Im Verlag Conbook ist in der „Niemals-Reihe“, in der in handlichen Taschenbüchern und gut lesbar bereits „kulturenthüllende“ Erkenntnisse über diverse europäische Länder erschienen sind, nun auch ein Werk über Dänemark aufgelegt worden. Auf dem farbig mit Legostein-Illustrationen verzierten Deckblatt des von Kristina vom Dorf verfassten 250 Seiten starken Taschenbuches liest sich der Buchtitel zunächst wie „Niemals Dänemark“.

Titel beim zweiten Blick sichtbar

Erst auf den zweiten Blick ist zu sehen, dass es vollständig heißt: „Was sie dachten niemals über Dänemark wissen zu wollen“. Und es gibt dazu den weiteren Hinweis: 55 überraschende Einblicke in das hyggeligste Land der Welt.

Das Buch dürfte vielen Menschen gefallen, die zu der während der vergangenen Jahre steigenden Zahl von Dänemarks-Fans gehören oder sogar mit einem Umzug in das bei Deutschen heutzutage meist beliebte kleine Land liebäugeln. Wer als „Dänemark-Versteher“ auf fundierte Informationen zu Land und Leuten, Politik und sozialen Fragen setzt, sollte beachten, dass viele der in 55 Kapiteln zu findenden Einblicke in das Innenleben Dänemarks mit einem Augenzwinkern aufgetischt werden. Manches ist überspitzt dargestellt, doch interessant wäre es auch zu erfahren, ob „echte“ Dänen, die lebenslänglich zum Aufenthalt in ihrem Königreich verdonnert sind, den Spaß verstehen, der bei der Lektüre des Buches zutage tritt.

Dänen kennen kein „bitte"

Zum Beispiel, wenn die Autorin verrät, dass die Dänen kein „bitte“ kennen, oder in der so tollen Hauptstadt Kopenhagen „Fahrradhorror und Todesgefahr“ entlang der dort stark frequentierten Fahrradwege oder gar „Supercykelstige“ herrscht.

Kristina vom Dorf notiert, dass sie sich eigentlich nicht den vielen Vorurteilen über „die Dänen“ anschließen möchte. Doch manchmal scheint es nicht ganz so einfach zu sein, diesen zu entgehen. Im immer teureren Kopenhagen fahren viele weite Strecken Rad, weil es im Zentrum für Geringverdiener, die es auch in Dänemark gibt, einfach zu teuer geworden ist.

Klischee Rostlaube

Wer in den vergangenen Boomjahren durchs Land gefahren ist, in dem immer mehr und auch größere Autos die dänischen Straßen teilweise überfüllen, muss feststellen, dass die Hinweise der Autorin auf die vielen dänischen „Rostlauben“ nicht mehr ganz aktuell sind.

Auch Angaben, dass im liberalen Land Dinge wie Drogenhandel nicht geahndet würden, sind nicht mehr aktuell, laufen doch seit Jahren gezielte Kampagnen gegen diverse Formen der Kriminalität, die vielen Däninnen und Dänen nicht mehr gefallen hat.

Es sind aber viele amüsante Geschichten in dem flott geschriebenen Buch zu finden. Seien es „Die langsamsten Handwerker der Welt“, „Die Dänen haben eine Flaggenmacke“ oder „Bei den Dänen wird die Milch in Rekordzeit sauer“. Sehr schön zu lesen sind auch die Ausführungen wie „Peinliche Stolperfallen beim Geografie-Wunder Dänemark“.

Nur eine Nummer

Gerade auch Dauerbewohner Dänemarks können in Abschnitten wie „In Dänemark bist du nur eine Nummer“ etwas zum Grübeln finden. Und wer im Gesundheitswesen des Landes, das die Autorin relativ gnädig beschreibt, einmal wirklich leiden musste, ob in einer Notfallambulanz oder in Behandlungs-Warteschleifen, kann und sollte sich den Abschnitt „Die Dänen verzichten auf Krankenhäuser“ zu Gemüte führen.

Das Buch ist mit 9,95 Euro sehr preiswert, was für eine Lektüre spricht, selbst wenn nicht alle „Dänemark-Versteher“ mit allem einverstanden sein dürften, was Kristina vom Dorf aufgespießt hat. Die Autorin ist mehrere Jahre in Dänemark ansässig gewesen und hat nach eigenen Angaben das Land lieben gelernt, in das sie eigentlich nicht unbedingt ziehen wollte.  

Kristina vom Dorf: Was Sie dachten niemals über Dänemark wissen zu wollen. Combook. Neuss 2022. 251 Seiten. Preis: 9,95 Euro.