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Fogh-Anklage: „Schröder war oft illoyal“

Fogh-Anklage: „Schröder war oft illoyal“

Fogh-Anklage: „Schröder war oft illoyal“

DN
Kopenhagen/Berlin
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Anders Fogh Rasmussen war kein Freund von Gerhard Schröder. Beim Treffen im Sonderburger Schloss anlässlich des 50. Jahrestages für die Bonn-Kopenhagener Erklärungen schien die Stimmung allerdings gut zu sein. Rechts die damalige und inzwischen verstorbene Museumsinspektorin Inga Adriansen. Foto: Jens Nørgaard Larsen/Ritzau Scanpix

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Ex-Staatsminister Anders Fogh Rasmussen spricht im Interview mit „DK4“ über sein Verhältnis zum früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Der frühere Staatsminister Anders Fogh Rasmussen (Venstre) hat in einem Interview in der Sendereihe Dansk-tysk med Matlok auf „DK4“ schwere persönliche Vorwürfe gegen den früheren deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erhoben, ja ihn sogar als „illoyal“ bezeichnet.  

Fogh hat in seiner Zeit als dänischer Staatsminister (2001-2009) nicht nur mit CDU-Kanzlerin Merkel zusammengearbeitet, sondern zuvor auch mit  SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder.

 „Wir hatten ein etwas angestrengtes Verhältnis wegen seiner Politik. Vor allem haben wir uns gestritten in der Frage des Irak-Krieges. Er spielte dabei nicht mit offenen Karten. Gegenüber dem amerikanischen Präsidenten Georg Bush hatte Schröder zu erkennen gegeben, dass Deutschland die USA im Irak-Krieg unterstützen würde,  aber als es dann ernst wurde, zog er seine Unterstützung  zurück. Er hat die Kriegsfrage nach meiner Ansicht auch im deutschen Wahlkampf missbraucht. Mit anderen Worten: Ich habe Schröder nie richtig trauen können“, sagte Fogh vor dem Hintergrund, dass sich Deutschland damals  zusammen mit Frankreich und Russland gegen den US-Einsatz in der „Koalition der Willigen“ (inklusive Dänemark) ausgesprochen habe.

Nächste Vertrauenskrise

Die nächste Vertrauenskrise zwischen Fogh und Schröder gab es am 13. Dezember 2002 im Kopenhagener Bella-Center beim EU-Gipfel mit der historischen Ost-Erweiterung.

Fogh hatte – ohne jedoch die anderen Gipfel-Teilnehmer davon in Kenntnis zu setzen – den  Dokumentaristen Christoffer Guldbrandsen damit beauftragt, einen Film hinter den Kulissen des Gipfels zu drehen. Der wurde im dänischen Fernsehen unter dem Titel „Fogh bag Facaden“ gezeigt und lief später  im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Alles Banditen“.

Darin wurden Szenen gezeigt, in denen Fogh als EU-Vorsitzender Schröder den Vorwurf machte, „der deutsche Kanzler habe keine Lust, über polnische Kühe zu diskutieren, weil seine Frau lieber in London shoppen gehen wolle“.

Der Film sorgte nicht zuletzt bei Schröder und Außenminister Joschka Fischer für große Verärgerung – und somit  für Risse im deutsch-dänischen Verhältnis.

Fogh: Schröder wie ein Bulldozer“

„Es gab viele Episoden, in denen sich Schröder  illoyal verhielt“, meint Fogh Rasmussen.

„Zum Beispiel auf diesem EU-Gipfel, wo Schröder an die Presse trat und einen erfolgreichen Abschluss verkündete. Er tat so, als hätte er den Erfolg durch große Geschenke an Osteuropa herbeigeführt, aber zu diesem Zeitpunkt waren viele Fragen noch völlig offen“, so Anders Fogh Rasmussen.

Kein persönlicher Draht

Er erinnere sich auch daran, dass er im Rahmen seiner Rundreise zur Vorbereitung des EU-Gipfels in Hannover Gerhard Schröder traf. Schröder war gerade als Kanzler wiedergewählt worden.

„Er empfing mich direkt mit den Worten, er sei sich darüber im Klaren, dass viele in Europa seine Wiederwahl nicht gewünscht hätten, sondern seine Abwahl erhofft hatten. Aber nun bin ich noch immer da, so Schröder. Das wirkte auf mich prahlend, großmäulig – wie ein Bulldozer. Nein, zu Schröder fand ich nie einen direkten persönlichen Draht“, erklärte Anders Fogh im Interview sein Verhältnis zu Bundeskanzler Gerhard Schröder.

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