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Auf der Spur der Hakenkreuze in Kopenhagen

Auf der Spur der Hakenkreuze in Kopenhagen

Auf der Spur der Hakenkreuze in Kopenhagen

Kopenhagen
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Das Hakenkreuz auf einem der Elefanten bei Carlsberg Foto: Walter Turnowsky

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„Nordschleswiger“-Journalistin Marle Liebelt hat auf einem Abdruck eines alten Plakats der Brauerei Carlsberg ein Hakenkreuz entdeckt. Und auch auf den Elefantenstatuen am ehemaligen Brauereigelände sind sie zu sehen. Kopenhagen-Korrespondent Walter Turnowsky hat das zum Anlass genommen, auf Spurensuche zu gehen.

Gäste, die in Kopenhagen das Gelände der ehemaligen Carlsbergbrauerei besuchen, könnten mit Verwunderung, wenn nicht gar Erschrecken reagieren – nicht zuletzt, wenn sie aus Deutschland kommen: Jeweils fast ein meterhohes Hakenkreuz ziert zwei der vier Elefantenstatuen dort.

Die Symbole haben jedoch in keiner Weise etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun, denn der Brauer Carl Jacobsen ließ die Elefantenpforte bereits 1901 erbauen. Und bereits 1881 registrierte er den Swastika als Warenzeichen. 

Die Elefantenpforte wurde vom Architekten Vilhelm Dahlerup entworfen. Foto: Walter Turnowsky

Wie Abdrucke von alten Werbeplakaten zeigen, zierte das Hakenkreuz auch die Etiketten der Bier- und Sprudelflaschen von Carlsberg. Damit hörte die Brauerei allerdings 1945 auf. 

Erst bei genauem Hinsehen... Foto: Marle Liebelt
... entdeckt man das Hakenkreuz auf dem Etikett. Foto: Marle Liebelt

Das Hakenkreuz ist nämlich seit Urzeiten in unterschiedlichen Kulturen bekannt und symbolisiert die Sonne. Es galt als glücksbringend. In der Induskultur wurde es bereits 3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung benutzt. Der Ausdruck „Swastika“ stammt aus dem Sanskrit. 

Im Hinduismus ist es bis heute eines der wichtigsten Symbole. Und auch im Buddhismus und Jainismus wird es bis heute verwendet. Sri Lanka versuchte 1957 vergeblich, den Swastika als Symbol für das Rote Kreuz des Landes anerkannt zu bekommen. 1977 startete Indien einen neuen, ebenfalls vergeblichen Versuch.

Hakenkreuze im Nydamer Moor

Doch auch in der nordischen Kultur kannte man das Hakenkreuz – hier als das Kreuz des Odin. Einen Nachweis dafür haben Archäologinnen und Archäologen unter anderem in Nordschleswig gefunden, und zwar im Nydamer Moor auf Alsen (Als). Kämme aus Knochen waren mit dem Symbol verziert worden. 

Auch im Mittelmeerraum verwendeten Völker im heutigen Italien und Griechenland das Sonnensymbol. Die Hellenen fügten sie häufig in Mäandern zu Bändern zusammen. Diese Ornamente sind später auch in griechisch inspirierter Architektur verwendet und lassen sich bei genauem Hinsehen an vielen solchen Gebäuden in Europa entdecken. 

Die Inspiration für die Elefantenpforte kam aus Rom. Foto: Walter Turnowsky

Es ist unklar, aus welchen dieser Quellen Brauer Jacobsen die Inspiration für seine Verwendung des Symbols holte. Wir wissen jedoch, dass die Inspiration für die Elefantenpforte an sich von Giovanni Lorenzo Berninis Statue eines Obelisk-tragenden Elefanten in Rom stammt. Der bekannte Architekt Vilhelm Dahlerup entwarf die Pforte im Aufrag des Brauers.

Das Sonnensymbol gefiel Jacobsen so gut, dass er es auch am Museum für seine Kunstsammlung, der Ny Calsberg Glyptotek, anbringen ließ. Ende der 30er-Jahre wurde es jedoch in ein anderes Symbol umgearbeitet. Der Grund? Nazis versammelten sich vermehrt bei den Ornamenten und salutierten ihnen. das berichtet das Medium „Atlas Obscura“.

Die Hakenkreuze an der Glyptotek wurden zu diesen Symbolen umgearbeitet. Foto: Walter Turnowsky

Der antisemitischen und okkultistische österreichische Autor Guido von List erklärte das Hakenkreuz in seinen Theorien zu einem Symbol für arische Reinheit. Es diente seit Beginn des 20. Jahrhunderts völkischen Gruppen als Ausdruck ihres aggressiven Nationalismus.  

Die NSDAP übernahm das Hakenkreuz 1920 als offizielles Zeichen.

Quellen: Carlsbergbyen, Den store Danske, Arkitekturbilleder, Lebendiges Museum Online.

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