Vorwürfe gegen Ambulance Syd

„Wir wurden im Stich gelassen“

„Wir wurden im Stich gelassen“

„Wir wurden im Stich gelassen“

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Apenrade/Aabenraa
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Gegen den Bios-Nachfolger Ambulance Syd werden schwere Vorwürfe erhoben. Foto: Claus Fisker / Ritzau Scanpix

Ein ehemaliger Bios-Rettungssanitäter erhebt den Vorwurf, bei Ambulance Syd rausgeekelt worden zu sein, um Platz für Falck-Mitarbeiter zu machen.

„Uns wurde versprochen, dass wir uns um unsere Arbeit keine Sorgen machen müssten“, erklärt der ehemalige Bios-Rettungssanitäter Dietmar Gerhardt  dem „Nordschleswiger“. „Doch das stimmte nicht.“

Der aus Kropp bei Schleswig stammende Gerhardt hatte einen „guten Job“ in Deutschland, als das Rettungsunternehmen Bios 2015 in deutschen Zeitungen neue Rettungssanitäter für ihren Notfalldienst in Süddänemark anwarb. Die Arbeitsbedingungen in Dänemark und das gute Gehalt waren Anziehungspunkte für Gerhardt. Er bewarb sich und bekam die Stelle – wie viele andere seiner Landsleute – nach eigener Einschätzung rund 150. Nach einem Monat Sprachkursus wurde er dann direkt in den Dienst eingetragen. 

„Bios stand damals unter Druck und hatte Personalmangel. Dadurch, dass die Fahrzeuge nicht besetzt werden konnten, mussten sie Strafe zahlen. Ich denke, dass dies sie in den Bankrott getrieben hat“, so Gerhardt. 

Falck hat großen Stellenwert

Als dann die Region Süddänemark im August 2016 den Notfalldienst übernahm, bekamen die Angestellten ihm zufolge das schon erwähnte Versprechen. „Zu dem Zeitpunkt habe ich in der Südwest-Abteilung im Bereich Esbjerg-Ribe-Bramming gearbeitet“, so Gerhardt. Er erinnert sich, dass das Rettungsunternehmen Falck dort einen besonderen Stellenwert hat und hatte.  Zu Bios-Zeiten sei dort kei-ner der Falck-Retter in den Bios-Dienst eingestiegen. 

„Nach und nach wurden dann nach der Übernahme durch die Region viele der Bios-Mitarbeiter mit ehemaligen Falck-Rettern ersetzt“, so der ehemalige Mitarbeiter. „Obwohl es keinen offensichtlichen Grund gab, trennte sich Ambulance Syd im Einvernehmen von den Mitarbeitern“, erklärt er. 
Man habe über Monate noch Lohn an die ehemaligen Mitarbeiter gezahlt. „Es scheint so, als wollte man sich von den Bios-Leuten trennen.“ Zudem wurden plötzlich ständig Sachen hinterfragt und nachgeprüft, erklärt er. 

Niemand wollte etwas von den Problemen wissen

„Ich habe das Gefühl, dass wir (die verbliebenen ausländischen Mitarbeiter, Red.) rausgeekelt wurden. Wir wurden im Stich gelassen“, so Gerhardt, der seit 2018 am Hamburger Flughafen im Sanitätsbereich einen neuen Job gefunden hat. Er sei auch im Einvernehmen damals gegangen. „Über die Probleme, die wir bei unserer Arbeit hatten, wollte keiner etwas wissen“, so der enttäuschte  ehemalige  Mitarbeiter, „und ich bin kein Einzelfall“, unterstreicht er. 

Der Vorsitzende des prähospitalen Ausschusses der Region Süddänemark, Mads Skau (Venstre), habe bisher nichts von einem solchen Fall gehört, versichert er auf Nachfrage. „Das überrascht mich sehr. Ich hatte den Eindruck, dass unsere Mitarbeiter sich wohlfühlen“, so Skau. Der Direktor von Ambulance Syd, Steen Schougaard Christensen, war per Mail und Telefon bisher nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

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