Dansk-Tysk med Matlok

Deutscher Grünen-Politiker hofft auf dänisches Ja bei Volksabstimmung

Deutscher Grünen-Politiker hofft auf dänisches Ja bei Volksabstimmung

Deutscher Grünen-Politiker hofft auf Ja bei Volksabstimmung

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Flensburg
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Auf dem Dach des Flensburger Rathauses in 55 Meter Höhe und bei stürmischen Winden: Flensburgs Grünen-Politiker Rasmus Andresen im Interview mit Siegfried Matlok Foto: DK4

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Der deutsche Grünen-Abgeordnete im EU-Parlament, Rasmus Andresen, kommt aus der dänischen Minderheit und hat ein Herz für Dänemark. Aber zufrieden mit Dänemark ist er nicht, ja Teilbereiche der dänischen Politik empfinded der Flensburger sogar als „schmerzhaft“.

Der Spitzenpolitiker von „Bündnis 90/ Die Grünen“ im europäischen Parlament, Rasmus Andresen, hofft, dass eine Mehrheit der Dänen bei der bevorstehenden Volksabstimmung am 1. Juni für die Abschaffung des bisherigen Vorbehalts gegenüber einer europäischen Verteidigungspolitik stimmen  wird – „ebenso wie ich Finnland und Schweden als Nato-Mitglieder willkommen heißen würde“.

In der Fernseh-Sendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf „DK4“ verwies der Sprecher der 21 deutschen Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen im EU-Parlament auf die Zeitenwende nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, aber auch auf die Ungewissheit, die im Falle einer Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus entstehen könnte. Beispiele für neue europäische Herausforderungen, die Europa nur gemeinsam lösen kann.

Der Flensburger Rasmus Andresen hat die dänische Schule besucht und in RUC-Roskilde seinen Bachelor gemacht. Er spricht offen über seine großen Sympathien für Dänemark, spart jedoch vor allem angesichts der strammen dänischen Ausländerpolitik nicht mit Kritik an der dänischen Politik. Die hat sich nach seinen Worten auch seit der Regierungsübernahme durch Mette Frederiksens Sozialdemokraten nicht geändert.

Linke Parteien haben gegen die Rechte verloren

„Leider haben die linken Parteien in Dänemark diesen Kampf gegen die rechten Parteien verloren. „Statt eine progressive humanistische Politik zu führen, haben die  linken Parteien wie Einheitsliste, Sozialistische Volkspartei und Radikale Venstre, also Parteien, mit denen wir sonst viele Gemeinsamkeiten haben, leider manche Vorstellungen der dänischen Rechte übernommen. Und dies in einer Zeit, da die Herausforderungen auf diesem Gebiet in den letzten zehn Jahren stark zugenommen haben. Ohne eine gemeinsame europäische Politik in diesem Bereich werden wir diese Probleme aber nicht lösen. Ich bin weiterhin unzufrieden mit Dänemark und auch skeptisch, ob es Änderungen geben wird“, sagt Andresen, dem in seiner Fraktion „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“  auch zwei SF-Abgeordnete angehören – unter anderem die bekannte Europa-Politikerin Margrethe Auken.

„Aufgewachsen in der dänischen Minderheit, habe ich Dänemark stets als mein Vorbild betrachtet – sowohl was Wohlfahrt als auch was die Offenheit anbetrifft, die das progressiv-liberale skandinavische Modell  bisher getragen hat. Deshalb ist es schmerzhaft zu sehen, wie sich dieser solidarische Umgang mit anderen Menschen in der dänischen Ausländerpolitik geändert hat.“

Er sehe, so bedauert Rasmus Andresen,  „protektionistische Tendenzen in Dänemark wie auch in anderen kleinen Mitgliedsländern der EU“. Ihm fällt auf, dass die dänischen Abgeordneten in Brüssel einen ganz anderen Winkel in der EU-Politik verfolgen. Rasmus Andresen über seine dänischen Kollegen: „Sie denken viel mehr national, als es in der deutschen EU-Politik der Fall ist.“

Große Sorgen um die soziale Zukunft

Im Interview in der Sendereihe „Tyskland og Europa efter Merkel“ unterstrich Rasmus Andresen die aktuelle Notwendigkeit für mehr Gemeinsamkeiten in der EU-Politik, fordert aber auch angesichts der Tatsache, dass in Frankreich Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen 41 Prozent der Stimmen erhalten hat, eine Kurskorrektur in der EU. Vor dem Hintergrund von Inflation und der enorm gestiegenen Energiepreise befürchtet Rasmus Andresen eine schwere wirtschaftliche Krise mit ernsten Konsequenzen für viele Menschen. Diese Probleme werden zwar in Deutschland und Dänemark diskutiert, aber was geschieht in Italien, Griechenland  und Spanien, wo die Folgen möglicherweise sogar die Finanzkrise übertreffen werden. „Wir Europäer müssen eine gemeinsame Antwort auf diese sozialen Herausforderungen finden. Wenn das nicht gelingt, dann ist es durchaus möglich, dass die Briten nicht die Letzten gewesen sind, die die EU verlassen haben.“

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