmonat gegen Masern geimpft. Die Impfung kann in besonderen Fällen jedoch vorgezogen werden. Doch sollten Eltern eine solche Impfung aus Vorsicht vorziehen? Nein, meint der praktizierende Arzt aus Hadersleben, Hans-Iver Kley.

„In meiner Klinik halten wir uns an die Empfehlungen des Seruminstitutes. Diese halten nach wie vor an den Angaben ab dem 15. Lebensmonat fest“, so Kley. Natürlich gebe es ihm zufolge einige besondere Umstände, wo ein Vorziehen einer Impfung empfehlenswert sei.

Vorzeitige Impfung nur in Ausnahmefällen

„Wenn man nun mit seinem Kind gen Süden oder Osteuropa fliegen sollte, oder wenn im Kindergarten der Verdacht einer Masern-Erkrankung gewesen ist, dann kann eine vorzeitige Impfung eine gute Idee sein“, so der Arzt. Bisher halten sich die Anfragen besorgter Eltern ihm zufolge in Grenzen.

Masern seien, wie er betont, „wahnsinnig ansteckend“. Die Krankheit kann sich mit der Luft, die wir atmen, verbreiten. „Im Normalfall haben wir jährlich sechs bis acht Fälle in Dänemark, und meist haben sich die betroffenen Personen im Ausland angesteckt. In diesem Jahr haben wir Fälle erlebt, wo sich die Personen in Dänemark angesteckt haben. Das kommt selten vor“, so Kley. Vor einigen Jahren waren Masern ihm zufolge eine normale Kinderkrankheit, mit Fieber und dem typischen roten Hautauschlag. „In wenigen Fällen können Komplikationen auftreten“, erklärt er.

So sehen sie aus, die Masern-Viren Foto: Kateryna Kon / Ritzau Scanpix

Die deutschen Kindergärten in Nordschleswig verfolgen die Entwicklung aufmerksam, sagt der Kindergärten-Bereichsleiter des Deutschen Schul- und Sprachvereins, Stefan Sass. „Weder von den zuständigen Kommunen noch von den Vorständen der Kindergärten gibt es bislang die Vorschrift, dass eine Impfpflicht für Kinder besteht, damit diese in den Kindergarten kommen dürfen. Aufgrund der Situation und je nachdem, wie sich die Lage in Dänemark entwickelt, werden wir in Zukunft aber sicher darüber reden.“

Bislang wird bei den Kindern der deutschen Institutionen bei Aufnahme erfragt, ob eine Impfung vorliegt oder nicht. „Das ist aber keine Kontrolle“, so Sass. Man werde die Entwicklung im Auge behalten und gegebenenfalls reagieren.

„Impfen nur gegen ernstzunehmende Krankheiten"

Auch der Abteilungsleiter des staatlichen Seruminstitutes, Peter H. S. Andersen, würde von einem Vorziehen der Impfung bei Kindern abraten. Es sei denn, dass im Lokalgebiet ein Masern-Fall festgestellt wird. „Zieht man eine Impfung vor, dann muss man vor dem vierten Lebensjahr seines Kindes, um eine Wirkung zu erzielen, ein zusätzliches Mal zum Arzt“, so Andersen.

Die Impfung sei ein kostenloses Angebot an alle Bürger. „Bei Kindern ist es den Eltern überlassen, ob sie geimpft werden sollen oder nicht. Meine persönliche Haltung ist, dass die Vorteile einer Impfung die Nachteile übertreffen“, betont er und ergänzt: „In Dänemark impfen wir nur gegen ernstzunehmende Krankheiten. Deshalb ist es sinnvoll, sein Kind zu impfen.“

Gilt dies auch für den älteren Teil der Gesellschaft? „Für Bürger, die vor 1974 geboren wurden, wird eine Impfung wenig Sinn ergeben. Die hatten im Kindesalter schon Masern, wo eine solche Erkrankung gang und gäbe war.“ Andersen erklärt, dass man in Dänemark ab 1986 gegen Masern impfte. „Wenn man nun zwischen 1975 und 1986 geboren wurde und als Kind nicht die Krankheit hatte, dann kann eine Impfung sinnvoll sein“, so Andersen.

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